Ein Wort zum Sonntag am Samstag im Ersten

Die neusten Meldungen lassen meine restlichen Zeilen beinahe überflüssig werden, aber ich stelle sie trotzdem online.

Lützerath ist abgehakt, der Ort wurde allein wegen der Millionen, die die Kohle RWE einbringt, platt gemacht. Ob wir diese Kohle tatsächlich zum Einsatz bringen werden, ist fraglich, denn schon überschlagen sich die Meinungen des Für beziehungsweise Dagegen schon wieder. Der LEAG-Chef in Cottbus, kann sich einen früheren Kohleausstieg als 2038 vorstellen, wenn die Kraftwerke auf Wasserstoff umgerüstet würden, dennoch macht Jähnschwalde Negativschlagzeilen; die geplante Abpumpung von Grundwasser ist das Problem. Und die Leopard-II-Panzer werden jetzt in die Kriegsregion versandt, nach langen Debatten. Meine stille Hoffnung, dass sämtliche Gespräche doch noch zur Abrüstung führen würden, hat sich somit leider nicht erfüllt. Keine Frage, den Menschen in der Ukraine muss geholfen werden. Doch Putins Zorn und seine Unberechenbarkeit machen mir Angst. War Angela Merkel während ihrer Amtszeit eine Putin-Flüsterin? … und wir haben das alle nur nicht mitbekommen?

Meine Hoffnung in diese Regierung schwindet, auch die, in die Grünen gesetzte. Es scheint nicht machbar, angesichts der Erkenntnisse, die wir ja nun unweigerlich inzwischen alle gewonnen haben dürften, endlich anzuerkennen, dass ein nicht geringer Teil der deutschen Bevölkerung mit der derzeit getätigten Form von Politik nicht so recht einverstanden ist. Dabei sind diese Jungen von heute, die ich im Fokus habe, die Alten von morgen. Die gnadenlose Respektlosigkeit, mit der ihnen begegnet wird, die wirft einen riesen Schatten auf die heutige ältere Generation, die sich total verhoben hat. Die Verantwortlichen halten trotzdem weiterhin fest an Altbewährtem und favorisieren anzutreibendes und ewig wichtiges, wirtschaftliches Mehr-Wachstum.

Es gäbe wichtigeres als KOHLE; gesicherte Bildung und bezahlbarer Wohnraum für alle zum Beispiel, die aktuellen Zahlen zu fehlenden Wohnungen für Geringverdiener sind wirklich dramatisch. Anderes Problem: die dringend notwendige Verkehrsberuhigung durch ein Tempolimit und klar, ebenso eine  zukunftsfähige Energieversorgung. Anders wird die ZEITENWENDE nicht gelingen. Die Angst scheint um sich zu greifen, womöglich doch noch in diesem Leben zur Verantwortung gezogen zu werden. Anders ist diese aggressive Grundstimmung nicht zu erklären, mit der anscheinend versucht werden soll, von den eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken. In den Sitzungssälen fühlen sich unsere Volksvertreter zwar gut aufgehoben und auch bestens klimatisiert, aber draußen, in der freien Wildbahn, da kann es passieren, ungeschützten Begegnungen mit Artgenossen eines anderen Schlages, nicht ausweichen zu können. 

Den gestandenen Wissenschaftler Hans Joachim Schellnhuber, (auch bekannt unter dem Begriff Klimapapst) als ÖKONAZI zu bezeichnen, weil er seine Arbeit macht, ist als Ausdruck von reinster Hilfslosigkeit zu verstehen. Bei all dem, was unsere Gesellschaft gerade umtreibt, gilt es den nötigen Überblick zu wahren und vor allem auch, eine gesunde Distanz zu den eigenen Emotionen! Diese ist notwendig, um auch mit anderen Meinungen umgehen und sie als gegeben respektieren zu können. Nicht einmal mein Rechtschreibeprogramm kennt dieses abwertende Wort Ökonazi und setzt zu recht einen dicken roten Strich unten drunter. Damit, dass Saskia Ludwig (CDU) ihren Tweet angeblich gelöscht hat, scheint die Angelegenheit für sie erledigt zu sein. Die Medien gaben ihr darüber hinaus die Möglichkeit, sich zu erklären. Mich überzeugt das alles aber nicht, denn gesagt ist gesagt. Ihr Argument, dass überwiegend die kleinen Leute die übergriffigen Ideen der Wissenschaftler zur Senkung von CO2 ausbaden müssen, es ihnen jedoch an den Möglichkeiten dafür mangelt, wirken auf mich wie an den Haaren herbeigezogen. „Bürger mit geringem Einkommen dürfen als ausgemergelte Leitplanken dienen, damit die Damen Neubauer und Co. ihre Tesla Model S Plaids auf den Straßen von Berlin, München und Hamburg spazieren fahren können.“ (Zitat Saskia Ludwig, MAZ vom 27.1.2023, Potsdam-Teil, Artikel „Das Ende der Demokratie“)

Moment mal, handelt es sich bei den erwähnten Damen etwa um Saskia Ludwigs Lieblings-Erzfeindinnen? Befinden sie sich womöglich allesamt in einem Zickenkrieg? So könnte ich es als Außenstehende jedenfalls interpretieren – so derart viel Unsachlichkeit und Häme stecken in Frau Ludwigs, hochgradig peinlichen Worten! … dass ich darüber schmunzeln muss und zu meiner eigenen Schlussfolgerung gelange:  

… künden Saskia Ludwigs Aussagen, nicht eventuell einfach nur von einem gewissen Jugendneid, der sie plagt?

Beim recherchieren ist mir jedenfalls aufgefallen, dass die Politikerin ihre Haarfarbe krass gewechselt hat … oder wechseln musste! Von kraftvollem Dunkelbraun hin zu gedämpftem Blond! Man tut sich als Frau solche radikale Maßnahme nur an, wenn „Grau“ die Überhand bekommen hat. Ich weiß um das Problem, weil auch ich als Jüngere besonders einer älteren Kollegin, die ihre Unzufriedenheit nicht in den Griff bekam – wegen vermeintlich abnehmender Jugendlichkeit? – in die Queere kam. Sie ließ mich ihre 10 Jahre reifere Erfahrung und Qualifikation bei allem spüren, konnte aber nicht anerkennen, dass ich ebenfalls ein Ziel vor Augen hatte, das mir wichtig war. Und so rieb sich diese Frau an mir, bis aufs Blut … und das war der Bruch. So banal es klingen mag, aber solche privaten Emotionen überschatten manchmal die geführten Debatten … da muss frau drüber stehen können. Am Zustand und den Farben ihrer Haare soll es doch jedenfalls nicht liegen, wenn Frauen – die etwas bewegen wollen – sich in denselben liegen!

Jeder wird doch wohl auf seine Weise seinen Beitrag leisten können! … wovor also fürchtet sich Frau Ludwig, dass sie sich an die Geringverdiener, deren Belange sie vorschiebt, förmlich ranwanzen muss, dies etwa nur, um wiedergewählt zu werden? Als eine der Kandidatinnen, die ansonsten bei der Verabredung zu höheren Diäten zum Beispiel, keinen Weinkrampf kriegt, wenn zu deren Berechnung nur nach den Besserverdienenden geschielt wird. Ihre Rechtfertigung klingt jedenfalls derart verlogen und negiert die wissenschaftliche Arbeit in einer abwertenden Art und Weise, dass ich bald selber einen Weinkrampf bekomme, nämlich beim Schreiben darüber! Ob „Öko-Faschismus oder totalitäre Klimadiktatur, Fakt ist: Die aktuellen Forderungen nach drei Tonnen CO2 pro Jahr und Bürger bedeuten das Ende einer freiheitlichen Demokratie.“ Sagt sie. Und hat offensichtlich überhaupt keinen Willen, zu verstehen. Ich kann nur sagen; scheiß was auf diese Form von freiheitlicher Demokratie, die sich um den Naturerhalt und unseren Planeten, einen Dreck scheren will!

Die 54-jährige CDU-Politikerin ist „Eine von hier“, wie sie auf ihrer Homepage betont. Seit 2004 arbeitet sie als Abgeordnete im Landtag Brandenburg und war 2019-2021 Mitglied des Deutschen Bundestages gewesen. Sie spricht dem Souverän aus dem Herzen, der zu Schellnhubers Ansage folgende Auffassung hat: „Drei Tonnen CO2 pro Mensch und Jahr – wenn so etwas kommt und kontrolliert wird, haben wir den totalen Überwachungsstaat. Alles was ein Mensch braucht wird ausgerechnet und bewertet. Alles im Namen des Klimas“… (Meinungsseite der MAZ, 31.1.2023) Kein Einsehen haben und nicht nachgeben wollen, nur um an alten Verhältnissen festzuhalten? Am Herkömmlichen praktisch kleben zu bleiben, ist doch aber nur  ein armseliger Ausdruck von purem Egoismus, finde ich! Geht es den Kritikern – wenn sie entrüstet aufschreien – nicht nur um die Beibehaltung dessen, was man eine gute Stellung und ein gutes Leben nennt? Daran aber soll doch überhaupt nicht gerüttelt werden! Nur die Prioritäten müssen neu gesetzt werden, ist das denn wirklich zu viel verlangt? Und, ich gebe zu bedenken – überwacht werden wir alle doch bereits! Ständige Überwachung ist doch kein Argument … wir haben uns nur an diese allgegenwärtigen, sanften und oder auch weniger sanften KI-Überwachungsmethoden, gewöhnt! Wer etwas auf sich hält, trägt eine Überwachungs-Smart-Watch sogar am Handgelenk und auch das Smartphone gibt stets Auskunft darüber, wo wir uns gerade befinden!

Und noch ein Wort zum Thema Kleben: eine schwarz-braune, klebrige Masse, wird in einem Musik-Video, dass ich ganz am Ende empfehlen möchte, noch extrem wichtig.

Es hängt schließlich alles mit allem zusammen! Darum bin ich bestrebt Position zu ergreifen, um die Kräfte, die politisch sozial und zukunftsgewandt denken und handeln, zu unterstützen (siehe auch Haldenwang-Zitat). Und in diesem Zusammenhang, nämlich wie miteinander umgegangen wird, bewegt mich auch die Frage was die öffentlich Rechtlichen sich wohl dabei denken, nun schon seit Jahren ein aalglattes Fossil von Mann auf die Bühne zu schicken und auf die Menschheit loszulassen, das die Leute zu gern gegeneinander aufhetzt? Ich bin ja auch ganz gern mal hinterlustig, mein Galgenhumor rette mich schon aus so mancher Klemme; ich bin zumindest ein als merkwürdig zu bezeichnender, komischer Vogel! … aber es gibt Grenzen! Andauernd über Klimaaktivsten und Grünbewegte zu lästern, indem Vorurteile bedient werden, rückt die Frage auf den Plan; was hat der eigentlich davon? Ich neige dazu, ihm zu unterstellen, dass er seine Schmähungen allein aufgrund der Tatsache, dafür Geld entgegen zu nehmen, vor Publikum ableistet. Denn seine Witzchen sind zu überdeutlich! Wird die Comedy-Szene von Leuten, die Angst vor einer Machtübernahme der Jugend befürchten, dazu angetrieben, denen den Garaus zu machen? Es ist ja nicht Nuhr alleine auch andere (Beispiel Lisa Eckhart) machen bereitwillig mit und hängen sich dran, weil sich im (erfolgreichen) Kultur- und Kunstbetrieb voneinander natürlich gut profitieren lässt – wenn man sich nur klug genug anstellt. Der Gerechtigkeit halber will ich feststellen, dass es auch anders geht.

Der Frontmann von „EXTRA 3“, Christian Ehring, hat es offensichtlich nicht nötig, sich von der CDU und der FDP und diversen anderen konservativen Kräften, schmieren zu lassen.

Nuhr (den Dieter) traf es jetzt wohl selbst mitten ins Ego-Zentrum. Es ist zu vermuten, dass auch andere (Kollegen?) befanden, er habe eine Schmerzgrenze überschritten. Vielleicht brauchte er diese Lektion! Thema: unterschätze nie deine Gegner! Wie ich darauf komme? Alles nur Bauchgefühl! Er sprach davon, sich seine, von Altkabarettist Dieter Hallervorden erhaltene, bronzene Wühlmaus, die eigentlich Kurt Krömer bekommen aber nicht (!) abholen wollte, auf sein Gästeklo zu stellen, denn dort, so sagte er, „müsse jeder Besuch irgendwann mal hin.“ Intelligenz schützt nicht vor Überheblichkeit. Ich kann mir doch nicht selbst alle Freiheit (der Kunst) genehmigen wollen und gleichzeitig diejenigen (die Grünbewegten und Aktivisten), die ich kritisiere, auf ihr „Superheldenimage“ festnageln wollen, nur, weil mich deren Selbstbewusstsein zu sehr juckt!

Ich habe nichts gegen Überspitzung und Ironie. Aber ich habe Sorge, dass das kaum hinterfragende, wenig selbstkritische und zu keiner Selbstreflexion bereite Publikum im Saal und vorm TV-Gerät, abstumpft und dicht macht. Wenn Intelligenz überbeansprucht und damit also verfehlt zum Einsatz gelangt, weil alles Naheliegende, Essentielle und Wesentliche gerade als Thema nicht infrage kommt – weil zu gewollt(!) erscheinend und darum abgetan werden muss, hat das mit Satire und Humor nichts mehr zu tun. Kritik ist dann allein der simplen Tatsache geschuldet, diesem Wichtigen lediglich trotzig etwas entgegen setzen zu müssen, denn widerspruchlose Akzeptanz wäre zu banal, deshalb muss über die vermeintlich hochgeputschten Emotionen, knallhart drüber gestapelt werden.

Ausgiebig zu lachen und zu scherzen, denn „lustig sein und optimistisch denken, das kann doch nicht schaden!“ … so der Dieter, ist wichtiger dennje geworden. Nicht komische Komiker und Kleinkunstkreative leben gerade ganz gut davon. Aber das hatten wir alles genauso schon einmal – wer wüsste das nicht besser als die ehemaligen UFA-Stars Heinz Rühmann, Hans Albers und Theo Lingen? Genau, Amüsement als Taktik, um vom richtigen Leben abzulenken! Mit genügend Humor lässt sich doch alles gleich viel besser ertragen! … gönnt uns unstillbar hungrigen, albernen und super geilen, einfach nicht weise und klug werden wollenden Alten, doch das bisschen Vergnügen … haben wir Spaß und lachen wir uns gehörig schief auf anderer (jüngerer) Leute Kosten! … das wirkt entspannend und beugt unangenehmen Überraschungen vor … beispielsweise solchen Aktionen, die die verblödete Jugend womöglich aushecken könnte, um wieder und wieder und wieder nur die Welt retten zu wollen, die nach unserer (konservativen) Meinung, gar nicht gerettet werden will! … Aber diese junge und ernste Generation, die ja eher noch als die zu dummen Alten, dazu legitimiert wäre, Sturm und Drang ausleben zu dürfen, weil manche von ihnen ihre Pubertät gerade erst hinter sich gebracht haben, die sollen gefälligst nicht aufmüpfen. Und wenn sie schon unbedingt aufbegehren müssen, dann sollten sie dies gefälligst leise und bitteschön ausreichend kultiviert tun, um auf der sicheren (unauffälligen) Seite zu bleiben.

Das gilt in besonderem Maße für diese nervenden jungen Frauen!

Generationen von Frauen vor ihnen hatten es schwer in ihren Berufen voran zu kommen! Somit wäre eigentlich Solidarität anstatt Häme angebracht. Und für Frauen aus dem ehemaligen Osten war und ist es noch immer, sehr viel schwieriger sich durchzusetzen. Nur in der Politik scheint es zumindest für einige von uns, zu funktionieren. Nicht so in meinem Fach. Familiäre Vor-Erfahrungen (und damit einen Namen) nutzen zu können, hilft eventuell, denn nur so hat man die Füße bereits halbwegs dort, wo man sie hinhaben will und bekommt auch als künstlerisch tätige Frau, eventuell eine Chance. Es scheint sich aber trotz dieser Behinderungen, die es für Frauen zu umgehen gilt, inzwischen herumgesprochen zu haben, dass diese durchaus Potential in sich tragen. Deshalb lässt mich ein Satz wie dieser: „Wer Geld mit Kunst machen will, muss Werke von Frauen kaufen“ … schon ein bisschen auf Besserung – noch in diesem Leben – hoffen!

Ich fand diese Textzeile (eines Galeristen) zufällig auf Instagram.

Leider ist Insta aber nicht meins, das habe ich ausprobiert. Ich komme damit nicht klar. Ständig gilt es aktuell zu bleiben und neue Mitteilungen, selbst wenn es keine geben sollte, zu posten. Außerdem finde ich es anstrengend anderen Leuten Herzchen zu vergeben, selber aber nur allzu selten welche zu erhalten! Da kann einem doch die Lust total vergehen! Ich empfinde es als eine Art Falle, in die man unter Umständen direkt hinein geleitet wird … dann gibt man sich Mühe, wegen der Follower, die man gern hätte und schwupps, postet man plötzlich die niedlichsten Videos. Ja von was? … von Kätzchen! … obwohl man das gar nicht wollte … klar, ich bin selber schuld, ich könnte mich ja anpassen … zumindest unsere Hündin wäre eine Option wert, denn unser Pünktchen ist ist ja doch ziemlich lustig. Sie sagt aber: nein danke, lieber nicht! Also gucke ich mir weiterhin lediglich die Infos der Museen und Galerien an, um auf dem Laufenden zu bleiben. Küche und Beauty brauche ich nicht, denn ich habe einen guten Koch an meiner Seite.

Und was Letzteres, also die Schönheit betrifft, nun, ich bin mit mir zufrieden. Weil die Natur bloß gut, auf Balance ausgelegt ist!

Früher plagte mich immer ausgerechnet dann, wenn es partout nicht passte, irgendein blöder Pickel meist mitten im Gesicht. Jetzt haben die, die früher keine hatten und immer glattrosig aussahen, die Falten! Und den besten Tipp um Energie (und Nerven!) zu sparen, den finde ich auch nicht auf Instagram, sondern ganz analog gelesen, in der Zeitung; Maulwürfe schrumpfen im Winter ihr Gehirn! Na also, da habe ich nun endlich den Beweis schwarz auf weiß dafür, dass das also möglich ist! Denn ich hatte schon oft den Eindruck, es gibt inzwischen nicht nur Maulwürfe, die das können! Und es gibt sogar spezielle Protagonisten, die bekommen es auch im Sommer hin! Wer über diese wunderbare Gabe verfügt, der schafft es jedenfalls viel besser durch alle nervtötenden Krisen hindurch zu kommen und das, ohne hierbei auch nur den kleinsten Schaden zu nehmen.

Seit ich beispielsweise weiß, dass mein Unternehmen als haushaltsnahe Dienstleistung von jemandem beworben wird, der mich gar nicht kennt, dafür aber Fotos verwendet, die er meiner Homepage entnommen haben muss ohne mich gefragt zu haben, bin ich zwar davon überzeugt (zwinker, zwinker!) auf gutem Wege zu sein – dies aber, und das stört mich daran – nicht unbedingt als Künstlerin. Denn ihm ist anscheinend bei seiner Beurteilung (4 Sterne bei 0 Bewertungen! … das muss man erst einmal so hinbekommen!) nichts Besseres eingefallen als Haushalt mit Frau zu kombinieren, denn Kunst ist nicht so sehr sein Ding  … wahrscheinlich hat dieser Internetprofi ebenfalls aktiv sein Hirn schrumpfen lassen und sammelt nun auf geniale Weise und ohne viel Arbeit zu investieren, Klicks, denke ich jedenfalls, denn mir ist aufgefallen, dass er sich auch rührend um andere potente Frauen wie mich, kümmert.

Aber Fakt ist leider nun einmal, dass Frauen lieber Kinder gebären sollen, anstatt zu rebellieren oder albern zu sein. Und Kunst machen brauchen sie auch keine, wozu? Es gibt doch genug Männer, die das erfolgreich tun und auch der Dieter, der den Maulwurf ebenfalls gut kennt, hat jetzt mehr Zeit dafür. Das Foto von der Situation als Polizeikräfte Greta Thunberg und Luisa Neubauer abführten, gab wieder massenweise Energieschübe all jenen, die den beiden jungen Frauen immer schon unterstellten, lediglich Medienwirksamkeit abfassen zu wollen. Dabei handelt es sich doch um Aufmerksamkeit, die sie aber natürlich dringend brauchen! … um nämlich mit den profilierten Herren und Damen von der Politik, auch mithalten zu können.

Es ist einfach jedes auch noch so ehrenhafte Anliegen, in den Schmutz zu ziehen. Sachverhalte derart zu verdrehen, dass sie rein gar nichts Gutes mehr in sich tragen, gehört sich heute so. Ich (als Ossi) brauchte ewig, um diese Sprache überhaupt als lieb und gut gemeinte Ansage in meine Richtung beispielsweise, in ihrer Deutlichkeit zu verstehen. Inzwischen bin ich klüger, reagiere aber trotzdem nie wie ich sollte, denn ich fühle mich einfach nie angesprochen! Ich wurde und werde leider immer nur missverstanden. Nehmen wir beispielsweise das nebenstehende Foto, das mich im Potsdam-Museum mit Sperlzeug auf dem Kopf zeigt. Die Gelegenheit wollte genutzt sein und hätte als lustig verstanden werden können und müssen (!) und was sagen die Leute? … die Alte spinnt doch! Ernüchterndes Fazit: Ich werde weder lustig noch ernst genommen. Ich bin immer nur provokant.

Klar, Frauen, die Kinder produzieren, sind total ausgelastet und kommen deshalb zwangsläufig auf viel weniger dumme Ideen. Doch das Allerwichtigste – worüber nicht gern gesprochen wird ist, – dass junge Frauen und Männer (mit Kinderwunsch) dringend gebraucht werden, weil sich Deutschlands Regierung ansonsten fremde Kinder (von Migranten) erst ausborgen müsste! Sie brauchen den Nachwuchs natürlich, um das leidige Problem mit den zu vielen Älteren, überbrücken zu können. An Chinas Beispiel ist gerade sehr schön mitzuverfolgen, wie dies zum Problem werden kann, wenn die Frauen erst einmal auf die Idee gebracht worden sind, keine Lust mehr zu verspüren, sich ums KleinKlein kümmern zu wollen. Wenn Frauen (wie Männer) z.B. Unternehmen leiten oder (wie die Aktivistinnen) die Welt retten müssen und nebenbei den Haushalt wuppen, fehlt ihnen schlicht die Zeit und auch die Energie dafür. Die einfachste Lösung, deshalb allen Frauen ihre Aufstiegschancen zu verwehren, ist aber der verkehrte Ansatz. Eine derart frauenfeindliche Einstellung wie sie derzeit von Regierungsseite zu verzeichnen ist, mit Zukunftsaussichten, die alles andere als rosig zu bezeichnen sind, – die kann deshalb auch nicht ohne Folgen bleiben. Wieso bedenkt dies aktuell gerade niemand? Wollt ihr (Regierung) wenn’s als solches erst sichtbar geworden ist, das leidige Problem, dieses wieder nur mit Geldgaben beheben?

Die gebildete Jugend von heute hat zum Gelde eine andere Beziehung, ich wette, die pfeifen drauf und lassen sich nicht erpressen! Wenn immer wieder von Druck die Rede ist, den die Klimaaktivisten auf die Regierung mittels angeblicher, terroristischer Verbrecher-Methoden ausübten, um diese zu zeitnahen Veränderungen (die Not tun!) zu drängen – sprich Politiker zu nötigen und zu erpressen – kann ich nur müde feststellen; es scheint mir (im Sinne der Schuldumkehr) genau andersherum zu sein.

Der Druck, der den jugendlichen Gegendruck erzeugt, kommt von Seiten einer nur sehr zögerlich handelnden Politik.

Auch in Russland setzte die Welt vermehrt Hoffnung in die Kraft der Frauen. Das Beste wäre es daher gewesen, wenn die Frauen und Mütter Putin davon hätten überzeugen können, von seinen Plänen abzulassen. Leider verhielten sich die Russinnen bis dato nicht wie erhofft, dazu hätten sie sich alle einig sein müssen: Kriegsende durch Liebesentzug! … (Beispiel Lysistrata von Aristophanes) … Frauen verschwören sich, um dadurch den Frieden zu erzwingen. Wären so viele von den Frauen auf dieser Welt nicht abhängig und zu schwach sich zu organisieren, könnten sie in der Tat viel mehr bewegen. Es ist ja nicht von der Hand zu weisen, dass Frauen zum Leben naturgegeben eine andere (pazifistische) Haltung entwickeln. Unter Schmerzen Kinder zu gebären, lässt Frauen offensichtlich tiefer fühlen als Männer, die von Natur her anders ausgestattet, solche Schmerzen in ihren Leben nie kennenlernen und darum das Leben ganz anders bewerten. Folglich fällt es Männern deshalb anscheinend auch leichter, einen Schlagstock zu führen.

Die Christin im Fernsehen lässt in ihrem Wort zum Sonntag (an einem Sonnabend) nur diese eine Botschaft sanft lächelnd gelten, nämlich die, dass sich alle Menschen in diesen Zeiten mehr im Zweifeln üben sollten! Denn allein der Zweifel, so lässt sie verlauten, der machte uns zu besseren Menschen! Und dies auch in Lützerath! Nach sechzig Jahren intensiven Lebens und Erfahrens weiß ich aber, es ist müßig darauf zu bauen, dass sich schon alles mittels freundlicher Gedanken und Liebe, irgendwann von allein lösen werde, denn es funktioniert einfach nicht. Derjenige, der zuvorkommt und nachfragt mit seinen dämlichen Selbstzweifeln, der gilt als schwach.

Das Sprichwort sagt es; Der Kluge (egal ob Mann/Frau und Divers) ist immer auch der Dumme.

Nun kann ich, die ich nirgendswo eingebunden bin, solche drastischen Formulierungen treffen. Aber die meisten Menschen innerhalb dieser Gesellschaft können oder wollen das nicht. So müssen Kompromisse gefunden werden und für die Suche nach den besten, braucht es immer Zeit. Zeit, die wir nicht haben! Und deshalb braucht es Überzeugungskraft. Es bleibt den jungen Menschen also im Sinne der Zukunftserhaltung nichts weiter übrig als in Geschlossenheit für Veränderung einzutreten, auch, wenn andere diese nicht für notwendig halten. Denn – wenn’s schief geht fragt niemand mehr danach wer auf welcher Seite gestanden hat!

Deshalb ging es in Lützerath auch eher um die Symbolkraft, die damit verbunden worden ist, die Kohle tief unten in der Erde zu belassen! Inzwischen ist der Ort leergeräumt und die alten Häuser wurden abgerissen. Einzelschicksale interessieren da nicht. Die Sache wurde beschlossen, also wurde sie auch zu Ende gebracht.

Mehr als 20 Jahre ist es nunmehr her, da richteten wir Älteren unser Augenmerk gegen die Ausbeutung der Natur und gegen Umweltverschmutzung und die Zerstörung der gewachsenen Landschaft, in die Lausitz. Damals stand das Dörfchen Horno im Mittelpunkt der Berichterstattung. Kohle zu fördern bedeutet in erster Linie ganz unsentimental – unter Einsatz von Geld und Gerät – Gewinn erwirtschaften zu wollen. Dazu bedarf es der steten Auslastung dieser Gerätschaften und Maschinen, die, wenn sie untätig herumstehen, nur Verluste einfahren. Wer einmal einen Tagebau mit eigenen Augen sah, der weiß von der brachialen Gewalt und den immensen Aufwendungen zu berichten, die zur Anwendung gebracht werden, wenn die Kohle aus der Tiefe heraus befördert wird. Um ein Windrad aufzustellen muss weniger Natur in dessen Umfeld weichen. Das Feld zu bestellen, auf dem es steht, ist weiterhin möglich. Trotzdem will man Windräder nicht in der Landschaft stehen haben. Die Kohlegrube, die wie eine aufgerissene Wunde in der Landschaft klafft, wird eher noch als unvermeidbar hingenommen, vor allem, wenn man weit weg davon wohnt. Das Drama an ihrem Rand bleibt denen vorbehalten, die sich bis dicht heran, an den Abgrund wagen.

Der Mensch prägt sein Umfeld wie kein anders Tier; spannt Fernleitungen über Ackerland und Wald und stellt Funk-und Sendemastanlagen auf und zerschneidet mit einem Netz von Autobahnen das gesamte Land. Durch unsere, geradezu verkehrsgünstig gelegene Ortschaft zum Beispiel, führt die A-10 unter einer Brücke mitten hindurch und schneidet das eine Drittel indem auch wir leben, vom Dorfgeschehen einfach ab. Auf beiden Seiten – Vor und Dahinter – lärmt von unten kommend, der Verkehr.

Unschön mitten durch

Im Zuge dessen, den Berliner Ring und in diesem Zusammenhang auch unseren Autobahnabschnitt der A-10 noch breiter zu gestalten, mussten die Häuser und Bäume (die den Lärm und Schall abdämpften) links und rechts von der Brücke vor einigen Jahren weichen. Das rüde abgeholzte Areal wirkt seitdem irgendwie unentschlossen und beschädigt, etwa so, als würden sich die beiden Seiten Vor und Dahinter rein gar nichts mehr zu sagen und wenig miteinander gemein haben. Es scheint aber niemanden wirklich zu stören … alle leben mit der Autobahn und ohne die abgeholzten Brückenrandbäume – im Gegenteil, es würde als sentimental abgetan, sich darüber zu beklagen, wie nackt das jetzt aussieht und wieviel lauter die Bewohner der umliegenden Häuser, es nun haben. Sie sind daran gewöhnt!

Fakt ist aber auch, dass sich freut, wer nicht betroffen ist!

Warum schreibe ich das? Weil mir auffällt, dass es Interessenkonflikte sicherlich immer schon gab, jedoch in heutiger Zeit von manchen anders vorgegangen wird sie zu seinem eigenen Gunsten so zu lenken, dass man seinen Vorteil (und eben keinen Nachteil) davon hat. Das bedeutet, es wird gleich vorab entschieden aufbegehrt, um beispielsweise sicherheitshalber gegen eine eventuelle Aufstellung von Windrädern vorzugehen. Dabei gibt es immer Vor-und Nachteile, die bedacht werden könnten. Doch niemand regt sich darüber auf, wenn ohne jede Einsicht von vornherein solche sanfteren Methoden zur Gewinnung von Energie, ausgeschlossen werden, solange die drastischen Maßnahmen woanders und weit weg vor den Haustüren anderer Leute stattfinden. „Wir wollen den Bau von „Monsterwindrädern und damit die Verspargelung unserer schönen Landschaft, keinesfalls unterstützen.“ So wird argumentiert.

Ich plädiere zu mehr Mut, sich wieder vermehrt in gegenseitiger Empathie zu üben. Mehr Allgemein- statt Eigeninteresse! Anders sind die Aufgaben, die vor uns stehen, nicht zu bewältigen und immer nur mit dem Kopf durch die Wand, so kommen wir nicht weiter.

Ebenso wenig, wie der alte Baum sich nicht verpflanzen lässt, wollen auch Menschen ihre Scholle nicht aufgeben müssen. Das nicht mehr existente Dorf Horno ist ein Beispiel dafür, wie schlimm das für die Menschen gewesen ist, es doch tun zu müssen. Horno wurde abgebaggert und ist damals etwas weiter entfernt vom Tagebaugeschehen, neu aufgebaut worden. Tageszeitungen aus den 2000-er Jahren belegen, wie sehr die Bevölkerung damals um ihr kleines Dorf gerungen hat. Die neuen Häuser mit neuen Gärten drumherum waren der Kompromiss, den die Bundesregierung, damals noch unter Vertretung des Umweltministers Matthias Platzeck (SPD), in Zusammenarbeit mit der Laubag fand. Ob die Menschen dort auch glücklich wurden, darf inzwischen angenommen werden. Nur wissen tut man es nicht.

Ich zitiere im Folgenden aus einem Artikel der PNN vom 23.11. 2000 – mit der Überschrift: „Dieses Dorf hat man kommunalpolitisch tot gemacht“, worin sich der Ortsvorsteher Bernd Siegert, über die drohende Abbaggerung seines Ortes äußert. Im Artikel schwingt die leider vergebliche Hoffnung mit, das Unglück doch noch abwenden zu können …

Die Dorfbevölkerung lebte zu der Zeit, als der Text erschien, schon seit 23 langen Jahren unter enormem psychischem Druck, weggebaggert zu werden. Es gab bereits 1977 erste – noch zu DDR-Zeiten gefasste Planungen, was sämtliche familiäre Entwicklungen der Einwohner negativ beeinflusste, die nicht mehr gut zu machen waren. „Bei allen Aktivitäten, wenn es um Arbeitsplätze ging, wurde immer Horno vorgeschoben“, sagte Bernd Siegert, der der MAZ erst kürzlich wieder, aus dem aktuellen Anlass Lützerath betreffend, erneut für ein Interview zur Verfügung stand.

„Horno ist ein Skandal“, sagte er damals und fragte konkret, „wenn es denn Horno einmal wirklich nicht mehr geben sollte, wer dann der Sündenbock ist.“ Die Hornoer trugen sich mit den Gedanken, dass sich alles gegen sie entscheiden sollte. Sie beteiligten sich (wie absurd!) also an den Planungen zur Umsiedlung, nachdem eine Umfahrung des Ortes ausgeschlossen worden war und hofften trotzdem, dass der Kelch an ihnen vorbei gehen würde. Einige Einzelne klagten bis hin zum Bundesverfassungsgericht. Doch ansonsten hoffte die Dorfgemeinschaft darauf, dass die neuen Eigner (HEW) sich kompromissbereiter zeigen würden als Laubag und Veag, die bis dato das Sagen hatten.

„Doch wer im sicheren Boot sitzt, das zeigt die Vergangenheit, macht im Nachhinein doch, was er für sich, also das Unternehmen, für das Beste hält.“ (PNN, Zitat Bernd Siegert, 2000)

300 Hornoer standen damals weitgehend allein auf weiter Flur – gegenüber 4000 Arbeitsplätzen in der Lausitzer Kohleregion, so wurde es kommuniziert, was Bernd Siegert damals als totalen „Quatsch“ bezeichnete ohne hierbei gegen einzelne Arbeitsplätze vorzugehen, sondern allein, um zu versuchen, gegen die unverständliche Politik anzukämpfen. Man hätte Horno sicherlich umfahren können, denn dies hätte wohl keine negativen Auswirkungen auf jedwede Arbeitsplatzsituation gehabt …  aber, so formulierte er weiter, „man hat dieses kleine Dorf hier kommunalpolitisch lieber tot gemacht durch das Braunkohlen-Grundlagengesetz“ … „Gegen uns haben irgendwelche politischen Größen ihre Macht ausgespielt und haben uns auflaufen lassen und das ist für mich eine Katastrophe. Solch ein Beispiel findet man wahrscheinlich in ganz Deutschland und sicherlich auch EU-weit nicht noch einmal, dass man ein ganzes Dorf aus wirtschaftlichen Gründen entmündigt.“

Heute, angesichts dessen was mit Lützerath geschah, wissen wir, er sollte sich irren. Auch den Ort Heuersdorf in Sachsen plagten damals ähnliche Sorgen aber die haben ihre Verfassungsklage doch noch gewonnen und konnten das Unglück abwenden.

Einer meiner Kollegen, der Maler und Grafiker Dieter Schumann, der schaute sich während dieser schlimmen Phase in Horno, etwas genauer um und er schnitt, sichtlich angetan davon, wie es den Menschen schlicht und ergreifend ihre Herzen förmlich zerriss, weil sie für den Erhalt ihres Dorfes kämpften und sich gleichzeitig in die Umsiedlungsplanungen mit einbringen mussten, diese Wüstenei in Holz. „So etwas (gemeint ist die Ausmerzung eines ganzen Ortes) ist unmenschlich“, sagte Bernd Siegert. „Wer nicht betroffen ist, der kann sich davon überhaupt kein Bild machen“ … doch Schumann machte sich eines und so entstand sein grafischer Zyklus „Sterbende Dörfer“, den er mit Lützerath sicherlich fortgesetzt hätte, wäre er noch am Leben. Insofern ist dieser Blog auch als Nachruf zu verstehen, den ich Dieter Schumann hiermit zuteilwerden lasse.

Einen seiner Holzschnitte aus dieser Reihe verschenkte der Künstler damals an meinen Vater, denn beide waren in Freundschaft miteinander verbunden. Darauf abgebildet ist ein sehr eigenwilliges Haus, welches den heutigen Normen so gar nicht entspricht. Das klapprige Fenster, das in seinem Leben vieles gesehen haben wird, wenn es in die weite Welt hinaus sah, gibt dieser Hütte an ihrem Giebel klebend, ein Gesicht. Anklagend schreit das Haus, stellvertretend für seine Bewohner, deren ganzen Schmerz zu diesem Giebelfenster heraus – um doch ungehört zu bleiben. Der Ort und sein kleines Haus sind heute nur noch Geschichte. Beides gibt es nicht mehr.

Dieter Schumann, Holzschnitt aus der Reihe „Sterbende Dörfer“ I von 1982

Ein traurig stimmendes, sentimentales Blatt. Ihm liegt eine Schönheit inne, die berührt und nachdenklich macht.

Der Künstler prägte mit seiner Arbeit und seiner Haltung und aufgrund seiner kraftvollen, präsenten Erscheinung meine spätere, kritische Grundeinstellung, zu einem großen Teil mit. Ihm ist (neben anderen, auch Potsdamer Künstlern) zu verdanken, dass ich ebenfalls diesen Beruf für mich wählte und meinen Weg bis dato in Konsequenz ging. Die große Leidenschaft des Grafikers Dieter Schumann für Holz, vermittelte mir damals die leise Botschaft, dass der Künstler und sein bevorzugtes Material, einander bedingen.

Beim Holzschnitt muss umgedacht werden, denn alle im Holze (mehr oder weniger tief) eingeritzten Linien oder natürlich vorhandene Maserungen und  herausgeschnittene Flächen, die bestimmen am Ende ebenso das gedruckte Blatt, wie alles Stehengebliebene. Beim Zeichnen geht der Künstler in direkter Wirkung geradlinig vor; von sichtbar dunkel auf hell. Nicht so die herausgeschnittenen Flächen und Linien im Holz, die beim Drucken auf Papier leer und also ohne Farbe bleiben, was bei der Arbeit bedacht werden muss. Die kohleschwarze Hintergrundstimmung mit einem Himmel, der dunkel über allem liegt, bildet die Bühne für die Aufführung des Dramas HAUSABRISS. Das Blatt entstand 1982, die Frau im Garten hoffte zwar noch, aber das Unabwendbare kündigte sich bereits an.

Im PNN-Artikel sagt Siegert weiter: „Wir müssen es hinnehmen, aber akzeptieren, denke ich, muss man es nicht unbedingt. Wir sind keine Kriminellen. Wir sind keine Verbrecher.“ … „Wer weiß, ob der Braunkohlestrom (vom Kraftwerk Jähnschwalde) in fünf oder acht Jahren – wo jeder weiß, dass das sowieso fast der teuerste Strom ist – überhaupt noch in dem Umfang gebraucht wird“„aber Horno musste umsiedeln und der Ort wurde ein Ruinendorf, wie wir auch schon andere in der Lausitz haben – das wäre eine Katastrophe. Da will ich mir nicht nachsagen lassen, ich hätte nicht alles getan, um das zu verhindern“, so damals Bernd Siegert.

Und auch die heutige, junge Generation, spricht ähnlich!

In Lützerath traf Empathie auf Kalkül. Und mich erschüttert die Wortwahl der konservativen Gegenströmungen, die im Text vor über 20 Jahren genauso herablassend rüberkam wie heute! Die Enttäuschung der Jugend über die innere Zerrissenheit ihrer Partei (der Grünen), ist groß, das Vertrauen wahrscheinlich verspielt. Ich finde es beschämend, wenn aktuell junge Menschen, die die Entscheidungen der Politik gegen Mensch und Natur in heutiger Zeit und also runde 20 Jahre später, ebenfalls nicht hinnehmen wollen, nun wieder nur als Kriminelle und Verbrecher bezeichnet werden. Wurde denn aus den Vorgängen in und um Horno überhaupt nichts gelernt? Was tat die Bundesregierung in all den Jahren (während derer die Aktivisten heranwuchsen) dagegen, um ein ähnliches Szenario zu vermeiden? Weil nichts dazu gelernt wurde, muss doch davon ausgegangen werden, dass der entgegengebrachte, damalige Widerstand noch nicht groß genug gewesen ist! Welche Rolle spielen die Medien? Ist der Aufschrei der Jugend (die radikal genannt wird) angesichts dieser uralten, nie wirklich aufgearbeiteten Umwelt- und Kohleprobleme nicht nachvollziehbar? Ja, im Gegenteil! Muss die Kritik nicht endlich auf die politische Ebene zurück verwiesen werden, denn Siegert sprach es damals schon aus, „sie haben uns auflaufen lassen“ … und genau diese Taktik scheint doch zu einem Erfolgsmodell aufgestiegen zu sein! Denn sie wird allerorts nach demselben bewährten Muster eingesetzt und das, um wieder nur bestimmte (rein finanziell ausgerichtete) Ziele durchzusetzen.

Da spielt dann auch keine Rolle mehr, was die Wissenschaft sagt.

Daraus kann man ein fatales, allgemein gültiges, menschliches Handlungsprinzip ableiten; es ist nicht wichtig, was tatsächlich geschieht. Das biegen wir uns schon zurecht! Für Menschen ist allein entscheidend, dass es sich in ihrer kleinen Welt so anfühlt und so aussieht als sei für den Einzelnen und seinen Kreis, alles in bester Ordnung.

Mittelmärkische Gemeinden im Widerstand

Im Gespräch mit den Menschen erfahre ich, wie unterschiedlich mit den Tatsachen umgegangen wird. Die Wenigsten in meinem Umfeld sind ohne Empathie. Aber man weiß manchmal einfach nicht, was zu tun ist, denn es kommt immer auch darauf an, in welchen sozialen Beziehungen man sich bewegt. Wer allein ist und wem das Geld fehlt, sich eine Solaranlage aufs Dach setzen zu lassen, den überkommen unter Umständen sogar Schuldgefühle, wenn die Klimaaktivisten verzweifelt dazu aufrufen, etwas für das Klima zu tun! Und wer auf dem Lande lebt, der hat natürlich auch ein Auto. In nicht wenigen Familien besitzt hier jeder sein eigenes. In der Stadt mit ihren kürzeren Wegen und den entsprechenden Verkehrs- und Beförderungsmitteln ist man deutlich flexibler.

Wer sensibel veranlagt ist, der kann derzeit in eine regelrechte Abwärtsspirale gedrängt werden.

Konfrontiert mit den vielen Reden und Informationen und den Berichten aus den Medien, ist jeder aufgefordert diese irgendwie verarbeiten zu müssen ohne dabei verrückt zu werden. Sich laufend anzuhören wie schlecht diese Welt ist – ohne ein Ventil zu haben – ist auf Dauer ungesund. Für einige Betroffene kommt alles gleichzeitig und zu vieles auf einmal, sodass sie regelrecht verzweifeln. Ich fand es da sehr hilfreich, dass endlich eine Feststellung die Runde machte und auf vielerlei Kanälen offen kommuniziert worden ist, die entlastend wirkt; nämlich, dass die pro Kopf Erzeugung von CO2 stärker ist, je reicher die Menschen sind. Allein deshalb, weil sie mehr von diesem schädlichen Gas durch ihren Lebensstil produzieren – weil sie das können! 

Und nun bin ich wieder bei Saskia Ludwig angelangt!

Gehört sie womöglich zu dem einen Prozent der Begüterten dieser Welt, die (laut der Sendung Panorama vom 12.1.2023) für den Ausstoß von rund 8,5 Milliarden Tonnen Treibhausgas zuständig sind und sich empört darüber äußern dass, (laut GLOBAL RISKS REPORT 2023) die Klimakrise die Wirtschaft bedroht? Erst kürzlich war unter der Überschrift: „Die besten Klimaforscher waren die Klimagefährder“ zu erfahren, dass die ersten wissenschaftlich fundierten (!) Informationen über die schädlichen Auswirkungen fossiler Brennstoffe in den 1970-er Jahren, der Ölkonzern ExxonMobil selber (!) herausgefunden hatte. (Quelle: MAZ vom 18.1.2032) Um weiterhin profitieren und die Investoren zu weiteren Transaktionen zu ermuntern, wurden diese Erkenntnisse aber vorsorglich unter Verschluss gehalten! Der Konzern steht seit Herbst 2019 in New York vor Gericht und soll zur Verantwortung gezogen werden. Dessen eigene Daten stehen im Widerspruch zu den öffentlich gemachten Erklärungen, denn „sogar das ‚Kohlenstoffbudget‘ für eine Begrenzung der Erwärmung auf unter zwei Grad Celsius hatte die Firma realistisch abgeschätzt.“

Wenn sich nun Angst in Form von Aggressivität breit macht angesichts solcher Erkenntnisse, dann ist das doch der beste Beweis dafür, dass eine große Veränderung tatsächlich ansteht. Leider wird aber mit allen Mitteln das Alte noch immer verteidigt, wo es doch inzwischen jeder nachlesen und also besser wissen kann, was passieren wird, wenn wir unser Verhalten nicht ändern. Die Wissenschaftler, die ihre Arbeit machen und sich entsprechend einbringen, die müssen sich deshalb auch genauso dämlich kommen lassen, wie die jungen Aktivisten. Immer wird nur nach dem einen Haar in der Suppe gefischt, um zu widersprechen und den Grünbewegten wie den Wissenschaftlern, ihre gehörig zu versalzen.

Doch in dieser trotzigen Reaktion verbirgt sich ein Denkfehler; wir werden nämlich alle dieselbe Suppe auszulöffeln haben!

Aber es sind ja nicht mehr nur die Menschen betroffen, die zu viel CO2 in die Luft blasen. Auch Haustiere, so erklärte es Fernseharzt Eckhard von Hirschhausen, tragen dazu bei. Unser Hund zum Beispiel, mit dem wir noch Glück haben, weil unser Pünktchen relativ klein ist. Somit können wir Hundis CO2-Pfotenabdrücke von rund 500 kg dadurch ausgleichen, indem wir nicht nach Mallorca fliegen. Puuh, geradeso nochmal Glück gehabt! Frauchen beansprucht für sich laut Statistik viel mehr davon … runde 9 Tonnen! … das müssen weniger werden, findet auch unser Hund. Gut und durchaus realistisch wären pro Kopf, so Schellnhuber, etwa 3 Tonnen, es gibt also noch einiges zu tun.

Maßzuhalten ist deshalb die Devise. Dies jeweils anders und auf seine spezielle Art und Weise zu tun, kann jeder. Das Problem; wir haben uns an zu vieles gewöhnt, was so nicht mehr funktioniert und das wir uns jetzt mühsam wieder abgewöhnen müssen! Dabei leben die meisten von uns doch trotzdem sehr gut. Mein Mann aß schon immer viel lieber, statt der frühen Radieschen im Winter, schwarzen Winterrettich, der gesünder ist – wunderbar zu genießen auf einer Stulle mit Butter unten drunter und etwas Salz obendrauf. Und meine alten Klamotten, die trage ich auch schon seit ewigen Zeiten. Früher war die Mode salopper und deshalb passt mir vieles jetzt, obwohl ich nicht mehr so gertenschlank bin, immer noch! Und auch Sanitärkeramik, beispielsweise angeschlagene Waschbecken, müssen nicht entsorgt werden. Ich habe das große Loch, welches eine schwere Glasflasche in unseres schlug, mit einer kleinen Terrakotta (ca. 27 cm lang), wieder erfolgreich schließen können. Die einzementierte Meerjungfrau mit Goldfisch im Schoß ist seitdem der Blickfang im Badezimmer.

Es kann also sogar direkt Freude machen sich etwas ausdenken zu müssen, um Ressourcen zu schonen und Nachhaltigkeit zu leben! 

Wer also  künftig neuwertige RETRO-Artikel erwirbt, die nur auf Alt gemacht worden sind, weil so etwas derzeit in Mode ist – der sollte sich schon fragen, ob er nicht bereits genügend Altes zu Hause im Keller oder im Gartenhäuschen herumzustehen hat, das sich lohnt, liebevoll aufpoliert zu werden!

Auch einen Frisör brauche ich nicht und auch keine Zigaretten. Aber ich brauche Strom! Und ich brauche das Auto. Dafür spare ich Energie und kann Pluspunkte sammeln, wenn ich in eine wärmere Jacke anhabe und mit dicken Sohlen zur Dämmung von unten, in der Werkstatt stehe. So komme ich über die Runden. Außerdem habe ich mich aktuell aufs Kleben (anstelle des Brennens von Ton) umstellen müssen. Auch dies hilft beim Sparen von Energie … und selbst der Verbrauch von Tonhubeln läuft derzeit ebenfalls auf Sparbetrieb, denn ich recycle ja noch immer neben Scherben und anderen Materialien, sogar alte abgenagte und vom Wetter geglättete Knochen, welche die brandenburgischen Füchse und Wölfe, für mich übrig ließen. Das geniale Pünktchen erschnuppert für mich die Orte, wo die wilden Kollegen ihre Ruhelager haben und ihre Beute zerlegen. Man kann also durchaus davon sprechen, dass ich einen Knochenjob erledige, wenn ich diese skurrilen Fragmente innerhalb meiner Collage verarbeite. Je größer IKARUS wird, umso unheimlicher fühlt es sich an, weil dieser Knochenhaufen jedem Eintretenden natürlich sofort ins Auge fällt. Leicht geneigt droht er umzukippen – was Absicht ist. Ich klemme Hölzchen unter die Drehscheibe auf der er steht, die dies verhindern helfen.

Mein persönliches Berufsrisiko angesichts solch dunkler Thematik in Moll – bloß nicht in Melancholie verfallen!

„Die Höllenfahrt des IKARUS“, 2022/23, Maren Grünemitten Simon, Terrakotta, Knochen und Scherben, Höhe ca. 85 cm

Ich habe nun soweit alles zusammengesetzt und auf etwa 85 cm Höhe gebracht. Stünde das Ding aufrecht und neigte sich nicht, wäre es sogar noch höher. Wie man diese Konstruktion transportieren soll ist mir ein Rätsel und interessiert mich (noch) nicht. Die notwendige Festigkeit zu erhalten, dass nichts mehr wackelt, das war zuerst einmal das Wichtigste gewesen. Trotzdem sollte alles locker und wie zufällig wirken. Die Absicht besteht ja darin, vorm Auge des Betrachters den Eindruck eines fallenden Gebildes, kurz vorm endgültigen Aus, entstehen zu lassen. Und nun, merke ich erfreut, das dieses Ding eine ziemliche Wucht bekommen hat. Ich beschloss also – anders als ich es bis dato in einem der letzten Blogs noch behauptet habe – mich auf einen Kunstpreis damit zu bewerben. Ich finde es wichtig, dass diese Plastik gesehen wird. Wünschen Sie mir Glück!

Wobei es mir beim Ausfüllen der Bewerbungsunterlagen schon sehr merkwürdig vorkam, dass ich die Spalten der letzten fünf Jahre Ausstellungstätigkeit, Preise und Stipendien, mit einer Ausnahme (Ausstellung in Suhl, danke liebe Gabi!!!) mit XXXX kennzeichnen musste. Diese vielen X-e stellen leider nicht die beste Voraussetzung dar, preisverdächtig zu sein … doch was soll schon passieren? Ich folge dem Motto Ernst Hemingways, konkret dessen Helden aus der Erzählung „Der alte Mann und das Meer“, das besagt: „Man kann zwar vernichtet werden, aber man darf nicht aufgeben“. Und so wäre es mir natürlich das Allerliebste und dafür will ich als nächstes all meine Energie verwenden, das drastische Werk in Metall umsetzen zu lassen, sprich: die Plastik als Bronzeguss genau dort aufzustellen, wo alle Welt (und auch Saskia Ludwig ) sich darüber aufregen kann, weil die (pessimistische) Kern-Aussage natürlich die reinste Zumutung ist – also am besten direkt vor dem Potsdamer Landtag!

Der reinste Knaller wäre das!

Die hochglanzpolierten, in ihrer Vollkommenheit verstörend wirkenden Naturfragmente innerhalb dieses Sammelsuriums, die heben sich dann, so stelle ich mir das jedenfalls vor, wunderbar von den rauen, knöchernen Resten des Gestürzten ab. Denn für diese gilt; je lädierter, umso besser! Und weil das so ist, wenn einer vom Himmel fällt und es dabei kracht und alles Fleisch verbruzzelt, ist das (Häufchen) was von ihm oder ihr nur noch übrig bleibt lediglich ein Bruchteil dessen, was den Menschen einst ausmachte. IKARUS steht für unsere Unfähigkeit auf die Ratschläge der Wissenschaft zu hören. Alles das, was oben im Text bereits zu lesen war, kommt nun hier unten als Fazit zusammen. Weil, wenn die Temperaturen erst einmal jene Größe überschritten haben würden, für die wir ausgelegt sind, verbruzzelten nämlich auch wir. Die Vorstellung ein eingesperrtes und stets überdachtes, weil klimatisiertes Leben zu führen, bringt mich auf solche Ideen. Ich stelle mir vor, dass selbst die Kühe irgendwann nicht mehr im Freien zubringen dürfen, denn eine grüne Wiese, die gäbe es dann ja bald nicht mehr und außerdem wäre es den Kühen auf Sand – auch viel zu heiß(!) … ihre Milch würde ihnen praktisch sofort und ohne vorab sauer zu werden, im Euter gerinnen und hart wie Schnittkäse werden!

All ihr Schneefreudigen, die ihr jetzt gerade Winter-Urlaub in den Bergen macht, genießt es! Ski-Fahren wird zwangsläufig ebenfalls zu einem Auslaufmodell avancieren, schade, aber auch das ist nicht mehr zu ändern!

Ich wurde angesichts meiner nachdenklichen Kunst von einigen Menschen gefragt, ob ich Musik bei der Arbeit höre und um welche genau es sich dabei handelt; ob Klassik oder Jazz? Ich bin für Vielfalt und höre alles Mögliche. Dann fließen die Gedanken gleich umso produktiver! Dabei darf es abwechslungsreich sein und deshalb freue ich mich, wenn hier und da der eigene Fundus immer mal wieder, durch die freundlichen Gaben jüngerer Leute, aufgefrischt und bereichert wird. Nur so bleibt man am Puls seiner Zeit! Gern lasse ich mich beispielsweise mithilfe elektronisch erzeugter, sphärischer Wellen treiben und mein unterbewusstes Sein übernimmt!

Doch näher eingehen möchte ich jetzt zum Schluss (da kommt bekanntlich immer das Wichtigste) auf die Gruppe jeffk, eine Band aus Leipzig, deren Mitglieder von sich sagen, sie hätten sich dem Postrock verschrieben. Sie spielen (laut Ahoi Veranstaltungen Leipzig) „groove-lastige, low-end fokussierte Instrumentalmusik mit Metal-Fundamenten“. Auch diese, mitunter etwas schrofferen Schwingungen, setzen bei mir den arbeitsunterstützenden Flow in Gang. Dem Zufall ist zu verdanken, dass ich schon vor Jahren auf ihre Musik gebracht worden bin. Ich bekam einst von unserem Sohn die Vinylplatte IN THE DARKEST geschenkt, denn sein Freund Steffen ist der Schlagzeuger der Band. Kürzlich nun sah ich das jüngst entstandene Music-Video zu ihrer Single IDLE EYES, das in Zusammenarbeit mit dem „Kollektiv verflimmert Film und Töne“ entstanden ist. Ich bin begeistert! Die drei Mitglieder der Band scheinen sich, (ebenso wie ich), um unser Dasein Gedanken zu machen – sie tun dies nicht vordergründig, vielmehr hat es sich anscheinend so ergeben. Diese (ungewollte) Form von Verantwortlichkeit, die einfach passiert, muss immer als die ehrlichste angesehen werden, weil sie die allgemeine und in der Luft liegende Stimmung aufgreift – ohne hierbei allein an finanzielle Verwertbarkeit zu denken.

Das geht mir genauso. Auch ich bin mir der Erkenntnisprozesse, die sich in mir, gleich eines verdichteten „seismographischen“ Prozesses vollziehen, manchmal nicht sofort und in vollem Umfang bewusst. Dann erkenne ich die emotionale Wucht, die ein Werk in sich trägt, erst viel später (oder andere müssen kommen und es bemerken). Die Wirkung des Videos, über das ich hier schreibe, ist jedenfalls als verstörend zu bezeichnen, man wundert sich einfach nur und wartet. Man wartet, was als nächstes passiert! … und dann passiert äußerst lange, interessante Minuten eigentlich nichts Konkretes … außer, dass die Menschen sich mit irgendetwas Klebrigem total vollschmieren, dies aber gleichgültig hinzunehmen scheinen, was befremdlich ist. So baut sich allmählich Spannung auf, die über die Bilder kommend und in Verbindung mit der Musik, in der „Aufklärung“ des merkwürdigen Sachverhaltes gelöst sein will. Ich kann nicht sagen, ob ich richtig liege. Aber die Geschichte, die im Video erzählt wird, hat sehr viel zu tun mit dieser Zeit in der wir Pandemien, Kriege und Katastrophen erleben und in Starre verfallen, weil wir nicht wirklich etwas tun können, um es aufzuhalten. Vieles bleibt im Ungewissen doch darauf, die absurde Handlung des Films begreifen zu wollen, kommt es nicht an. Man muss nicht alles verstehen, sondern auf die Wirkung bauen – ein mulmiges Gefühl ist das, was haften bleibt.

Aufschlussreich auch dieser Bezug zu Scherben! Denn ihr fällt am Anfang der Geschichte, eine porzellanene Tasse aus der Hand und diese zerspringt und es setzt sich anscheinend dadurch etwas in Gang, das als angsteinflößend – zumindest aber als unheimlich bezeichnet werden muss. Eine schwarze, klebrige Substanz gelangt zum Einsatz, die alles durchdringt und jeden gleichermaßen zu betreffen scheint, wo er/sie sich auch gerade befindet. Zuerst wirkt diese Masse in geringer Dosis noch harmlos, wie Nutella. Doch sie verdichtet sich und breitet sich aus und macht Flecken und sie beginnt alles schwarz-bräunlich-dunkel zu durchdringen. Irgendwann haftet die Substanz, schwer wie klebriger Teer, sogar an ursprünglich sauber gewaschener Wäsche, die auf der Leine hängend, auch die ansonsten ordentliche Hausfrau infiziert. Das vergebliche Bemühen zweier Protagonisten, die sich auf einer Rolltreppe begegnen und in einer Endlosschleife gefangen, verzweifelt aneinander vorbeifahren, zeigt auf, dass keiner seiner Lage entkommt.

Die Frage bleibt offen – warum das so ist.

Außer der jungen Frau, die läuft und läuft und läuft, tut niemand etwas dagegen. Am Ende hält sie ihre Tasse wieder in Händen – alle Teile frisch verklebt. Wer aber jetzt an die Tradition der japanischen Gold-Reparatur-Kunst für Keramik, an Kintsugi denkt, eine Technik, die gerade in Mode ist und sämtliche Bruchlinien oder sogar fehlende Scherben, fein und zart mit Goldlack in Szene setzt, um Kaputtgegangenes aufzuwerten, liegt eventuell falsch. Oder auch nicht! Zur Erklärung: Die Einfachheit und Wertschätzung der Fehlerhaftigkeit stehen im Zentrum dieser Anschauung. Vor diesem Hintergrund entwickelte sich Kintsugi – die Goldverbindung, die den Makel hervorhebt“. (Zitat Wikipedia) Aber die junge Frau hält jedoch etwas in ihrer Hand, dass nur noch entfernt an jene zarte Tasse erinnert und von Männern mit orangefarbenen Warnwesten aus dem Erdreich einer – mitten in der Stadt gelegen Baustelle – geborgen worden ist: recht brutal mit der fett kleckernden Teermasse zusammengefügte Scherben! Dazu die kraftvoll klingende, helle und trotzdem warnende Melodie, die sich ständig in Variationen wiederholt und die – obwohl eine schöne junge Frau im Mittelpunkt steht, ohne deren Gesang auskommt.

Wenn der Abspann erfolgt, bleibt man als Zuhörer unweigerlich (nachdenklich) sitzen.

Maren Simon, Pastell/Buntstift, 1/2023, Komposition zur Instrumental-Musik von jeffk, IDLE EYES, 2023

Denn auch wir wissen nicht genau was kommen wird. Wir ahnen zwar, dass die Idylle trügt und dass es längst schon zu spät sein könnte. Wir nutzen unsere menschengemachten Möglichkeiten; sind mobil und ständig in Eile und schauen nicht hin, wenn unsere Welt total aus den Fugen geraten, letztendlich irreversibel auseinanderbricht. Das herablassende Wort Klimakleber kommt mir in den Sinn – diese Jungen, die es zu verhindern suchen … Homo sapiens (Homo = Mensch, sapiens = weise, vernünftig und klug) hetzt aber geradewegs hinein in sein Verderben. Der sinnentleerte dunkle Kleber (in Form von schnödem Geld, das wir erfunden haben und – weil uns nichts besseres einfällt – zum Einsatz bringen werden, um damit den Schaden an unserer kaputten Welt möglichst ungeschehen und wieder heile zu machen), der kann nur enttäuschen und hält nicht was er verspricht; denn wahrlich schön bleibt und ist – nur das funktionierende Original.

Maren Simon am 31. Januar und am 12. Februar 2023

 

Dieser Link führt zu dem Video von jeffk auf YouTube  https://youtu.be/QB5xcpWaWXk

Comments are closed.