Raku Brand Keramik

Zurückhaltende Irideszenz oder überraschende, strahlende Farben, die schimmern und ineinander verlaufen: Raku Brand Keramik hat viele Gesichter. Die traditionelle japanische Raku Keramik ist minimalistisch und in schwarzen bis erdigen Glasuren gehalten. Die Technik wird traditionell hauptsächlich für Teetassen der Teezeremonie verwendet. Im Gegensatz dazu kann die Glasur einer westlichen Rakubrand Keramik in unvorhersehbaren Farben leuchten, die durch chemische Prozesse beim Räuchern entstehen. Auch die markanten Risse auf der Glasur, die Krakelees, tragen dazu bei, dass jedes Objekt aus dem Rauch ein unverwechselbares Einzelstück ist.

Raku — die Freude — am Brand von Keramik und die selbst nach Jahren der Praxis noch überraschenden Ergebnisse lassen mich immer wieder zu dieser eleganten und kreativen Technik zurückkehren. Hier möchte ich mein Wissen um die Brandtechnik teilen. Informieren Sie sich auch gerne über das praktische Vorgehen beim Rakubrand in meiner Anleitung.

Rakubrand: Anleitung für eigene Keramikobjekte

Prozess Raku Brand

Kein Brand gleicht dem anderen. Dem Zufall kommt eine wesentliche Bedeutung bei, wenn diese Technik angewandt wird, wobei neben der Glasuren auch die Tonerde großen Einfluss auf das Ergebnis der Raku Keramik hat.

Eine Raku-Ton-Masse weist eine etwas gröbere Schamotte-Körnung auf, als solche Sorten, die zum Drehen auf der Töpferscheibe normalerweise Verwendung finden. Ich brauche darüber hinaus Tonerde, die sich auch zu größeren Gebilden aufbauen lässt. Es kommt hier besonders darauf an, geeignetes Material zu verwenden, dass die Spannungen verträgt, die entstehen, wenn beim Herausheben der Werke aus dem Rakuofen heftigste Temperaturstürze auf diese einwirken.

Der Brand im Freibrandofen

Der Brand

Egal ob es sich um einen Freibrandofen handelt oder um einen elektrisch betriebenen Rakuofen, das grundlegende Prinzip ist beim Raku Brand von Keramik immer dasselbe. Hierbei wird die bereits geschrühte und glasierte Keramik auf eine niedrige Temperatur von ca. 1000°C innerhalb dieses Ofens erhitzt. Die Glasur hält sich dann wächsern glänzend auf dem glühenden Scherben, was als Indiz dafür gilt, dass das Objekt nun bereit dafür ist, mit Zangen heraus gehoben werden zu können.


Statue im Freibrandofen

Wie lange es dauert, ehe es soweit ist, hängt davon ab, was in den Ofen kam; Vasen und Teller brauchen weniger Zeit als meine großen Figuren, wo ein Brand schon mal gute zwei Stunden dauern kann . Es ist wichtig den Ofen selbst bei diesen hohen Temperaturen öffnen zu können, um an die Arbeiten heran zu gelangen. Viele Rakuöfen für draußen sind „Marke Eigenbau“, so auch meiner. Denn Raku Brand Keramiker sind meistens sehr erfinderische Leute.

Das Räuchern

Der Prozess des Räucherns beim Raku BrandNach dem Herausholen und beim Schwenken der Raku Keramiken an der frischen Luft entwickeln sich durch die rapide sinkende
Temperatur in unterschiedlicher Art und Weise die charakteristischen Sprünge und Risse auf der Glasur, die sogenannten Krakelees. Sie können grober oder feinerer Natur sein, aber auch ganz ausbleiben. In einem Behälter mit Deckel befindet sich organisches Material, das sofort Feuer fängt, wenn die heiße Keramik schließlich hier hinein verfrachtet wird.

Keramik im Rauchbrandprozess

Mit dem Deckel wird das Feuer erstickt und die Keramik einem Rauchbrandprozess unterzogen. Alle unglasierten Stellen, Sprünge und Risse auf der Keramikoberfläche färben sich während dieser Räucherprozedur – je nachdem, welches Material zum Räuchern Verwendung fand, – mehr oder weniger schwarz ein.

 

Ich benutze Zweige, Sägespäne aber auch Laub; solches von Walnussbäumen besitzt durch seinen Ölgehalt stark schwärzende Wirkung. Zuletzt werden die Objekte mit kaltem Wasser abgespritzt, geschrubbt und gesäubert, wodurch auch die Farben zum Leuchten gebracht werden. Eventuell geborstene Teile müssen anschließend repariert werden.

 

Raku Brand Objekt im kalten WasserFeine Reparaturen am Raku Brand Objekt

Die Anleitung für Rakubrand im Überblick

Die Raku-Masse benötigt ein gutes Verhältnis aus Schamotte und Ton. Je größer das Objekt, das gebrannt werden soll, umso widerstandsfähiger sollte die Masse sein. Bei der Arbeit müssen Schutzhandschuhe und Schutzkleidung (Kevlar, zum Bsp.) getragen werden.

  1. Geschrühte Keramik glasierenSchritt für Schritt Anleitung Raku Brand
  2. Vorgewärmtes Brenngut in den Ofen möglichst dicht einstellen
  3. Ofen langsam auf eine Temperatur von ca. 900-1000 °C erhitzen
  4. Die Brenndauer hängt davon ab, wann sich die Glasur leicht glänzend (wächsern) verhält
  5. Sobald dies erkennbar ist, Deckel öffnen und gebrannte Objekte zügig mit Zangen entnehmen
  6. Keramikstücke an der Luft schwingen, leises knistern verrät, dass Krakelees sich bilden
  7. Das Rakubrand Objekt in einen Behälter mit Spänen einstellen und diesen gut verschließen
  8. Nach ca. 30 Minuten Räuchern das Rakuobjekt entnehmen
  9. Fertige, fettigschwarze Keramik in ein Bad mit Wasser geben und kräftig schrubben
  10. Eventuelle Risse schließen, geborstene Stücke kleben und wieder zusammensetzen

 

Rakubrand Keramik in meiner Arbeit als Bildhauerin

Ich bezeichne mich selbstbewusst als “Bildhauerin“, um mich von den Keramikern abzugrenzen, die kleinere Sachen zum Gebrauch in Serie fertigen. Was ich mache, hat mit herkömmlicher Keramik nichts zu tun. Die Bildende Kunst ist zu nichts weiter zu gebrauchen als auf ihre Betrachter (als Kunstwerk) zu wirken — so auch bei meinen Raku Brand Keramiken. Auf eben diese Wirkung kommt es mir an, weil ich auf diese Weise etwas bewirken kann! — Nachdenklichkeit beispielsweise.

Fertig gestellte Portraitkeramik Raku Brand

Möchte ich manche meiner Portraitkeramiken, die locker mal Gewichte von 30 bis 40 Kilogramm erreichen können, zusätzlich im Rakubrand veredeln, dann bedeutet dies, dass ich solche schweren und immer natürlich auch empfindlichen Werke handhaben können muss. In Schutzkleidung (von oben bis unten) und gemeinsam mit meinem Mann, werden mit dafür angefertigten Zangen, die fertig gebrannten Objekte aus dem heißen geöffneten Ofen heraus gehoben. Bei den vorherrschenden Temperaturen von bald 1000 °C ist das die reinste Schwerstarbeit!

 

Um die Bildung von Krakelees auch auf meinen Portraitfiguren zu unterstützen, muss das Kunstwerk an der Luft hin und her geschwenkt werden, wobei ein leises Knacken zu hören ist. Dann setze ich das Raku Brand Keramik Objekt in seinen bereitgestellten Behälter mit Laub oder, wenn es sich um ein sehr großes Stück handelt, in eine gegrabene Grube im Rasen und decke alles mit einem dichten Deckel aus Metall gut ab.

Während die ersten Arbeiten in ihren Tonnen räuchern, wird der Ofen erneut befüllt. Die Restwärme des Ofens vom vorhergehenden Brand dient dann dazu, die neu eingestellte Keramik des folgenden auf den Brand einzustimmen. Nach einer halben Stunde kann die völlig schwarz gefärbte Terrakotta aus den Räuchertonnen zum Reinigen herausgehoben werden und frisches Räuchermaterial wird eingefüllt. So kann man mehrere Durchgänge an einem Tag geschehen lassen, um Energie zu sparen.

 

Raku Brand: Traditioneller Minimalismus

Raku diente den Japanern schon vor mehr als 400 Jahren dazu, Teeschalen für die Teezeremonie aufzuwerten, eine Erfindung, die überall auf der Welt Anhänger fand. Wichtige Wegbereiter der Raku Brand Keramik waren die im 16. Jahrhundert lebenden Meister Chōjirō und Sen no Rikyū. Chōjirō war Keramik-Meister und brachte eine damals innovative Einfachheit bei der Gestaltung der Glasur mit, die aufwändige Verzierungen, etwa auf Teeschalen, als bevorzugten Stil ablösen sollte. Sen no Rikyū gilt als Begründer der heutigen japanischen Teezeremonie.

Einige Historiker vermuten, dass Sen no Rikyū und Chōjirō sich kannten, da sie Zeitgenossen im Kyotō der Tenshō-Ära waren. Sen no Rikyū wollte, dass man sich bei der Teezeremonie auf das Wesentliche konzentrieren kann und reduzierte daher die bis dahin aufwändigen Dekorationen im Raum und bei den Utensilien auf das Wesentliche. Chōjirō soll Teeschalen aus imayaki Keramik für ihn hergestellt haben. So hieß die Technik damals noch. Erst durch einen Schüler, der von einem großen Feldherren mit einem Siegel mit der Aufschrift Raku (“Freude”) geehrt wurde, ging der Begriff auf den Familiennamen und somit auf den Stil über.

Westliche Raku Brand Keramik

In der Mitte des 20. Jahrhunderts brachten Ton-Künstler wie Paul Soldner und Hal Riegger die Rakubrand Keramik einem westlichen Publikum näher. Nicht nur, dass sie Kurse darin gaben. Durch Experimente brachte Sie zudem neue Aspekte in die Verarbeitung ein, die zu einer eigenen Ästhetik führten. So wurden verschieden Glasuren genutzt, um eine breitere Farbpalette nutzen zu können. Außerdem wurden die Objekte nicht, wie traditionell üblich, nach dem Brand an der Luft gekühlt. Die westliche Rakubrand Keramik nutzt den Rauch von organischen Materialien in einem Luftdichten Gefäß, um neue Farbeffekte zu erzielen und die Krakelee weiter zum Vorschein zu bringen. Auch wurde sich nicht mehr auf Tisch-Keramik reduziert. Vasen und Plastiken, so wie ich sie selbst gestalte, wurden mit der neuen Technik erstmals umgesetzt.

Während all der Jahre, die ich die Rakutechnik nun schon anwende, fand ich durch fortwährendes Experimentieren zu eigenen Erkenntnissen und somit zu meiner charakteristischen Handschrift im Umgang mit den Elementen Feuer, Erde, Wasser und Luft. Ich lade Sie herzlich ein, die in meiner Galerie ausgestellten Raku Brand Keramik Objekte zu entdecken oder die Anleitung für Rakubrand für eigene Keramikarbeiten zu nutzen.