Abwarten und Teetrinken war gestern …

Auf meinem Arbeitstisch ist immer was los, ich brauche das und möchte es genauso haben, weil mich all diese gesammelten Steine, Objekte, Pflanzen und Tiere, bei meiner Arbeit an meinem Tisch inspirieren. Die Hummel nebenan im Bild, die hatte noch ein schönes Leben bevor sie, förmlich im Fluge, eines natürlichen Todes starb. Ich streichele ihr immer mal wieder im Verlaufe des Tages über ihr Pelzchen, so puschlig niedlich wie sie ist. Man will kaum glauben, dass Hummeln überhaupt zum Fluge taugen bei dieser pummeligen Figur, aber, um es mit Galileo Galilei zu sagen, sie fliegen doch! Auch in der Keramikwerkstatt steht einiges herum, was ich mir immer wieder gern zu Gemüte führe und in meiner Hand haltend, betrachte; Zapfen, Samen aus dem Regenwald, Blätter, Muschelschalen und Fossilien und klar, auch allerlei schöne Steine. In der Werkstatt muss ich meine Naturschätze allerdings staubgeschützt in einer Vitrine aus Glas aufbewahren. Dafür machen sich in meinen beiden Regalen unterhalb der Zimmerdecke, immer mehr gemütliche Tee- und Kaffeekannen breit – was in meiner Rumpelbude schon ein bisschen absurd wirkt, denn es fehlen das entsprechende Gebäck und die feinen Torten!

Diese von einstiger Wärme und Harmonie, von Familie und Glück berichtenden, porzellanenen Gefäße für Kaffee und Tee, die wir noch vor gar nicht so langer Zeit, alle in Benutzung hatten, drohen auszusterben und ihre Anwesenheit tröstet mich ein wenig darüber hinweg, dass die modernen Kaffeeautomaten mit Taste für Milchschaum und anderes, sie überflüssig werden ließen.

Wir haben solch ein Gerät nicht. Unsere Maschine überstand zwar den härtesten aller Teste, nämlich den „Kindertest“, der darin bestand, sogar Kakao mittels Kaffeemaschine aufzubrühen und dies mit Milch anstelle von Wasser, doch irgendwann war sie nach 20 Jahren und der fünften Reparatur, dann doch am Ende und eine neue anschaffen, wollten wir uns nicht, weil der Verlust der alten Maschine mit „Goldfilter“, uns einfach zu sehr schmerzte. Kaffee und Tee brühen wir seitdem „klassisch“ auf. Den Kaffee in einer metallenen French-Press-Kanne und den Tee in einer Kanne aus Porzellan oder Glas, denn für die verschiedenen Sorten, „schwarz“, „fruchtig“ oder „green“ bedarf es einiger Kannen mehr! Und das geht prima.

Gut, wer noch eine Tüte „Schietwettertee“ aus dem Urlaub auf der Insel Föhr herum zu liegen hat. Denn diese spezielle Tasse Tee, zusammengestellt aus verschiedensten aromatischen Kräutern, die Gutes gegen Durchnässung und klamme Feuchte in den Gliedern tun, wird er oder auch sie, nämlich noch brauchen, um sich wenigstens daran, ein wenig zu erwärmen!

Denn es wird in Dunkel-Deutschland – trotz Hitzerekorden im Sommer, immer kälter.

Worte wie „Krisenwinter“, Gaspreisbremse“, „Heizkostenpauschale“, „Kaufrückhaltung“, und „Fachkräftemangel“ sind im Umlauf. Aktuell befinden wir uns in einem „Wirtschaftskrieg“, was einen „Wohlstandsverlust“, wegen „Lieferengpässen“ und daraus folgender „Kostenexplosion“ mit sich bringt, weswegen „Notfonds“, „Auslastungspakete“ und „Staatsverschuldung“, sowie die „Inflationsbremse“ im Lande zunehmend notwendiger werden und „Kurskorrekturen“ vorgenommen werden müssen.

Ob uns der „Doppel-Wumms“, den Olaf Scholz kürzlich in Aussicht stellte, da noch helfen kann?

Auch „Umsatzrückgang“, „Ausgleichspflanzung“, „Energiepreisbremse“, „Wohngeld“, „Fischsterben“, „Atomausstieg“, „Umweltticket“ und „Kohleausstieg“, „Sonderfonds“, „Sozialtourismus“, „Energiewende“, einhergehend mit „Kulturwandel“, „Kulturrückgang“ und „Werteverlust“, das sind alles Worte, die zu Dauerbrennern geworden sind. Genauso wie „Mietendeckel“ und „Rettungspaket“, die sich in unseren Hirnen festgesetzt haben. Wortschöpfungen wie „Hilfsfonds“, „Umweltumlage“ und „Flüchtlingshilfe“, werden, ebenso wie der „Tankrabatt“ und die „Schuldenbremse“ im „Krisenfall“, dort abgespeichert, so dass schließlich ein Gewöhnungseffekt einsetzen kann. Beim nächsten Kontakt regen wir uns dann schon viel weniger darüber auf! Dies gelingt erfolgreich auch mit derart gefürchteten Worten wie „Artenrückgang“, „Kipppunkt“ und „Klimawandel“.

Das sind Worte, mit Schmergrenzen-Überschreitungs-Potential, die können manche von uns inzwischen nicht mehr hören! Sorgte doch der Klimawandel überhaupt erst dafür, dass unser leichtes und sorgloses Leben derart aus den Fugen geraten konnte!

Einzige Möglichkeit, all diesen unschönen Entwicklungen etwas entgegen zu setzen, bleibt in meinen Augen der dringend notwendige „Kulturwandel“, den wir endlich mit Konsequenz herbeiführen sollten. „Kulturwas“? … auch das noch! … werden einige jetzt sagen, aber Wissenschaftler sahen es schon vor Jahren voraus, wie schlimm es kommen würde … doch auch sie, verfügen leider über eine viel zu leise Stimme, was daran liegen mag, dass es weniger Wissenschaftler als Ungebildete gibt. Wasserknappheit und verheerende Klimakatastrophen führen die Menschen an Abgründe, so dass sie ihre Heimat aufgeben. Es kommt zu Migrationsbewegungen, die auch wir zu spüren bekommen. Der Kampf um Macht und damit einhergehend um Ressourcen, das lehrt uns gerade jetzt der Krieg in der Ukraine, in den wir allmählich mit einbezogen werden – führt zwangsläufig auch zu verstärkt kriegerischen Auseinandersetzungen. Dabei sollten wir doch gerade jetzt – alle „Global“ zusammen stehen.

Der Klimawandel ist jedoch nicht für alles Schlimme verantwortlich zu machen, was sich in den oben genannten Wortschöpfungen ausdrückt, es gibt noch einen anderen Grund dafür; genau der nämlich, weswegen es den Klimawandel überhaupt gibt. Und das ist die Liebe der Menschheit zu SCHOTTER; KIES UND BETON. Die Doppeldeutigkeit dieser beiden, gerade eben erwähnten Materialien; Schotter und Kies, ist natürlich von mir beabsichtigt. Seit die kreative Gestaltung des Umfelds allen menschlichen Daseins mit Kies und Schotter immer beliebter wurde, entwickelte GELD sich derart populär weiter, dass leider vom einstigen, ursprünglichen Antrieb – der Kreativität – nichts mehr übrig blieb. Der Kipppunkt wurde schließlich erreicht als Banken und ihre Gewinne, wichtiger als Menschen und deren Einzelschicksale wurden. In Folge dessen begannen die „Besten“ unter uns überdurchschnittlich starkes Interesse für sogenanntes BETONGOLD zu entwickeln und damit wurden die Wege geebnet, den Kipppunkt schließlich in Gänze zu überschreiten! Mancherorts rudern wir zwar gerade wieder ein wenig zurück, weswegen Holz vermehrt als Baustoff Verwendung findet – oder noch finden soll – aber im Großen und Ganzen sind die Mächtigen dieser Welt nach wie vor, an Beton interessiert, wobei es mich schon ein wenig amüsiert, dass dafür SAND (in Form bestimmter, zu „Vernetzung“ fähiger, nicht glattrunder Körnchen) benötigt wird, der ebenfalls allmählich knapp zu werden droht … denn „Sand“ ist nicht gleich „Sand“. 

Noahs vollbeladene, umweltfreundliche Arche aus Holz, die wäre inzwischen nur noch – wenn überhaupt, durch einen Kurswechsel mit Mühe und Not zu retten, was jedoch mithilfe von Lobbyismus und Korruption der Begüterten dieser Welt, erfolgreich verhindert wird.

„Betongold“, Maren GRÜNEMITTEN Simon, Beton, Kiesel mit Blattgold, 2000

Obwohl ich der Auffassung bin, dass die Menschheit zu lange abgewartet hat, um das Ruder noch herumreißen zu können, freue ich mich darüber, dass immer mehr junge Leute sich organisieren. Was bleibt ihnen auch anderes übrig? Es sind immer mehr Gruppen entstanden, die das Klima und den Umweltschutz und damit die Energiewende zum Thema haben. In den letzten Monaten nun, machte die sogenannte „Letzte Generation“ von sich Reden, die wesentlich radikaler noch auftritt als die „Tunberg-Aktivisten“ der ersten Stunde es taten. Die Schlagzeilen häufen sich, deshalb war es mir (aktuell) ein großes Bedürfnis gewesen, dem Aufruf der Friday-for-Future-Bewegung Folge zu leisten. Und auch der Mann und unser Hund, die wollten beide unbedingt mit. Sie fragen was Hunde beim Klimastreik zu suchen haben?

Nun, Hunde sind – anders als Menschen, besonders daran interessiert, dass möglichst viele Bäume erhalten bleiben und immer neue dazu kommen werden! Und das nicht nur, um am Baume das Beinchen heben zu können. Hunde verfügen über ein anderes Schönheitsempfinden als Menschen. Sie finden beispielsweise auch wilde Wiesen, die den meisten Menschen als „ungepflegt“ erscheinen, besonders schön! Und in diesem Zusammenhang möchte ich positiv erwähnen, wie gut unserem Hundchen die schönen, wilden Blumen vor dem langen Marstall-Gebäude mit Filmmuseum darin, gefallen haben! Der Kontrast zwischen „Stadtleben“ und „Blumenwiese“, der war so erfrischend! … da kann ich nicht genüg für danken, dass dies in der Kulturstadt Potsdam – überhaupt möglich ist! Der Hund und ich, wir lieben die Natur, denn Menschen, die Hunde bei sich zu wohnen haben oder die bei ihren Hunden wohnen – das kommt natürlich ganz auf den Betrachtungswinkel an – die denken, weil sie ihre Tiere lieben im Allgemeinen ganz ähnlich, wie ihre fortschrittlichen Vierbeiner.

Denn Hunde haben ihre sensiblen Nasen vorn!

Auf der Demo waren aber weniger Hunde und ihre Halter, als vielmehr junge Leute mit ihren Kindern anzutreffen. Sie vermittelten anschaulich das Bild, das den Kindern die Zukunft gehört! Das scheinen allerdings noch immer nicht alle zu wissen, weswegen der Protestruf: „Wir sind hier und wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“, notwendiger denn je geworden ist. Er richtet sich an die Alten, die die Zepter schwingen und die Entscheidungen fällen und dabei nicht das Wohl aller im Blick behalten und schon gar nicht das, der Jungen, weil sie meinen, denen ginge es doch sowieso viel zu gut! Veränderung vermeidend, wäre es ihnen darum das Liebste, möglichst alles beim (vertrauten) Alten zu belassen.

Jungaktivistin Nora und Pünktchen auf der Klimademo, 2022

Ich dachte, was würde passieren, wenn die Feuerwehr sich derart lethargisch verhielte?

Die Tischdecke brennt bereits, aber die Einsatzkräfte, die gerufen worden sind, stellen sachlich fest: „scheint nicht schlimm zu sein, denn es gibt keinen Rauch“ … und bleiben dem Szenario fern. Das Wohnzimmer steht jetzt in Flammen, inzwischen hat auch das Sofa Feuer gefangen, es brennen die Vorhänge und sogar das Bücherregal. Und als die rettende Feuerwehr dann doch endlich eintrifft, weil nun auch des Nachbarn Haus sichtbar in Flammen steht, sind vom Haus, in welchem das Feuer ausgebrochen war, nur noch die Grundmauern übrig.

Kalifornische Sommer erreichen immer öfter lebensfeindliche Temperaturen von bis zu 50 °C.

Und auch bei uns spüren wir die Hitze unangenehmer als früher. Nehmen wir gleich als weiteres Beispiel dafür, wie schleppend Veränderung sich gestaltet (oder auch nicht gestaltet), den Platz auf dem die Demo stattfand – den Alten Markt, der nur aus Stein besteht. Kein einziger Baum nirgends – nur Pflastersteine und Beton. Und warum? Weil es die Historie angeblich nicht zulässt, diesen Zustand zu verändern! Es will mir nicht in den Kopf, dass es nicht möglich sein sollte, Gesetze und Vorgaben aus alter Zeit, den heute veränderten Gegebenheiten, anzupassen. Dieser unwirtlich erscheinende Ort, der allein durch eine liebevoll drapierte, kreisrunde Aufstellung von Blumen in Töpfen am Tag der Demo, ein freundliches Erscheinungsbild abgab, erhielt seine Bepflasterung wahrscheinlich aus dem einen Grunde, weil den alten Marktplatz damals noch, von Pferden gezogene Kutschen befuhren.

Potsdamer Mitte, Stadtplanung, 2022

Interessanterweise sind jedoch bauliche Veränderungen im „Luxussegment“ aber anscheinend kein Problem, wie das Riesenplakat verkündet, welches jeden neugierigen Blick hinter den Zaun, unterbindet. Die Architektur auf nebenstehendem Bild kann mich jedenfalls nicht davon überzeugen, dass heutiges Baugeschehen attraktiver geworden ist. Unschöne Bausünden, unter denen Potsdam leidet, sind vermehrt neu und stammen weniger aus früheren Tagen, was nicht etwa allein daran liegt, weil das Alte abgerissen wurde.

Auf dem Marktplatz, wo früher die Pferde in Massen äppelten, kommt in der heutigen Zeit eine Kehrmaschine zum Einsatz. Doch scheint es sich in etwa ähnlich wie mit dem putzigen Saugroboter im eigenen Heim zu verhalten, der in diesem, eine gewisse „Übersichtlichkeit“ zu schätzen weiß. Sämtliche Dinge, die unnötigerweise herum und ihm im Wege stehen; also Stühle, Bänke, Skulpturen oder Töpfe mit Pflanzen darin, die bringen den Kleinen völlig aus dem Konzept. Deshalb lautet die Devise: ein ordentliches Wohnzimmer sollte – wenn man einen kleinen Saugrobotter glücklich machen wollte, immer so offen gestaltet sein, wie eine übersichtliche Bahnhofshalle!

Und so bleibt auch der Alte Markt bis auf weiteres unbegrünt.

Als wir jung waren, gab es „FFF“ noch nicht, wir wären aber dabei gewesen, wenn es die Freitagsdemos damals schon gegeben hätte! Und natürlich unterstützen wir deshalb nun auch die jugendlich grünen, aktuellen Bewegungen in Sachen „Energie“- und „Mobilitätswandel“. Für uns ist das eine Form von Solidarität, die wir empfinden. Die Jungen haben unseren Respekt verdient, den wir mit unserem Besuch ihrer Veranstaltung, zum Ausdruck brachten. Wir trafen pünktlich ein und freuten uns über die rege Teilnahme. Pünktchen lief vorneweg und zog ihr Herrchen eifrig hinter sich her. Er ist ja nicht mehr ganz so schnell und muss außerdem, immer auf Trab gehalten werden, sonst verfällt er in seinen alten Trott. Das ist bei alten Leuten leider so, die können kaum anders und brauchen daher die Ansage der Jüngeren. Viele hören aber nicht darauf, was die Jugend mitzuteilen hat! Die Alten mit ihren gut geschmierten Verbindungen, in denen sie sich miteinander halten, haben es zu weich in ihren bequemen Komfortzonen, wo sie auf ihren Ohren sitzen und offenbar schon aus Prinzip, gegenhalten müssen. Dabei könnte es so einfach sein!

Doch stattdessen agiert die Politik nach dem Motto; „Nach uns die Sintflut“, was man aber öffentlich nie zugeben würde. Und so kommt es, dass sich die Ungehörten in Gefahr begeben, ruhestörend aufzutreten, was immer öfter dazu führt, dass sie an den Pranger gestellt werden. Manche von ihnen Hungerstreiken, andere kleben sich mit Sekundenkleber (!) irgendwo fest, wo es gehörig stört. Mich macht das sehr nachdenklich. Jene, die sich stark machen die Welt zu retten, werden bestraft. Solche aber, die der Natur und der Umwelt im Namen der Wirtschaftlichkeit schaden, lässt man nicht nur gewähren, sondern sie werden in ihrem Tun, sogar noch unterstützt und verteidigt. Es wird dabei gar nicht erst abgewogen, ob es Alternativen gäbe, es wird das unterstützt, was die bessere Lobby (und also auch die „besseren“ Argumente) vorzuweisen hat.

Das war und ist im Großen wie im Kleinen – schon immer so!

Unschöne Umweltbeeinflussung durch den Menschen

Sich verbünden und eine Gegenbewegung bilden, ist die einzige Option die vielleicht noch dagegen etwas auszurichten vermag. Verkehrte Welt und „dumm gelaufen“ – wenn die, denen es nicht um Wirtschaftlichkeit und privaten Nutzen, Wohlstand oder Profit geht und die auf eigene Faust handeln und sich für Veränderung einsetzen, dafür unter Strafe gestellt werden, nämlich der Allgemeinheit im Sinne der Zukunftserhaltung, – dienlich geworden zu sein. Niemand scheint sich gründlich damit auseinander setzen zu wollen, was die Jugend antreibt, sich derart aufzuführen! Wie in den letzten Wochen geschehen, wo sie sich sogar an Gemälden festklebten! Wäre ich Anwalt, dann würde ich sagen, sie handeln aus Notwehr. Mit den Worten der Konservativen gesprochen, kommen diese jungen Menschen doch lediglich ihrer Sorgfaltspflicht nach … denn, es herrscht Gefahr im Verzug! … genau, was ihre Zukunft angeht!

Dennoch werden die rebellischen Aktivisten von der Gesellschaft, in der sich alle gleichermaßen aufgehoben fühlen sollten, dazu genötigt, sich mit Lautsprechern bewaffnet, öffentlich artikulieren zu müssen – ihrer ungeborenen Kinder wegen. Sie einzusperren und zu Straftätern zu degradieren, weil sie gegen die zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit protestieren, ist unfair. Dabei sagt doch der konservativ eingestellte Mensch auch so schön: „Wer sich nicht wehrt, der lebt verkehrt!“ Aber es kommt dann doch wie überall, wieder nur auf die Seite an, auf der man steht.

Hört auf unsere Kinder!

Es müssen immer erst wirtschaftliche Interessen berührt werden in einer Weise, dass jemandem mit Macht daraus „Nachteile“ entstehen, die dann – egal ob dem auch tatsächlich so ist – aufgelistet und penibel zur Anklage gebracht werden können.

Egal, ob sie sich an Bäume ketten zum Beispiel – so geschehen 2018 im Hambacher Forst, der vor der Abholzung stand – oder sich im Sitzstreik befinden, was durchaus mitunter, witziges Potential in sich trägt. Es bleibt aber angesichts der spürbaren Not nicht nur mir das Lachen im Halse stecken! Die letzten Aktionen bestanden nun darin, nicht mehr nur auf Straßen zu sitzen, sondern sich an Straßenpflaster sogar effektiv unter Zuhilfenahme von Sekundenkleber festzukleben, um auf diese Weise ordentlich den Verkehr zu behindern. Denn die „Ablöse“ durch Ordnungskräfte nimmt natürlich immer eine gewisse Zeit in Anspruch! Nur so erlangt man jedoch die nötige Aufmerksamkeit, weil wütende Autofahrer daraufhin, natürlich in Rage geraten, klar, weil sie im Stau stehen und ihre kostbare Zeit verlieren – weil sie warten müssen. Doch die Autofahrer, von denen ich hier berichte und die einer anderen Liga angehören, beklagten sich hinterher nur. Etliche von ihnen zeigten keine Solidarität, im Gegenteil, manche werden sogar aggressiv. Es klingt in meinen Ohren absurd, wenn sich im Stau stehende Handwerker im Radio darüber beschweren, sich durch – auf der Autobahn festgeklebte Umweltaktivisten – in ihrer Tätigkeitsausübung, behindert zu fühlen.

Noch nicht alle Menschen haben also begriffen, worum es geht und dass, wenn die Hütte erst einmal brennt, keine Dienstleister mehr von Nöten sein werden.

Als „Naiv“ gelten aber nicht sie, sondern die jugendlichen Rebellen und kaum einer stellt sich bei der Beurteilung dessen die Frage, welche gesundheitlichen Risiken solche Klebeaktionen mit sich bringen. Dies ist in meinen Augen nicht zu entschuldigen. Ich bin der Auffassung, dass die vielen „netten Anwälte“, die im Fernsehen immer wieder gern für Gerechtigkeit sorgen, hier endlich tätig werden sollten, um diesen jungen Menschen zu helfen, ihre Rechte durchzusetzen. Anstatt der Häme, die ihnen zuteilwird, haben sie unseren Respekt verdient. Ich würde ihnen gern den streitbaren Grafiker, Rechtsanwalt und bildenden Künstler, Klaus Steack empfehlen, auch der kennt sich damit aus, wie man solchen Demütigungen begegnet. Bekannt geworden ist der Mann durch seine aufrüttelnden, sozialkritischen Plakate in den 70-igern. Von 2006 bis 2015 war er trotz (oder sogar wegen) dieser Erfahrungen zum Präsidenten der Akademie der Künste in Berlin gewählt worden. Auch Klaus Staeck legte sich mit den Oberen an. Die von ihm provozierten Streitigkeiten und Prozesse, die er sich selbst verteidigend auch vielfach gewann, förderten seine Bekanntheit nur.

Plakat Klaus Steack, 1983

Merke: Nur wer es nicht verpasst aufs richtige Pferd zu setzen, der/die wird es zu etwas bringen!

Wenn dem „Pferd“ aber vorher die Hufe abschmelzen, war‘ s das.

Nach den Straßen, an die sie sich klebten, folgten Gemälde, weil die erhoffte Wirkung, nämlich endlich ernst genommen zu werden, ausgeblieben ist. In meiner Eigenschaft als bildende Künstlerin sollte ich jetzt wohl erzürnt reagieren und mich über diesen „jugendlichen Frevel“ aufregen – dem ist aber nicht so. Denn erstens kann man jeden Rahmen – sollte er beschädigt worden sein, auch wieder reparieren. Eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Restauratoren! Und zweitens sind diese, meisterlich gefertigten, handgeschnitzten Exemplare derart empfindlich, dass immer von diesen Raritäten – Kopien in Auftrag gegeben werden, sie zu ersetzen. Die kostbaren Originale, bestehend  aus den verschiedensten Materialien, verbleiben in der Regel im klimatisierten Depot. Auch hier darf jedoch der Strom nicht ausfallen …

An dieser Stelle möchte ich (aus reinem Eigeninteresse) mal die Frage aufwerfen: was denn aus der schönen Kunst werden würde, wenn unser Planet einst in vollem Umfange kollabierte? Gemälde auf Leinwand oder Papier und Plastiken, gefertigt aus Holz, die wären dann unwiederbringlich verloren … dabei ist doch der Gedanke, Kunstwerke von Wert und für die „Ewigkeit“ zu schaffen und von sich Reden zu machen, selbst wenn man bereits lange das Gras von unten wachsen sieht, der einzige Gedanke, der Künstler antreibt! So heißt es jedenfalls … und deswegen trösten sich die zu Lebzeiten geschmähten, vielen Künstler ja auch damit, dass der Ruhm erst später einsetzt … meine Güte … und dann bleibt einem selbst dieser, wegen der Trägheit, die überall herrscht und effektive Lösungen verhindert, womöglich versagt!

FRAUENKUNST! – IKARUS, noch im Aufbau, Ton und Knochen, Maren GRÜNEMITTEN Simon, 2022

Gebrannte Keramik und Kunst von Steinbildhauern, die hat zwar eventuell noch die besten Chancen, die Apokalypse zu überstehen. Doch – wenn das Publikum fehlt, weil ausgestorben … ist doch kein Blumentopf mehr mit unseren Kunstwerken zu gewinnen. Wie sollen nachrückende Lebensformen, beispielsweise feuerresistente Drachen, die dereinst ihre Renaissance erleben, das alles verstehen? Denen fehlte doch total jeder Bezug! Es war schon in den Wendejahren und danach, für die Kollegen Westdeutschen nicht einfach, die ostdeutsche Kultur zu begreifen. Und dieser, für uns frustrierende Prozess, das wird ja jedes Jahr wieder aktuell zum „Tag der deutschen Einheit“ von neuem festgestellt, der gilt als lange noch nicht abgeschlossen!

Auch das, wegen der Trägheit!

Noch kann man aber mit Kunst Aufmerksamkeit erregen – nur die richtige Kunst muss es sein!

Es gab mehrere Aktionen an verschiedenen Orten von verschiedenen Gruppen. Dabei gingen die Aktivisten gezielt vor und wählten nicht einfach irgendwelche beliebigen Kunstwerke aus, die kein Schwein kennt (und auch keine Sau) – sondern sie wählten bewusst kostbare alte Gemälde mit intakten Landschaften darauf aus. Als das immer noch nicht reichte, griffen sie zum Äußersten und nahmen sich die „Sixtinische Madonna“, diese sensible Schönheit mit ihrem süßen Kind auf dem Arm, vor. Der durch diese, zugegeben, krasse Klebeaktion beschädigte Rahmen, vermittelte dann die Botschaft, die sogar der Dümmste verstehen sollte! Das „macht“ doch, wie der Westdeutsche gern sagt, Sinn! Aber Sinn „hatte“ es dann leider doch keinen, was aber nicht an den jungen Leuten lag. Die schreibende Zunft äußerte sich vermehrt abfällig und tute bereitwillig in die Hörner all der Wohlgenährteren, die sich gegen jede Form von Veränderung an sich, wenden. „Publikumswirksamkeit“, so wurde festgestellt, sei alles nur gewesen, um das es den Jungen da, gegangen sei.

Natürlich! Genau darum ging es, das ist es ja, was sie wollen; endlich gehört und gesehen werden!

Die Berichterstattung hätte (im Sinne der Rebellen) auch bewusst andersherum betrieben werden können, nämlich WOHLWOLLENDER. Keine Lobby zu haben bedeutet, dass jeder urteilen darf, ohne nachzudenken. Und genau deshalb sitze ich hier und lasse meinen Gedanken freien Lauf. Denn auch ich hatte sehr lange Zeit keine solche LOBBY – die es braucht, um ernst genommen zu werden! Ich habe eigentlich noch immer keine … muss ich gestehen … denn ich verweigere mich erfolgreich nun schon mein ganzes Berufsleben lang, dem verschiedener Moden unterworfenen, „schweinischen“ Kultursystem, ohne dies so gewollt zu haben, es passierte mir einfach.

Gemütlich Abwarten und Teetrinken, das war gestern.

An diesem, in vielen Augen sich rüde darstellenden Umgang mit unserem historischen Erbe, der altmeisterlichen Kunst, erzürnen sich nun die Gemüter. Manche amüsieren sich aber auch nur darüber und andere raufen sich die Haare. Die Wenigsten versuchen es zu verstehen. Man bedenke: „Lieb Kind fordert nichts – lieb Kind bekommt auch nichts“. So ist leider nun einmal die Realität. „Hört auf unsere Kinder“, war deshalb auf einem der Plakate zu lesen, das einer mit sich führte auf der Demo in Potsdam. Stets wird nämlich das unterschätzt, was wir haben und überbewertet wird das, was wir sind. (frei zitiert nach Marie Ebner von Eschenbach)

„Wer für seine Weltanschauung absichtlich andere in Gefahr bringt, ist kein Aktivist, sondern ein Verbrecher.“ (Michael Stübgen, CDU, Innenminister)

Der Mensch ist nicht nett!

Ich bin Zeitungsleser. Mittels der Texte, die ich jeden Tag darin finde, kann ich den Puls der Zeit erspüren. Neulich lese ich von Menschen, die ihr neues Heim samt Küche darin, konsequent in Schwarz/Gelb haben einrichten lassen, weil sie Fans von Borussia Dortmund sind. Selbst die Hundehütte wird in Bälde, so war zu erfahren, ebenfalls in eben dieser grotesken Farbkombination – den Vereins- und Warnfarben (!) des BVB – gestrichen werden. Der arme Hund! Eines scheint jedenfalls sicher, die Zeitungsredaktion druckte das nicht einfach so, die dachten sich konkret etwas dabei. Derart Absurdes wird gern zur Kenntnis genommen, denn von solch schön schrägen Banalitäten, lebt eine ganze Industrie.

Weiter lese ich an jenem Tag: „Porsches Weg zur Börse ist frei“ und denke, muss ich das wissen? Ich gehöre zu den Systemunrelevanten dieser Welt. Punkt. Nichtsdestotrotz; Wirtschaftliches ist immer immens wichtig, egal worum es sich handelt. Selbst, wenn die Welt morgen unterginge, könnte es lohnend sein, sich noch schnell über die verschlungenen Pfade des „Dax“ zu informieren! (Anstatt ein Apfelbäumchen zu pflanzen …) Solche Unternehmen schaffen Arbeitsplätze, deshalb kommt ihnen eine Wichtigkeit zu, die solch „freudige“ Schlagzeilen wie diese, rechtfertigt. Ich bin aber der Auffassung, dass es notwendiger denn je wäre, der Wirtschaft weniger Raum für ihre Eitelkeiten einzuräumen. Sämtliches Wirtschaftswachstum kontrolliert herunterzufahren, das wäre angesichts der bestehenden, unschönen Entwicklungen, die Umwelt und Menschen gleichermaßen betreffen und nicht zu ignorieren sind, viel wichtiger.

Man kann doch nicht immer nur die wenigen Wölfe fettfüttern, um die vielen Schafe … halbwegs am Leben zu erhalten! (Denkpause! Maren GRÜNEMITTEN Simon)

Und so blättere ich weiter und gelange zum nächsten Artikel, der mich jetzt tatsächlich interessiert, denn er steht unter der Rubrik „Kultur“. Darin wird berichtet über einen jungen Mann mit Erfolg, was schon einmal neugierig macht. Dank seiner guten Ausbildung und besten Verbindungen, die er offenbar seinen Eltern zu verdanken hat, ist er, äh, … Kurator eines renommierten Museums geworden. Er scheint in etwa derselben Altersklasse (wie die oben erwähnten Aktivisten) anzugehören und schaut mich ruhig und freundlich aus meiner Zeitung heraus an. Er kennt das Erfolgsgeheimnis des Hauses, für das er arbeitet und sagt:

„Es ist ratsam nach den Sternen zu greifen“

Also doch !!!

Ich reiße den Sternensatz bewusst heraus aus seinem eigentlichen Zusammenhang, in dem er formuliert worden ist und frage listig nach, muss denn nicht JEDER brennen für das, was ihm lieb und heilig ist? Was hat der erfolgreiche junge Kurator, was der geschasste junge Aktivist in seiner dunklen Kellerecke, in der er hausen muss, nicht hat? Ich frage weiter, inwiefern es denn sein kann, dass jener junge Mann, der für seine Sache (die Kunst) „brennt“ (was achtenswert ist, keine Frage) und mit dieser sein Geld verdient, mit Wohlwollen bedacht sich in deren goldenem Lichte aufhalten darf, – die verachteten Aktivisten aber, belächelt und beleidigt werden? … obwohl auch sie für ihre Sache (den kranken Planeten) brennen!

Und das, ganz ohne Aussicht auf ein Honorar.

Ihre Sorge gilt nicht etwas künstlich Geschaffenem, sondern dem Original!

Müssten nicht angesichts dessen, sämtliche Künstler und Galeristen dieser Welt und vor allem – auch die vielen Sammler von Kunst – die Straßen stürmen und protestieren, damit die Erde – das urige Original – erhalten bliebe? Maler und Kuratoren, Fotografen, Reiseveranstalter und andere Branchen, auch solche, die Kalenderbilder drucken und von der Schönheit der Erde in Form von Kunst, partizipieren! Sie profitieren von einer „heilen“ schönen Welt, welche die Basis ihrer finanziellen Erfolge bildet. Jede Werbung, sei es für „Mode“, „Automobil, Motor und Sport“, „Wellness“ oder „Beauty“, lebt von den phantastischen Welten im Hintergrund! Das jeweilige Objekt der Begierde wird möglichst vorteilhaft davor abgelichtet und schließlich in Kombination mit diesen unterschiedlichsten, schönsten Landschaften – mit reichlich Poesie und produktfreundlichen Emotionen aufgeladen. Allein um damit dann – den zu erwartenden Kaufanreiz, zu generieren.

Dazu ein Beispiel: Viele Leute wundern sich über unseren lustigen Hund und fragen an, wo sie einen solchen wohl her bekämen.

Wenn wir Züchter hätten werden wollen, dann hätten wir zuerst einen schönen Namen finden müssen, unter dem die Kleinen unseres eventuellen „A-Wurfes“, gelistet worden wären: AXXXXX vom „Flugplatz Plötzin“! Und natürlich hätten wir dann, wenn die Mutterschaft festgestellt worden wäre, eine tolle Anzeige mit all den Vorzügen unserer Hündin gestartet! Ähnlich in der Art und Weise, wie die Werbeindustrie das macht: unsere hübsche, feinsinnige Hündin im Sonnenuntergang für die Sparte „Beauty“, unsere nasse und total eingedreckte Rüdin im Urlaub und mit „Hantel“ für die Rubrik „Fitness“, Pünktchen, fein und warm eingekleidet mittels ihres grünen, filzigen Mäntelchens – als Beitrag zur „Hout Couture“ und ein wirklich sehr schnelles Pünktchen, das so richtig „kromfohrländernd“ für „Motor und Sport“ steht. Wer hätte angesichts dieses Sympathieträgerchens, da noch „Nein“ sagen können? Und wir haben sogar noch viel mehr Fotos von den ungewöhnlichsten Situationen, Sparte „Wellness“ parat, die ich jetzt bewusst ausgespart habe … allein deshalb, weil ich mich für kein Foto entscheiden konnte!!! Denn nur so funktioniert das auch …. indem mit den entsprechenden Bildern und ihren Geschichten dazu, beim Kunden der Wunsch befördert wird, zum Beispiel solch einen „prima Kameraden“ auch haben zu wollen und alles dafür zu tun, ihn (oder sie) auch zu erwerben! 

Beauty-Fitness-Hout Couture-Sport, all das aktiv in der Natur …

Sämtliche schönste und bunteste Fotos, interessante Videos und attraktivste Filme dieser Welt und auch die gemalten, kostbarsten Kunstwerke in den besten und angesagtesten Museen, haben doch alle eines gemeinsam – sie basieren auf der Grundlage einer gesunden und intakten Welt – die aber leider gerade dabei ist, den Bach runter zu gehen. Was jedoch noch viel zu Wenige interessiert. Korallenriffe bleiben uns in ihrer Farbigkeit und ihrem Formenreichtum und all ihrer Schönheit auf diesen Bildern erhalten. Und wer sogar schon über die Technik der NFTs verfügt und diese für sein Unternehmen nutzt, der lässt ein lebendig bewegtes Bild an der Bürowand für seine Mitarbeiter tanzen, was offenbar ausreicht – auch, wenn es echte und intakte Korallenriffe in der Realität, bald nicht mehr gibt.

Nur der Strom darf natürlich auch hierbei nicht ausfallen!

Alles Originale ist rar. Und Rares, das wissen wir, gewinnt mit den Jahren an Wert. Für die Kunst mag das zutreffen – nur leider nicht für unseren Planeten und auch nicht für Hunde, wenn sie im Tierheim landen.

Als ich in meiner Zeitung weiterlese: „Was mich antreibt ist die Liebe zum Original“, kommen mir fast die Tränen! Genauso ist es. Der junge Kurator, er spricht mir aus dem Herzen! Er spricht von der Kunst, sagt: „echte Farbe – kein Nachdruck“ und ich weiß genau, was er meint und muss sogleich beklagen, dass noch nie wirklich einen Galeristen oder Sammler interessierte, was ich an Schätzen herumzustehen habe. Ich erwähnte es bereits; deshalb würde der Saugrobotter bei mir in Werkstatt und im Atelier ja auch nicht wissen, wo er zuerst mit dem Putzen beginnen sollte … er würde sich außerdem sogar im Wohnzimmer manches Mal festfahren und überall anecken.

Doch darum, nämlich um mein Einzelschicksal (ohne Putzhilfe zu sein), geht es nicht.

Immer ist alles Originale besser als sein nachgemachter, billiger Fake! Besser ist deshalb nicht nur originale Kunst, besser ist auch echter Schlamm am echten „Land Rover“ als solcher Dreck, der (das gibt es tatsächlich!) aus einer Dose (in Vortäuschungsabsicht) auf einen gut geputzten, bulligen Vergleichswagen, nur „sportlich“ aufgesprüht worden ist. Besser ist natürlich auch ein echtes vierblättriges Kleeblatt, als eines, das (auf der Postkarte) nur aus zwei dreiblättrigen, „montiert“ und dann als „Collage“ (vielleicht an Mutti?) verschickt wurde. Solche vergebliche Liebesmüh (ebenfalls in Täuschungsabsicht) bringt kein Glück! Auch echte Pizza vom Italiener um die Ecke ist immer besser, als die aus Sparsamkeitsgründen erworbene, nachgemachte vom Discounter! Das weiß jedes Kind. Diese Liste, man merkt es bereits, ließe sich endlos lang gestalten …

„Wenn dieser emotionale Motor (also die Liebe zum Original) fehlt“, so lese ich im Interview mit dem jungen Kurator weiter, „sollte man den Beruf wechseln“. Richtig! Und das sollten auch die Macher, Entwickler und Gestalter, die unsere Geschicke lenken – wenn sie auf ihren Stühlen, nur sitzen wollen. Damit zurück (u.a.) an Herrn Stübgen von der CDU.

Von unserer Erde eine Kopie anzufertigen, ist unmöglich. Punkt.

Dieser absurde Gedanke ist so derart bescheuert, merkt denn keiner, wie dämlich wir inzwischen geworden sind, dass ich mich gezwungen sehe, mir all diese Zeilen ausdenken zu müssen?

Stechapfel mit mathematischem Bauplan

Und ausgerechnet ich, die ich immer eine Mathematik-Phobie besaß und mit Zahlen und Formeln zu kämpfen hatte, ausgerechnet ich breche jetzt eine Lanze für sie, weil die Mathematik, die in allem Lebendigen steckt – gemeint sind die Proportionen von Schönheit und Harmonie – nicht nur aus solchen rechten Winkeln besteht, die den praktisch begabten Menschen von heute, so sehr gefallen!

„Das Universum ist nicht zu verstehen, wenn man nicht zuvor die Sprache erlernt und sich mit den Buchstaben vertraut gemacht hat, in denen es geschrieben ist. Es ist in der Sprache der Mathematik geschrieben.“ (Galileo Galilei)

Die Mathematik steht für Schönheit, sprich den sogenannten „Goldenen Schnitt“. Geringfügig anders aber ähnlich, verhält es sich mit der inzwischen allseits bekannten „Fibonacci-Spirale“, die in heutiger Zeit, siehe Internet, gern als Tattoo gestochen wird. Beide Theorien bauen, vereinfacht gesprochen, auf den genialen Proportionen eines „Schneckenhauses“ auf, dem geheimen „Bauplan“ alles Gewachsenen. Bei Fibonacci ergeben Quadrate, deren Seitenlängen sich gleich den Zahlen der Fibonacci-Folge verhalten, beginnend mit 0 und 1, wobei jede Zahl in dieser Folge, gleich der Summe der beiden vorausgehenden ist, also: 1,2,3,5,8,13 … diese „goldene“ Spirale. Diesen als „göttlich“ zu bezeichnenden, „goldenen“ Proportionen, unterliegt die gesamte lebendige Natur. Nicht ohne Grund, ist sogar die „Milchstraße (unsere Galaxie) ebenfalls eine riesige Spirale! Während ich dies aufschreibe überkommt mich demütiges Nachsinnen, … denn von dem nicht zu fassenden Ursprung der Welt, verstehen wir so gut wie nichts … und von all dem, was uns umgibt, nicht einmal die Hälfte! Immerhin, Gelehrte und Künstler vor unserer Zeit, fanden mittels Anwendung der Geometrie diesen „Harmonie-Geheimcode“ heraus, der in allem steckt (auch im vermeintlich „Hässlichen“) und deshalb kann man ihm in den „schönen Künsten“, wozu auch die Architektur zählt, überall begegnen.

Heute mangelt es vermehrt an solchem „Basiswissen“, denn je „klüger“ wir werden, umso arroganter geben wir uns. Weg mit alten Theorien, was zählt ist das, was gerade in Mode ist! Sprach man früher noch von „Zeitlosigkeit“ die anzustreben sei, um solch schnellen, modischen Lösungen zu entgehen, drängt sich mir heute das Wort „Werteverfall“ förmlich auf, der überall zu finden ist; er steckt im Alltagsdesign, in Gedrucktem und auch in Wohn- und Geschäftsbauten. Er geht mit Lieblosigkeit und „Purismus“ und vermeintlicher „Leichtigkeit“ einher, ansonsten wäre unser Leben und wirkten unsere Städte, tatsächlich weniger kalt und sähen freundlicher aus! Es liegt nicht an mangelnder Farbigkeit, das möchte ich betonen, es liegt an der fatalen, naturverachtenden Grundhaltung.

Erfolgsmodell SPIRALE …

Auch auf einen anderen Planeten (im Visier befindet sich aktuell der Mars) auszuweichen, kann nur einer Kompromisslösung gleichkommen. Denn nur das Original besticht mit echten Farben und variantenreichen Formen, hat vielerlei Düfte und Lüfte zu bieten in Nuancen, die selbst durch die erfahrensten und besten Künstler der Welt in ihrem Reichtum, nie und nimmer zu erfassen wären. Die Erde ist (immer noch) prachtvoll und einzigartig. Sie ist göttlich und deshalb vollkommen. Zufällig passt alles auf dieser kleinen, im weiten Universum umher schwebenden, bläulich schimmernden Murmel mit ihren vielen wirbelnden Schleiern (wie Schlieren aus Glas), so wunderbar zusammen. Alles ergänzt sich, fördert und bedingt sich gegenseitig! Nehmen wir die vier Jahreszeiten als Beispiel oder auch das Wechselspiel zwischen Tag und Nacht. Die „Blaue Stunde“, die so wunderbar geeignet ist, eine Tasse heißen Tees zu genießen und den Tag ausklingen zu lassen, sie liegt genau dazwischen!

Pflanzen und Tiere – und mitten drin, eingewoben in dieses fein gesponnene Netz, wir Menschen.

Zu selbstverständlich nehmen wir das, was uns geschenkt worden ist und uns nichts (!) kostet, in Anspruch ohne viel darüber nachzudenken: Sonnenuntergänge zum Beispiel. Überall auf der Welt, für jeden Anblick ein eigener. Jeden Tag neu. Auch ich habe immer wieder meine Freude daran, halte das effektvolle Ereignis des Verschwindens der Sonne fest und muss in solchem Momenten – auf den eingefärbten Himmel schauend – unwillkürlich an „abstrakte Malerei“ denken, während ich in Demut versunken, mir des schönen intensiven Augenblicks und seiner Verletzlichkeit, bewusst bin. Es ist die normalste Sache der Welt, dass am nächsten Morgen wieder, überall auf der Welt, die Sonne erneut aufgehen wird. Ebenso spektakulär, ebenso schön!

Wobei Wolken für die Dramatik zuständig sind. In Berlin hat es vor Jahren sogar eine Wolken-Ausstellung gegeben.

Faszination Himmel …
Abstrakt schön …

Im Verlauf des Tages verändern sich Himmel und Wolken, mal ist alles strahlend Blau, mal wie verwaschen. Mal hängen die Wolken wie in Aquarell gemalt, schwer am Himmelszelt, mal sind es „Schäfchen“, die fröhlich am Himmel spielen – manchmal ganz in Weiß und ab und an in Rosa, ja und manchmal sind die Wolken in Fetzen auch Schwarz mit Blau getönt. Peter Fox hat es besungen! Selbst, wenn es trübe scheint und milchiges Grau den Alltag bestimmt, wenn Regen, Hagel oder Blätter fallen, ist das als einzigartiges Schauspiel zu bewerten, genau wie der Schnee, den Maler auf ihren Bildern in allen Farbschattierungen leuchten lassen. Gemalten Schnee gibt es – genau wie Wasser in Öl – sogar in geheimnisvollem Violett und kraftvollem Orange zu bewundern.

Das unterschiedliche Grün der Wiesen – beeinflusst durch Nebel, Dunst und Schwüle, die auf und über ihnen sich befinden und die einzelnen Luftschichten zu verschiedenen Tageszeiten in unterschiedlichem Lichte erscheinen lassen – erfreut uns ebenfalls mit vielen Überraschungen. Mensch muss nur genau hinsehen. Das ist es, was Künstler wie William Turner, Claude Monet, Paul Cézanne, Vincent van Gogh, auch Edward Munch und viele andere mehr, heute zum Kulturerbe zählende Künstler, konnten. Ihre Werke füllen die Museen dieser Welt. Aber auch die Maler kamen nicht aus sich heraus auf diese Idee, das Licht malen zu wollen. Sie wurden dazu inspiriert und mischten ihre kostbaren Farben aus Mineralien, die sie zuvor teuer erwarben. Interieurs, Stillleben und Portraits und erst recht „Heuschober“ ohne sich verändernde Licht- und Schattenfarben, die wären ansonsten schließlich total uninteressant – außer vielleicht, für Mäuse.

Menschen mit kreativer Energie waren (und sind immer wieder) nur berührt von diesem einen Augenblick, wo es passiert. Indem sie Sehen lernten, vermochten sie solche Momente besser wahrzunehmen als andere, darin bestand (und besteht nach wie vor), die Kunst. „Sehen“ ist hier nicht als angeborene Fähigkeit zu verstehen, die jeder gesunde Mensch sein eigen nennt! Die meisten Menschen sehen zwar mit oder sogar ohne Brille recht gut, sie rennen aber trotzdem an unscheinbarer Natur vorbei.

Verschiedene Stimmungen ein und derselben Jahreszeit

Wohltemperiert und Feuchtegeschützt harren die Kunstwerke in den Museen aus, manche sogar in Panzerschränken. Doch was machen Menschen wie Egon Olsen, die sich keinen Komfortraum mit Klimaanlage leisten können? Wie geht es der echten, langsam aussterbenden „Fauna“ und der so oft frevelhaft massakrierten oder radikal abgeholzten „Flora“, die Gegenstand dieser Gemälde sind? Beide drohen uns unter unseren Händen allmählich wegzusterben. Wie lohnenswert ist eine Welt ohne Pflanzen, Getier und Gewürm, wo jedes noch so kleine Teilchen seinen Platz kennt? Wie sagte der junge Kurator so schön; wem der „emotionale Motor“ fehlt, der muss seinen Beruf wechseln … und ich ergänze: der versteht nämlich das Problem nicht. Leider ist es so, dass Menschen immer erst selbst betroffen sein müssen, weil ihre Vorstellungsgabe für kommende Leiden, einfach viel zu gering ist. Weswegen es immer auch Andersgeartete unter ihnen braucht, die bessere Sinne zur Verfügung haben, als diese Armen, ohne jede Phantasie.

Dann aber, wenn’s schlimm kommt, werden Menschen – anders als Tiere, die es still ertragen, radikal und selbstgerecht, dann sind sie am Jammern und keiner will es gewesen sein, dann schieben sie sich die Last der Schuld, gegenseitig zu. Sie alle, die vorab, anders als die Tiere, etwas hätten tun können!

Angesichts eines möglichen, irreversiblen Sterbevorgangs des Planeten, wegen Desinteresses seiner Bewohner und dazukommend, auch die mögliche Auslöschung allen Lebens auf unserem Planeten durch gezielt eingesetzte Atomwaffen – doch das wäre ein eigenes Thema, zu dem ich mich heute nicht äußern möchte – gilt es sämtliche Handlungsweisen umzuwandeln, in gelebte Verantwortung. Das Problem; es gibt niemanden, der die „Kassandras“ dieser Welt leiden kann, denn in ihrer Nähe wird einem unbehaglich. (Darum, um dies zu vermeiden, verwende ich die vielen schönen Bilder neben den unschönen!) Kassandras sind unbequem und sie werden immer lauter. Das nervt. Zu hysterisch sind sie angeblich veranlagt und viel zu emotional. Man möchte es doch auch schön haben im Leben, sagen die Konservativen. Man braucht doch Abwechslung und möchte Spaß! Das schnöde Geld lässt die Menschen aber im Umgang mit anderen (und im eigenen Herzen) hart werden. Und wem nichts Besseres einfällt als „Geld“, für den ist diese Option oft die einzige, die bleibt, um aus sich „Etwas“ zu machen. Und je anspruchsvoller und luxuriöser die, auf diese Weise „beste Gesellschaft“ aufgestellt ist, umso kälter fühlt es sich an – in ihr zu leben.

Ich kann die Kälte förmlich greifen, mein Platz am Rande dieser Gesellschaft, ist ungemütlich. 

Da werden Alte aus ihrem Heim geworfen und müssen sich als betagte Menschen, die ja ihren Beitrag zur Gesellschaft bereits abgeleistet haben, damit abfinden, dass andere in den leer gewordenen Räumlichkeiten, „Urlauben“ dürfen – gegen entsprechend mehr Endgeld, das der Vermieter dafür bekommt. Und, wenn es darum geht, die Wärmeversorgung zu suspendieren, bekommen die Vermieter die Vergünstigungen, um sie an ihre Mieter weiter zu reichen. Ob sie das tun werden, bleibt jedoch offen und wird natürlich nicht kontrolliert. Außerdem bräuchte der einfache Bürger diese Unterstützung jetzt und nicht erst viel später. Die Frage stellt sich mir; wieso kann man nicht jedem Bürger dieses Landes einen gewissen Betrag in die Hand geben? Wieso muss das festgemacht werden am regelmäßigen Einkommen (das ich z.B. nicht habe) oder an anderen Zuwendungen, die es gilt nachzuweisen … die sogenannte „Stütze“ oder auch die Rentenzahlung. In den Genuss von Stütze oder einer Rente komme ich ebenfalls nicht, erstens wegen meines Mannes, wo mir immer gesagt wird: „Was wollen Sie denn? Sie sind doch versorgt!“ … wie ein Kleinkind, das nicht erwachsen werden darf und zweitens, weil es bis zur mickrigen Freiberufler-Rente noch ein Weilchen dauert. Ich falle deshalb aus diesem Raster total heraus. Damit gehöre ich einer Minderheit an, die diesen Staat einfach nicht interessiert. Ich bin nur dann von Interesse, wenn es von mir etwas zu holen gibt; Kunstwerke zum Beispiel, denen ein Wert erst mit den Jahren, zuerkannt worden sein wird. Und das kann dauern, solange bin ich und werde dies wohl noch ein Weilchen bleiben – eine graue Maus.

Wenn sich als „gefühlsdusselige Enthusiasten“ Betitelte, in Potsdam für Straßenbäume einsetzen, denen (zur Rechtfertigung ihrer Fällung) eine schwache Gesundheit bescheinigt wurde, drängt sich mir der Vergleich auf; dass zwar jeder Mensch gern alt werden möchte, nur alt sein darf keiner. Auch Bäume nicht. Das schöne Wort von der sogenannten „Ausgleichspflanzung“ täuscht darüber hinweg, dass es nie und nimmer darum gehen wird, einen tatsächlichen „Ausgleich“ des Verlustes herbeizuführen. Denn das ist gar nicht machbar. Wie viele kleine Bäumchen wären denn notwendig, um einen großen zu ersetzen? Man könnte das sicherlich sogar ausrechnen. Und man könnte sicher auch den Verlust berechnen, weil viele von diesen kleinen Bäumchen gar nicht erst anwachsen werden! Weil sich – wenn das Geld einmal geflossen ist und die Presse lobend berichtete, in den heißen Sommern keiner mehr darum kümmert. So ist das nämlich zu oft der Fall.

Damit es besser wird: „Pünktchen dreht am Rad“

Wer ist denn hier als Naiv zu bezeichnen? Doch nicht die, die sich der Realität stellen und sich der Kälte widersetzen, die überall herrscht! Naiv sind doch all jene, die immer noch denken, uns wird schon nichts passieren! Ich frage weiter, warum wohl haben wir so viele psychisch auffällige, besonders auch junge Menschen zu beklagen? Sie empfinden, so sensibel wie diese Feinfühligsten unter uns veranlagt sind, sehr wohl, dass die Balance völlig aus dem Lot geraten ist. Doch es gibt immer mehr Bürger, die sich Gedanken machen und sich zur Wehr setzen, das finde ich gut. Meist handelt es sich um Leute, die „LESEN“ zu einer ihrer Freizeitbeschäftigungen zählen. Wer dagegen „GELD“ und noch immer Reisen und Shoppen als „Hobby“ angibt, ist in meinen Augen, ein hoffnungsloser Fall.

Die Interessen der meisten Menschen liegen genau dazwischen.

Sie lieben ein rundum gutes Leben. Und schauen trotzdem jeden Abend die Tagesschau, um nicht ganz aus der Zeit zu fallen. Sie wollen sehen und gesehen werden und empfinden sich als Teil dieser Gesellschaft, wo jeder ein Recht darauf hat, selbstverständlich glücklich zu sein. Entsprechend anfällig sind sie dann auch für die jeweils bequemere Lösung bei etwaig auftretenden Problemen. Wer von sich behauptet, wenig Zeit zu haben, der schafft sich beispielsweise einen Schottergarten vorm Haus, anstatt eines aufwendigen Blumenbeetes an. Damit trickst man sogar den Klimawandel erfolgreich aus, denn es muss nie mehr gegossen werden und sieht immer gleich aus – kein Unkraut, kein lästiges Laub, kein Schmutz – nur Steine. Ideal für alle, die nie wieder etwas verändert haben wollen, weil jede Jahreszeit auf dieselbe Weise passiert – außer, es läge im Winter rein zufällig mal wieder, etwas Schnee. Der läge dann natürlich oben drauf – auf den Steinen. Aber ansonsten – einmal eingerichtet – ist der Schottergarten perfekt für immer und alle und für jeden Geschmack. Ob extravagant oder eher schlicht, alles ist möglich.

So denkt der Schlaue jedenfalls. Und wählt einen Baum aus Plastik und nicht das lebendige Original!

Mir fällt auf, was anderen nicht auffallen will. Deshalb komme ich auf solche Themen, wie diese. Ich höre den Leuten zu und denke mir meinen Teil. Bäume, deren Grün früher lediglich noch „Arbeit“ machte, wenn es geharkt werden musste, das „schmutzt“ heute und deshalb schafft man sich einen solchen Baum, gar nicht erst an. Walnussbäume zum Beispiel, die gelten als besonders schlimm. Erst sind es die Blüten, die Raupen ähneln und im Frühsommer überflüssiger Weise, abfallen. Dann entwickeln sich aus den restlichen Blüten die Nüsse, die in ihren grünen öligen, Schalen heranreifen. Die braun gewordenen Schalen geben im Herbst die Nüsse frei und fallen zusammen mit ihnen zu Boden, so dass man darauf bei Nässe, gut ins Schleudern geraten kann. Zuletzt fallen die derben Blätter und bilden – mit etwas Glück, so empfinde ich es – einen gelben Teppich unterm Baum, der aber leider ewig braucht, um zu vergehen. Unser Nussbaum befindet sich ja in seinen besten Jahren und produziert fleißig, was auch den Tieren gefällt. Er ist das Zentrum unseres Gärtchens und ohne ihn, fehlte uns was. Der Nistkasten an seinem Stamm ist immer ausgebucht, kein Wunder, die Kletterrose mit ihren Ranken umwirbt ihn und den Stamm zärtlich, sodass für Feinde da kein Rankommen ist. Nussbaum und Rose – sind wie Mann und Frau … sie mögen und ergänzen sich.

Ach, was bin ich heut wieder sentimental!

Diverse Werbeprospekte, (unschön), 2022

Die Prospekte von „Gartenbau-Firmen“, die „Garten-Gestaltung“ versprechen und neuerdings immer öfter im Briefkasten liegen, brillieren regelmäßig mit bunten Abbildungen, wo mir einfach nur sehr schlecht wird. Denn diese Firmen befinden sich auf der Höhe der Zeit! Weswegen „Grün“ die Farbe ist, die auf diesen Werbeblättchen für den Garten von heute, am wenigsten vorkommt. Unter der Rubrik „Unsere Leistung“ listen sie auf, was machbar und angeraten ist. Der neueste Prospekt hatte 23 Angebote vorrätig, die von Wurzelentfernung und Pflasterverlegung, Pflasterverfugung, und Pflasterreinigung mit Spezialverfugung, – „vorher“ und „nachher“ – über Rollrasenverlegung und Heckenschnitt, hin zu Baumfällarbeiten mit Zaunbau und Holzbearbeitung reichen. Selbstverständlich gehören Fassade und Dach ebenfalls zum Garten dazu, weswegen Terrassensanierung und Fassadenreinigung, Glasreinigung und Dachreinigung, ebenfalls zu den Unterpunkten gehören, die angeboten werden.

Alles (außer naturnah) ist möglich, schnell und effizient, selbstverständlich mit Garantieanspruch.

Leistungen wie „Baumpflanzungen und Baumpflege“, „Anlegen eines Gartens oder Teiches“ und „fachliche Beratung“, also alles das, was eigentlich dafür sorgt, dass es im Garten Grün werden würde beziehungsweise grün bleibt, die sind generell in diesen hochglänzenden Blättchen und Prospekten, unterrepräsentiert. Denn Steine und Technik sind wichtiger als alles lebendige Grüne. Die „einfachste“ Lösung für viele, der „Steingarten“, ist natürlich falsch gedacht, aber das schnallen sie nicht. Ein richtiger (schöner) Steingarten, der diesen Namen auch verdient, verfügt über verschieden gestaltete, kleine und größere Steine und dazwischen wachsen natürlich sogenannte „Steingartenpflanzen“! Ein „falscher“ Schotter (STEIN-) Garten wird im Laufe der Zeit, Heimat diverser Flechten und Unkrautsamen werden, die irgendwann keimend, zum Gegenangriff übergehen und diese Fläche dann übernehmen.

Gestaltung allein mit Beton, dicht verlegt und ohne Lücken, in denen Samen sich verstecken und allerlei Krabbeltierchen sich einnisten könnten, ist in seiner Eintönigkeit jedoch als lebensfeindlich zu betrachten. In solchen toten Zonen züchtet man ungewollt Psychopathen heran. Wer in solcher Umgebung aufgewachsen ist, der hat keinerlei Verbindung mehr zur Natur. Da helfen dann auch schulische Angebote oder Projekte nicht mehr weiter. Trotzdem schreit niemand auf, wenn Firmen regelmäßig ihre „Betonwelten“ mit den entsprechenden Fotos dafür, bewerben, die in meinen Augen die reinste Form von Körperverletzung darstellen! Das ist alles nun einmal auch „Ansichts- und Geschmacksache“ werde ich dann belehrt und muss das akzeptieren. Bequemlichkeit und mangelnde Phantasie sind die Eckpfeiler, die solch unmenschliche Behausungen im Sinne von „Übersichtlichkeit“, „Sauberkeit“ und „Ordnungsliebe“, überhaupt erst möglich werden lassen, mit dem Ergebnis, seinen Nachbarn zwar ein „schick“ designtes, jedoch total abweisendes Bauwerk ohne warme Töne zuzumuten – unbehaglich und alles andere als einladend.

„Zutritt verboten“, Deutschland und seine „Grenzen“, 2022

„Käufer, die einen Zaun aus Stäben mit darin eingefädelten Lamellen aus Plastik erworben haben, die favorisieren auch eine Kirschlorbeer- oder Ligusterhecke, welche hübsch in Form zu schneiden geht“ … würde Amazon sagen und den entsprechenden Kontakt mit Bestellnummer, gleich dazu liefern. Denn die genannten Elemente passen bestens zusammen! Auch Fake aus Plastik, der nur so aussieht, als handelte es sich dabei um steinerne Säulen aus massivem Granit, tritt in Kombination mit in Form geschnittenen Bonsaibäumchen, in solchen aufgeräumten Arealen, gern in Erscheinung.

Ich kann verstehen, wenn sich nicht jeder für eine naturnahe Lösung, wie wir sie bevorzugen, erwärmen kann: mit zugewachsenen Fenstern und Hauswänden, in denen das Leben tobt. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit für die meisten Gartenbesitzer irgendwo in der Mitte. Hauptsache Mutter Natur wird als „Fachfrau“ in Klimawandelzeiten, zu Rate gezogen! Schließlich erfüllt der Garten in den unterschiedlichen Lebensphasen einer Familie, auch unterschiedliche Bedürfnisse.

Was es immer erst so richtig schlimm werden lässt, ist immer erst die Übertreibung!

Wenn nämlich die Mode vorgibt, wie es zu sein hat und also möglichst viel Fläche strikt zugepflastert wird, weil die Einfahrt allein nicht ausreicht und alles Grüne als Last empfunden wird. Unkräutlein, wie das Mauerblümchen, der Sauerklee oder das Hirtentäschel, die sich an Maurerritzen schmiegen oder disteliger Bewuchs, der seine aparte (mathematisch perfekt mit kratzigen Blättchen bestückte) Blattrosette zwischen Platten platziert, wird weggefackelt, genau wie Vogelmiere und Natternkopf, ohne sich nur einen Gedanken darüber zu zerbrechen, wie unnötig das ist. Denn so hat sich der Schöpfer das nicht vorgestellt – ihm sind alle seine Kinder gleich lieb! Seine Devise heißt Abwechslung und Vielfalt und nicht Langeweile. Jede freie Stelle ist es wert, besetzt zu werden! Gemüsegärten oder Parks, Wildgärten mit oder ohne Stauden darin, gepflegte Blumenbeete, ob große oder kleine Areale, das spielt keine Rolle.

Es ist die Einstellung, die zählt, selbst, wenn man nur einen Balkon zur Verfügung hat.

Kinder lieben selbstverständlich sowohl verschlungene und wilde Gärten, als auch weite Rasenflächen zum Spielen. Wenn sie ausgezogen sind, kann sich durchaus manches ändern, und so wird dann eventuell, eine wilde Wiese aus der ehemaligen Rasenfläche. Diese garantiert den altgewordenen Eltern die allerbesten Aufführungen von Igel und Co. (als „Bühne“ sitzend in der ersten Reihe) – mit Mütterchen Natur als Regisseurin. „Saubere“, kinderlose Wiesen, ohne freundliche Anteilnahme ihrer Besitzer, die nicht betreten aber dafür aufwendig gepflegt werden müssen, haben aber leider nur sehr wenig zu bieten. Manchmal drängt sich mir der Eindruck auf, sterile und langweilige Rasenflächen sind einst erfunden worden, um damit Langeweile zu bekämpfen, denn sie tragen „therapeutisches“ Potential in sich. Es handelt sich schlicht um „Beschäftigungsgrün“, weil Mann oder Frau rund um die Uhr im Einsatz sind – einmal mit dem Mäher am Gartenende angekommen, fängt man einfach wieder von vorne an. Einziger Nachteil; es muss ausdauernd gegossen werden, denn nur so, funktioniert der Kreislauf auch.

Nur die Tierwelt erfreut sich nicht daran, doch wen stört es?

Wer es leid ist ständig zu mähen, der lässt den großen Bruder des niedlichen Saugrobotters, den drolligen Mähroboter, diese Arbeit alleine erledigen. Er kennt seine jeweilige Ladestation und auch das Gebiet indem er tätig sein darf, kennt er genau und fährt darauf voll ab. Manchmal sehen diese Kerlchen, obwohl sie Igelkiller sind, richtig possierlich aus. Es kommt vor, dass auf einem großen Gelände gleich mehrere Exemplare die lästige Mäharbeit erledigen und im Rudel agieren. Dann ist man tatsächlich an Schafe erinnert, die gemeinsam grasen. (Aber auch hier wäre das Original – echte Schafe – natürlich immer besser als ihr määähender Fake …)

Was Hunde lieben – oder auch nicht

Ich bin trotzdem für mehr gelebte Unordnung im Garten, für mehr „Wildheit“! Man kann lernen, sie zuzulassen, was aber umso schwerer fällt, je mehr „Ordentliche“ man um sich hat, die schauen, ob der Nachbar auch seine Pflicht erfüllt! Dann braucht es eine gewisse Zeit, Natürlichkeit zu akzeptieren, zu schnell hat man nämlich Ausreden parat, es nicht zu tun. Das verhält sich ähnlich, wie bei Haare färbenden Frauen in den Wechseljahren.

Zur Verdeutlichung dessen, hier der Erfahrungsbericht meiner guten Bekannten Regina, die mich damals angesichts erster grauer Strähnen davor warnte, es erst gar nicht auszuprobieren. Anfangs, so sagte sie, ist man lediglich daran interessiert, dass die alte Pracht hübsch erhalten bleibt, also fangen manche Frauen an zu tricksen! Farbe muss her, manchmal sogar eine ganz andere als jene, die die Dame von Natur aus hat. Färben macht Spaß und sorgt dafür, deutlich länger jünger auszusehen! Leider muss aber stets nachgefärbt werden, weil der Scheitel ansonsten, scheinbar immer breiter wird, was unschön wirkt. Aus diesem Modus, den lästigen grauen Haaransatz stets nachfärben zu müssen, findet man schlecht wieder heraus. Die einzige Lösung (neben der fachlichen Beratung durch einen ausgebildeten Friseur) besteht darin, den Wandel der „Jahreszeit“ von Spätherbst auf Winter, in Würde zu akzeptieren.

Jedes Übergangsstadium von was auch immer, muss man aushalten können, dann wird man auch belohnt. Wir haben keine Wahl, in Mitteldeutschland müssen wir darum also lernen, mit deutlich weniger Wasser auszukommen, anstatt uns auf die Rasensprenger oder den gegrabenen Brunnen, zu verlassen. Eine Maßnahme gegen die Trockenheit wäre, Bäume zu pflanzen und zwar so viele wie möglich, überall! Das ist das Gebot der Stunde. „Bei der Technik bist du immer in Gefahr, dass du zu sehr auf sie setzt und deinem Instinkt nicht mehr traust. Du kümmerst dich im entscheidenden Moment um eine technische Sache zu viel, und während du noch ein Handyfoto machst, scheißt dir die Wirklichkeit auf den Kopf.“ Brandenburg ist trocken. Daher wird aus Brandenburg kein Blumenparadies ohne entsprechende Wassergaben. Manche Bäume reichen mit ihren Wurzeln kaum noch bis in die Tiefe hinab, wo das stetig absinkende Grundwasser noch zu finden ist. Birken und Eschen vertrocknen … ich sehe das jeden Tag mit an und es macht mich traurig. Sie gelten als anspruchsvoll, weil sie mehr Feuchtigkeit benötigen. Entgegen zu wirken, indem der Grundwasserspiegel gehalten wird, beziehungsweise die Entnahme stärker kontrolliert und überwacht würde, darin bestünde die Konsequenz unserer Zeit.

Anspruchsvolle Menschen werden – anders als jene Bäume – nicht vom Leben enttäuscht. Im Gegenteil. Es sind meist die weniger Privilegierten oder Armen, die ausbaden müssen, was die Reicheren unter uns, verbockt haben. Und dann nehmen unschöne Entwicklungen ihren Lauf, die man besser rechtzeitig abgebogen hätte … Aber in Brandenburg ticken die Uhren der Behörden halt noch etwas langsamer, scheint mir, als anderswo. „Die Minute ist wichtig, aber die Sekunde geht oft nach hinten los!“ Deswegen und natürlich, weil „der intelligente Mensch oft sein Hirn überschätzt, denn ausgerechnet da ist der Intelligente blöd“, braucht es vermehrt Menschen in den entsprechenden Ämtern, die sich gegenüber lobbyistischen Kräften, unbeeindruckt zeigen. Denn nur solche klar aufgestellten Persönlichkeiten sind in der Lage, mit Weitsicht zu agieren! Ohne dabei die eigenen Interessen in den Vordergrund zu stellen. Oder, um es mit den Worten des Physikers Georg Christoph Lichtenberg zu sagen, „Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber ich weiß, dass es anders werden muss, wenn es besser werden soll.“

Ehe es anders kommt, basteln wir uns doch lieber noch schnell ein paar lustige Insektenhotels!

Die Anleitungen dafür kursieren im Internet. Solche bunten Kästchen kann man überall aufstellen, sogar auf dem Balkon, um das schlechte Gewissen zu beruhigen. Solche, in meinen Augen „Naiv“ zu betitelnde Projekte, sind von den doofen Menschen zwar lieb gemeint, aber eigentlich – geben wir es doch einmal ganz ehrlich zu – machen wir solchen Unfug doch nur für uns selbst und nicht wegen der Tierliebe, die wir anderen dadurch vorgaukeln möchten. Wir machen das, weil wir nämlich ganz genau fühlen, dass wir es vergeigt haben! Wir tun zwar so, als täten wir etwas. Wir trennen unseren Müll „Recycling hin, Kreislauf her, sprich Zukunft gestalten.“ Wir fahren auch Rad. Wir sind sportlich und essen gesund; schaffen Solaranlagen und Elektroautos an. „Dabei ist uns die Umwelt vollkommen egal.“ „Hauptsache, wir haben den teuersten Elektroschrott vor den Kollegen gehabt.“ (Zitate (4) von Wolf Haas)

Kaum bin ich mit meinem Text soweit, ihn endlich online zu stellen, da floppt ein neues Thema auf!

Mit der kranken Oder begann ich bei Hitzerekorden einen neuen Blog zu verfassen, verwarf diesen Beitrag dann aber wieder, denn es kamen immer neue „Erkenntnisse“ ohne konkrete Ergebnisse hinzu. Die allgemeine Berichterstattung wurde wieder stiller, doch die verendeten Fische stanken weiterhin zum Himmel. Es gab Wichtigeres, so schien mir. Die bevorstehenden Engpässe an Gas zum Beispiel und damit einhergehend, ein eventuell kalter Winter bei herunter gefahrener Heizung, was mit dicken Klamotten und ordentlich Holz vor der Hütte, ja noch irgendwie zu stemmen wär. Manchmal scheint mir, dass die eventuell bevorstehende Kälte im Winter (ohne Gas zum Heizen) das alles überschattende Thema ist, der sich anbahnende Hitzekollaps des gesamten Planeten aber, keine echte Bedrohung unserer Existenz darstellt, obwohl dieser – im Gegensatz zu einem nur „wahrscheinlich“ kalten Winter – als erwiesen gilt.

Wir fuhren in den Urlaub und verbrachten wieder wunderbare Tage an der dänischen Ostseeküste. Bestes Wetter! In Augustenborg, im dortigen Kunstzentrum, traf ich auf „The incredebile Hulk“, der hier im Park unter großen alten Bäumen, den Besuchern auflauert und ältere Damen erschreckt.

„Hulk“, Skulptur aus Kunststoff im Schlossgarten Augustenborg (DK)

Unsere Hündin regte sich mächtig über diesen riesigen Koloss auf, der laut Wikipedia, seine unfallbedingt grüne Farbe aufgrund vermehrt vorkommender Chloroplasten in der Haut erhalten hat, um damit seinen enormen Energiebedarf zu decken! Tolle Idee, muss ich sagen. Offenbar finden das auch andere Besucher, denn das Herz – in des nahe anbei stehenden Baumes Rinde, das stammt nicht von mir. Ich wäre zu solch einer schnittigen Prozedur an einem lebendigen Baum nicht fähig gewesen. Ich erfuhr über mein Handy einiges, nicht aber den Namen des Künstlers, der diesen wütenden Hulk geschaffen hat, vor dem wir da plötzlich standen. Wir wissen nur, dass es sich bei der Titelfigur des gleichnamigen Marvel-Comics um einen Wissenschaftler (!) handelt, der sich immer beim geringsten Anflug von Wut, in das rasende Monster verwandelt.

Das frisch geschnitzte Herz am Baum, stammt es von einem Psychologen, der Hulks Motto genau kennt; Nimm mich in den Arm, wenn ich es am Nötigsten hab?

Bedeutet es eventuell, dass hier jemand andeuten wollte, wütende – grün anlaufende Menschen in der heutigen Zeit, bestens verstehen zu können, wenn diese – ebenso wie dieser schwere Klotz, aufbegehren wollten? Je böser Hulk nämlich wird, umso mehr gewinnt er an Stärke (!) was mich gerade ein wenig auch an unsere Jugend auf der Straße erinnert, die die Freitage nutzt, um laut und wütend zu sein. Die erste Marvel-Comic-Ausgabe ist übrigens 1962 veröffentlicht worden. Eine magische Zahl! Na, wenn das kein Zufall ist! Auch er ist also in diesem Mai, sechzig Jahre alt geworden, das sieht man dem grünen Kerl wirklich nicht an. Es stimmt also: Grün hebt! Hulk stand mir schließlich gern für ein Selfie zur Verfügung. Wer genau hinsieht (vorletztes Bild), kann ihn sogar Lächeln sehen.

Und zu Hause? Da hagelte es den Garten zu, da regnete es in Strömen. Dabei war der Sommer wochenlang wieder viel zu heiß und viel zu trocken gewesen. Zu Hause angekommen, begrüßten uns in den Medien sogleich die drei riesigen „Gasblasen“ in der Ostsee, die dann auch bald mit einer vierten, von sich reden machten. Sinnlos wird das ausströmende Gas an die Atmosphäre abgegeben und belastet diese. Die Frage stellt sich, wer profitiert von diesen Lecks am meisten? Ich zweifle an so mancher Propaganda, die in den Medien betrieben wird, denn ich erhalte E-Mails und Nachrichten auf WhatsApp, denken muss ich aber immer noch selber … was die Lage nicht besser macht. Mir drängt sich der Gedanke auf, dass es keine andere Lösung gibt, als diese: sich den erneuerbaren Energien endlich in aller Konsequenz zuzuwenden. Und zwar global. Jedes Land muss Ideen entwickeln und vor allem, auch umsetzen! Diese Einsicht in die Notwendigkeit muss Schule machen, damit die naturgegebenen, möglichst klimaneutralen Möglichkeiten zur Energiegewinnung, auch voll ausgeschöpft werden.

ES KANN SO EINFACH SEIN!

All das Gerede „wieso“, „weshalb“ und „warum“ und die andauernden Berichte, die Feststellungen und Thesen, die bringen doch rein Garnichts. Wind und Sonne wären die Rettung, wenn alle sich einig darüber wären. Es ist schon eigenartig, da interessierten sich Leute noch nie für Vögel und Fledermäuse, tun dies plötzlich aber, wenn es darum geht die Windkraft auszubremsen. Filzige, sich im Laufe der Jahre verhärtende Strukturen, behindern förmlich als in den Netzwerken befindliche, derbe „Knoten“ innerhalb der Erneuerbaren, den wohlwollenden Blick in Richtung Zukunft und deren Gestaltung. Sie agieren gemäß der alten Weisheit; Vettern – bringt Vorteilswirtschaft! Doch diese brachte uns überall auf der Welt dorthin, wo wir heute stehen; nämlich dicht heran, an den Abgrund. Dort, wo Polkappen schmelzen, Meeresspiegel steigen, Stürme kraftvoll alles unter sich zerstören, Dürren aus ehemals fruchtbaren Böden tote Wüsten werden lassen, Regenfälle für Überschwemmungen sorgen und Gletschermoränen, Berghänge herunter donnern.

Nun, damit müssen wir umgehen lernen, denn es bleibt uns nichts weiter übrig!

Mein eigenes kleines Leben kann ich auch nicht handhaben, wie es mir gerade am besten gefallen würde. Ich stoße folglich beim Leben an Grenzen! Immer muss ich darum abwägen, worauf ich mich einlasse oder ob es eventuell sogar besser ist, gewisse Pfade nicht einzuschlagen, um unschönen Kompromissen aus dem Wege zu gehen. Das alles hat Konsequenzen, die ich tragen können muss, weshalb ich mir vorher, darüber auch konkrete Gedanken zu machen habe. Nicht so die Politik. Die Jungen möchten das Ruder übernehmen, sie sprechen klar und sind laut. Warum lasst ihr sie nicht ihre Erfahrungen machen? Warum finden sich keine Mentoren, die ihnen die Wege ebnen helfen und mit ihnen gemeinsam, Lösungen erarbeiten? Warum reicht man ihnen nicht die Hand, sondern ist so stark darauf fixiert, sich als „Verhinderer“ der Zukunft darstellen zu müssen? Für mich ist das ein Zeichen von Arroganz, wenn man nicht in der Lage ist anzuerkennen, dass Handlungsbedarf besteht. Es muss ja nicht einmal mehr Ursachenforschung betrieben werden! Es ist bekannt, wieso es diese, vor allem von Seiten der Jugend organisierten, Proteste überhaupt gibt! Und in der Art und Weise, wie diese beschwichtigt, verharmlost, belächelt, bestraft und immer wieder erfolgreich abgewiegelt werden, gibt der kapitalistische Staat sich als desolates, totalitäres und vor allem, als ein völlig krankes System zu erkennen!

Mehr Aufmerksamkeit. Mehr Klarheit und weniger Filz!

Und mehr Augenmerk dahingehend, die Ressource „JUGEND“ mit ins Boot zu holen, denn diese verfügt über Kräfte, die nicht vergeudet werden dürfen! Dass die Anliegen der jungen Generation von den verantwortlichen Politikern, den Ämtern und Behörden, lediglich als „Jux und Dallerei“ abgetan werden, wirft ein schlechtes Licht auf unser Wertesystem, indem wir Deutschen leben. Und ich will es drastischer noch formulieren; wenn Technologien, die uns in verhältnismäßig kurzer Zeit viel weiter brächten, bewusst zurückgehalten und nicht ausgebaut werden und deshalb ungenutzt bleiben, allein aus dem Grund, weil das den Profit Weniger einschränkt und in seiner Konsequenz leider ganzen Berufsgruppen abverlangt, sich umstellen zu müssen, – so ist das in meinen Augen, als eine Straftat anzusehen. Natürlich wird es einen Umbau und den kulturellen Wandel nicht ohne Verluste zu erleiden, geben! Abstriche machen muss jeder. Aber diese Einsicht, sich fügen und einschränken zu müssen, die wird immer wieder nur von den Schwächsten der Gesellschaft erwartet, so auch von den Kulturschaffenden, die durch jedes Raster fallen. So kommt es, dass es für manche zur Gewohnheit wird, vorauszusetzen, beim ersten Aufschrei sogleich „Geholfen“ zu bekommen, wo andere rufen und rufen, um dann doch ungehört zu bleiben!

Das ist wirklich nicht fair.

Und es gibt in der Tat einiges zu tun! Manche der Verantwortlichen, wirken angesichts der vielen anstehenden Aufgaben überfordert. Man könnte es daher auch als eine Bereicherung ansehen, die Lösungsansätze der Jungen mit einzubeziehen, anstatt diese immer wieder nur als „nervend“ zu bagatellisieren. Der jugendliche Blick schaut eventuell genauer auf gewisse Probleme, als jener, der schon alles gesehen hat und deshalb abgeklärter, eher zu unfeinen Kompromissen bereit ist. Hier beschäftigt mich konkret ein ganz bestimmtes Problem, das ich benennen will.  Es handelt sich dabei um einen See, von dessen leisem Sterben immer wieder in der Zeitung zu lesen ist. Denn der Seddiner See, im Land Brandenburg gelegen, wird immer weniger. Sein Wasser schwindet für alle sichtbar. Wohlgemerkt; es gibt überall Grundwasserabsenkungen zu beklagen. Auch im Ortsteil Kloster Lehnin, wo ich zu Hause bin ist zu beobachten, wie die Bereiche der Ufer verschiedener Waldgewässer, zunehmend trocken liegen. Im Falle des Seddiner Sees ist aber das Schlimme, dass ihm – zusätzlich zu der naturgegebenen Absenkung durch die sommerlich höheren Temperaturen und jahrelanges Ausbleiben des Regens im Frühjahr – Wasser für einen nah gelegenen Golfplatz entnommen wird. Man beregnet also, mit wasserrechtlicher Erlaubnis, den Golfrasen damit und das, noch bis zum Jahre 2026. „Bis dahin darf er (der Betreiber des Golfplatzes) jährlich weiterhin 500.000 Kubikmeter Wasser aus dem See entnehmen, muss aber 350.000 Kubikmeter davon gereinigt dem See zurückgeben. Es bleibt ein Verlust von 150.000 Kubikmeter Wasser pro Jahr allein dadurch, was einer Pegelabsenkung um 9 Zentimeter entspricht.“ (Quelle: MAZ vom 19.August 2022) … Ich frage mich, wieso tut man das dem Gewässer an? Außerdem würde mich interessieren, wer diese “ kontrollierte Einspeisung“ wohl kontrolliert?

Blaualgen am Kolpinsee bei Kloster Lehnin, 2022

Wo bleibt die Politik mit ihren starken Worten konkret an diesem Ort?

Mit Fördergeldern und einer angedachten Einspeisung von Wasser aus anderen Quellen und mithilfe von Studien zur Machbarkeit dieser „wissenschaftlichen“ Erkenntnis, will man das Problem und damit den „NOTFALL“ Seddiner See, lösen.

Um den Golfplatz zu erhalten, nicht den See.

Auch woanders werden andere, unerfreuliche Pläne entwickelt. Meistens geht es um alte Bäume, die weichen müssen. Mal sind es jene einer Kleingartensparte, die für einen Parkplatz gefällt werden sollen, woanders ist es ein kleiner Wald mitten im Ort, der ein „attraktives“ Bauvorhaben stört. Diese massiven Bauten in bester Lage, naturnah und trotzdem dichte dran an der großen Stadt, bleiben natürlich den Bestverdienenden vorbehalten. Sozialer Wohnungsbau, um dort Migranten oder ärmere Mitmenschen zu beherbergen und in unserer Mitte willkommen zu heißen, findet eher dort statt, wo die Anbindungen an Bus oder Bahn, schlechter aufgestellt sind – wenn überhaupt. Bauherren wissen: bestes „Betongold“ lässt sich schließlich nur mit Luxusgebäuden erwirtschaften. Weil viele davon etwas haben, die ihre Hand aufhalten, werden sie dabei gern unterstützt. Und diese Bauten werden deshalb auch immer größer. Es gehört darum inzwischen sogar hier, im beschaulichen Brandenburger Ländle zum „Guten Ton“ dazu, eine immer größere Wohnung in bester Lage sein Eigen nennen zu dürfen, wenn man diese bezahlen kann – um da zu „residieren“ anstatt dort (nur) zu wohnen. „Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr!“ Können wir uns diesen Luxus, angesichts der anstehenden Probleme, die es zu meistern gilt, wirklich noch immer leisten – oder leisten wir uns diesen Luxus etwa, aufgrund der Probleme, die wir haben? Es werden ja jetzt absurder Weise, wo es uns allen ein besonderes Anliegen sein sollte, jeden gesunden Baum zu erhalten, auch vermehrt gesunde Bäume gefällt!

Allein, um Platz zu schaffen, für noch mehr Beton.

„Mächtig gewaltig“ in Potsdam, 2022

Wenn sich also jugendliche Aktivisten, aufgrund ihrer angewendeten Methoden zur Gehörverschaffung, „Verbrecher“ nennen lassen müssen, wie nennt man dann jene Leute, die die Notwendigkeit des sozialen Miteinanders bei ihren Planungen zu Bauvorhaben nicht in Betracht ziehen, Natur nicht zu würdigen wissen und sich antisozial, weil allein gewinnorientiert, verhalten?

Braucht es tatsächlich mehr Zersiedelung unter dem Vorwand, fortlaufend „Wohnraum“ bieten zu müssen und „Arbeitsplätze“ zu beschaffen bzw. zu erhalten? Braucht es noch mehr Betonklötze überall und vor allem, überall gleich? Bei der Abwehr von Windrädern ist man da sehr viel „sensibler“ muss ich sagen und es liegt Sarkasmus in meiner Stimme … denn Mobilfunkmasten in der Landschaft, sind ebenfalls alles andere als schön. Sie sind zwar ebenfalls umstritten, werden aber akzeptiert! Anders als die Windräder, denen man ja auch Gutes abgewinnen könnte – wenn man dies wollte – die jedoch eine Art „Antilobby“ gegen sich haben, mit deren Unterstützung Windparks erfolgreich und von vornherein, abgewehrt werden, will man Sendemasten (mit oder ohne 5 G) wegen der guten Erreichbarkeit beim Telefonieren, nicht missen. Ausweichen nicht möglich! … denn sie sind schlicht ohne Konkurrenz.

Immer in Reichweite

Ich bin ja aber auch eine regelrechte „Nörglerin“, die ausspricht, was sie denkt und fühlt. Aber das, war schon immer so! Allmählich dämmert mir deshalb auch, woher ich meine Akzeptanz-Probleme habe! Natürlich hat man sich einzuordnen, wenn man WO dazugehören will. Dann hat man sich angepasst zu verhalten und tanzt nicht etwa aus der Reihe. Es gehört Stärke dazu, dagegen zu halten. Dennoch trat ich bereits in jungen Jahren für mehr Gesprächsbereitschaft und gegen bequeme und einseitige Kompromisse ein und eckte damit gehörig an. Als nach dem Zusammenbruch der DDR im gemeinsamen Deutschland die Firma „Vattenfall“ die Kohleförderung übernahm, sponserte diese Firma auch die Kulturbranche im Osten, so zum Beispiel die ART-Brandenburg. Ich verwahrte mich damals dagegen und schrieb dem BVBK (dem Berufsverband für Kunstschaffende) einen Protestbrief, weil ich den Gedanken nicht ertrug, dass mit den Künsten und so auch mit meiner Kunst, dieses Unternehmen protegiert werden sollte – unter dem vertuschenden Vorwand, wie lustig … den Verband der Künstler zu unterstützen. Inzwischen hat sich ja nun einiges geändert. Vattenfall arbeitet heute zum Beispiel, viel „sauberer“ als noch zuvor und zog sich halbwegs aus Deutschland zurück.

Aber ich hatte (und habe wegen dieser Sache von damals noch immer) das Stigma an meiner Backe zu kleben, nicht meine „potenteren“ Kollegen, die sich konform verhielten. Ich stand allein gegen den Rest. Ich erinnere mich besonders an eine Kollegin, mit der ich damals in heftigen Streit geriet und die als Federführend galt. Sie befindet sich heute, genau wie früher – selbstverständlich noch immer Mittenmang und partizipiert von Projekten, die „wichtig“, „spannend“ und „angesagt“ sind. Solche Leute werden respektiert, weil sie sich „klug“ einen Namen machten. Niemanden interessiert, wie sie das angestellt haben! Denn alle Beteiligten innerhalb dieser „Familie“, die halten natürlich im eigenen Interesse, zusammen. Heute wie damals. Während ich – nach wie vor alleine – draußen stehe, wie der Hund, der nicht mit rein darf! Ich tu dies inzwischen mit einiger Gelassenheit sogar freiwillig und halte mich konsequent von sämtlichen Kultur-Veranstaltungen fern.

Die Methode ist immer dieselbe: sie tun freundlich, wenn sie dich sehen, reden aber irgendwann nicht mehr mit dir und ignorieren dich überdeutlich. (Ich habe das sogar spartenübergreifend – also sowohl bei den Kollegen „West“ als auch bei den Kollegen „Ost“ hinbekommen, so behandelt zu werden!) Man spürt die „Steine“ sehr genau, die einem – trotz dieser „freundlich-nüchternen“ und mitunter Interesse vortäuschenden Ansprache – in den Weg gelegt wurden (und noch immer werden). Eins kommt zum anderen; nach dem Rückzug erfolgt die Isolation des auf diese Weise Geschassten – genau dort wollten sie dich haben! Aber nicht immer bleibt dieser Gemoppte so unsichtbar, wie erhofft … und so kann es passieren, dass sich später dann, doch manch einer verquatscht (oder für sein reines Gewissen sorgen will), sodass man sich daraus dann, seinen Reim machen kann.

Damals schon den richtigen „Riecher“ gehabt zu haben, macht mich deshalb aber heute nicht froh … im Gegenteil. Ich hätte es mir anders gewünscht. Doch schon zu dieser Zeit standen die Zeichen so überdeutlich, dass ich mich angesichts dessen schon frage, wieso die derart sensible Klimawandel- und Weltrettungs-Problematik nicht allmählich stärker ins Bewusstsein vieler gerückt ist, um dort im Zentrum aller städteplanerischen Maßnahmen, endlich auch angekommen zu sein. Noch immer sitzen die Verantwortlichen es aus, warum? Das Plakat von Klaus Steack zum Beispiel, ist von 1983!!!

Auch ich sollte erst nach längerer Zeit, so etwas wie „Genugtuung“ erfahren, indem es vermehrt Signale gab, die ich entsprechend zu werten verstand. Mich wegen meiner „OST-Befindlichkeit“ zu einer naiven, schrulligen „Tante“ haben erklären lassen zu müssen, das kränkte mich aber damals sehr und dieses Gefühl von Machtlosigkeit, das wirkte lange nach. Doch wissen wir heute, die „Naive“ bin nicht ich gewesen! Menschen, die gegen den Strom schwimmen, haben es schwerer. Immer. Und sie werden anfangs nur ganz selten respektiert. Indem man sich über sie lustig macht und ihre Ideale verunglimpft, versucht man den eigenen Status zu heben, wissend, dass man selber so mutig wie jener, von allen daran Beteiligten – Ausgegrenzte – nie sein könnte. Wolfen und Bitterfeld, ja das war in deren Augen, die vermehrt aus dem westlichen Deutschland kamen und mit offenen Armen im Land Brandenburg empfangen wurden, in der Tat ein Problem, nämlich vornehmlich eines, der alten DDR! Und nicht eines, so lernte ich damals, der mit uns ehemaligen „Ossis“ aufgefüllten und deshalb gestärkten Bundesrepublik, in der wir nun miteinander auszukommen hatten. Nach wie vor greift diese Taktik, den Andersgearteten mit weniger Rückhalt, mittels Ignorierung seiner Einwände und fadenscheinigen Ablenkungsmanövern, auf seinen Platz zu verweisen! Denn es gilt noch immer als Makel, besorgt zu sein und dies auch nach außen hin, offen zu kommunizieren – es wird als schwach abgetan. Doch genau das Gegenteil ist der Fall! Und das wissen sie.

Als Lesenswert in diesem Zusammenhang möchte ich ein Buch empfehlen, das als „Rebellion gegen den Terror des Positiven“ zu verstehen ist, wie die Autorin sagt.

Der gemeine Sauerklee – kommt ohne Lobby aus!

Die Vielen, die verharmlosen und also allzu schnell bereit sind schön „positiv“ zu denken und die nicht wahrhaben wollen, was gerade in dieser Zeit an Ungereimtheiten geschieht, verweigern sich dringend notwendiger Nachdenklichkeit und sie verhindern damit den dringend notwendigen Kulturwandel! Sie sind in der Mehrheit und fallen den Streitbareren innerhalb dieser Gesellschaft, in den Rücken!

Die Autorin bricht eine Lanze für alle Traurigen und sie richtet ihre Aufmerksamkeit auf die Melancholischen und Nichtfröhlichen unter uns, so zu bleiben und uns nicht verdrehen zu lassen. Auch ich bleibe zuerst einmal deshalb ein „Störenfried“, weil ich meine pessimistische „Leidkultur“ – wie sie es nennt, – pflege. „Spaßverderber“ werden nämlich gebraucht, um aufzurütteln und gegenzusteuern, wenn Bürgermeisterinnen beispielsweise Wasserski fahrend, ausgelassen und fröhlich suggerieren, noch sei im Land Brandenburg, doch alles in bester Ordnung!

Denn wir leben, so sagt es der Werbeslogan, dort, „wo andere gern Urlaub machen!“

Als „Spaßbremse“ darf ich auch dies nicht unerwähnt lassen: meine ablehnende Sicht auf die Landesgartenschau, die gerade in Beelitz stattfindet und zahlreiche Besucher zur Herbstblüte der Dahlien anlockt. Dabei war ich bis vor der großen Hitze, die über uns mit Temperaturen von über 35 °C hereinbrach, durchaus selber noch überzeugt davon, mir das Spektakel der Farben unbedingt ansehen zu müssen. Inzwischen bin ich in Sorge, dass mit dieser Veranstaltung, die zuerst einmal beflügelnd auf den Tourismus wirken soll, eine einzige Augenwischerei betrieben und leider völlig falsche Signale gesetzt werden. Blumen- und Naturliebhabern wird vorgegaukelt, wie schön die Natur ist und dass jeder (ganz privat) seinen Teil davon abbekommen kann, wenn er sich nur entsprechende Mühe gibt. Doch was haben wir letztendlich davon, wenn um die Wasserhähne im Lande drumherum, grüne Oasen entstehen, die uns umgebende Natur aber, an Wassermangel (und Desinteresse!) abstirbt? Aus dem Vollen zu schöpfen und Wasser allein zu Schönheits- und Blühzwecken einzusetzen und zu verschwenden, das halte ich für total aus der Zeit gefallen. Zumindest wären Maßnahmen zu benennen, mit denen die Gärten zukunftsfähiger gestaltet werden könnten; mithilfe von Bodendeckern, die das Wasser im Boden halten und Bäumen als Schattenspendern. Überhaupt sollte dem allseits verpönten Schatten (!) viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, ebenso der Tatsache, dass es im Garten nicht andauernd reichlich blühen muss, weil man seinem Garten nämlich, die unterschiedlichen Jahreszeiten auch ansehen darf! 

Vorbilder für Windräder, Foto von Regina auf der LAGA Beelitz, 2022

Pünktchen und Jungaktivistin Nora sind sich einig – den Kindern gehört die Zukunft, die es zu erhalten gilt, wenn dies auch mit Abstrichen versehen, anders ausfallen muss, als in früherer Zeit einmal gedacht! Sie werden mit Sicherheit die nötige Verantwortung entwickeln, die es braucht, die künftig anstehenden Probleme auch zu meistern. Und sicherlich wird es auch unter den heute aufstrebenden Jungen, sogenannte „Trittbrettfahrer“ geben. Jene „Aufgeweckten“ die später, wenn sie sich erst einmal einen netten Posten erarbeiten konnten, in dieselben Muster verfallen werden, wie heutige Politiker. Auch diese waren einst, von Idealen geleitete, junge Leute gewesen, vermute ich, die ihre „rebellische“ Natur womöglich nur deshalb aufgegeben haben, weil sie resignierten. In den Chefetagen sitzen nun einmal diejenigen, welche die (doch ausgesprochen schöne!) Aufgabe innehaben und in der Pflicht stehen, alles zu unternehmen, damit die notwendigen Gleise verlegt und die Weichen gestellt werden. Damit der Umbau auch gelingt. Deshalb bleibt mir nichts weiter, als uns allen zu wünschen, dass die Proteste endlich Wirkung zeigen!

Die meisten Menschen, so schreibt Juliane Marie Schreiber in ihrem aktuellen Buch, „Ich möchte lieber nicht“, aus dem ich zum Abschluss nochmals zitieren möchte, „überschätzen ihre Kompetenz und haben, wenn es um sie selbst geht, eine eher schlechte Urteilsfähigkeit. Diesen Effekt nennt man auch Optimismus Bias, also die Optimismus – Verzerrung“ … zu diesen positiven Illusionen gehört auch, dass Menschen irrtümlich glauben, über zufällige Ereignisse die Kontrolle zu haben oder der Mehrheit der anderen überlegen zu sein.“ Und sie wirft die äußerst interessante Frage auf, „Was, wenn psychisch gesunde Menschen ohne Depressionen, eigentlich das verzerrte Weltbild haben und nicht die Depressiven?“

Der Ansicht bin ich schon lange.

„Die Depressiven sehen die Welt viel eher so, wie sie wirklich ist. Nicht sie blicken dauerhaft durch eine dunkle Brille, sondern es sind alle anderen, die eine rosarote aufhaben und die sich etwas vormachen.“ Sie erklärt, dass kritische Menschen gesellschaftlich öfter abgelehnt werden. „Denn die Mehrheit möchte lieber mit ihrer optimistischen Verzerrung leben und nicht so gerne mit der Tragik des Lebens konfrontiert werden.“

… gesehen in einer Kleingartensparte in Potsdam

Der KLIMAWANDEL ist aber nun einmal DIE Tragik unserer Zeit und ihm mit Einsicht und Intelligenz zu begegnen, das liegt allein in unserer Verantwortung!

„Der depressive Realist ist hingegen der Progressive, der genau hinschaut, das Negative erkennt und die Gefahren der Zukunft antizipiert. Er verlässt sich nicht auf die Vergangenheit, er würde niemals sagen, es wird schon gehen, weil es bisher immer gut gegangen ist. Es könnte nämlich auch schief gehen, und darum prüft er lieber noch mal nach und bleibt so geistig flexibel.“ „Statt in Selbsttäuschung zu verharren, abzuwarten und nichts zu tun, Dinge auszusitzen und das Beste zu hoffen, weil sich das Problem schon von selbst lösen werde , sollte man langfristig die negativen Folgen antizipieren.“

Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen.

Also! Abwarten und Teetrinken war gestern!

Der aktuelle Kriminalroman „Müll“ von Wolf Haas enthält so viele, auf unsere desolaten Verhältnisse anspielenden Kernsätze, obwohl es sich nicht um einen Umweltkrimi dabei handelt. Eventuell schickt er seinen (ehemaligen) Kommissar „Brenner“ aber in seinem nächsten Fall vorab  in den Urlaub! … wo er sich dann als „Bettgeher“ eine schöne Villa in Potsdam sucht und diese auch findet – weil deren gutbetuchte Besitzer, gerade die weite Welt bereisen! Womit der Rahmen gesteckt wäre, um ihn rein zufällig hier bei uns, im Brandenburgischen, ermitteln zu lassen, etwa, in der Nähe des Neuseddiner Sees … . Das wär doch was. Mit Dreifach-Wumms!

Juliane Marie Schreiber spricht in humorvoller Art und Weise klar aus, wo es weh tut. Ihr Buch „Ich möchte lieber nicht“ ist als „eine Rebellion gegen den Terror des Positiven“ zu verstehen und im Piper Verlag erschienen. Ich fühlte mich bei der Lektüre bestätigt und kann nur sagen, dass ich in Vielem ähnlich denke und der Ansicht bin, dass weniger „ROSA“ im Kampf gegen „Braun“, „Grau“, „Ocker“ und „Schwarz“ und für mehr GRÜN, mehr wäre.

Mit Überbiss! – Hulk und ich, zähnezeigend, 2022

Nachtrag 1: Letzte Woche wieder ein Artikel in der Zeitung, über den man streiten kann – und zwar zu „fehlenden Farben“ und einer zunehmend „grauen“ Mentalität … ich will anmerken, dass es nicht an den Leuten liegt und vor allem nicht an einer zu „alten“ Bevölkerung, die BEIGE favorisiert! Es liegt an der depressiv machenden Gesellschaft! Mann und Frau, selbst Jugendliche spüren, das LUSTIG und damit farbenfroh, in diese Zeit nicht passen will! Selbst, wenn wir alle in „Bunt“ oder gar im „Konfetti-Look“ herumliefen, wirkte das nur aufgesetzt und es besserte sich nichts – im Gegenteil. GRAU aber, das passt zur allgemeinen Lage. Sorgen muss man sich erst dann machen, wenn alle nur noch in gedecktem – oder die Optimisten, in „fröhlichem“ SCHWARZ unterwegs sind.

„Scharfes“, mystisches RotViolett? „Geiles“, kreischendes Grellgelb? Oder „aufreizendes“, schickes „NiedlicheMausPink“?

Nein danke, ich möchte lieber nicht!

Nachtrag 2: Reinhold Messner beklagt sich, innerhalb eines Interviews zu seinem neuen Buch, über die jungen Aktivisten, die seiner Meinung nach, doch stille sein sollten! Denn sie wären schließlich in den Wohlstand hinein geboren worden und wüssten nicht, wie Entbehrungen sich anfühlten, sie profitierten doch nur von den Errungenschaften der Alten (die in ihrer Jugend verzichten mussten?) und sollen daher Ruhe geben und nicht die Schule schwänzen – sagt er und fühlt sich offenbar zu Unrecht angeklagt. Sich in Verzicht zu üben, das ist seine Devise. Ich gebe ihm in dieser Hinsicht Recht. Aber wieso sagt er das nicht den Politikern? Weniger zubetonieren und weniger in die Höhe bauen, weniger fressen, weniger Energie verbrauchen, okay. Wenn die Jugend bei Letztgenanntem, wie er sagt, zu sehr auf Partys und Spaß, auf ihre Handys und damit auf „Vernetzung“ setzt (und dafür Strom verbraucht) dann, so denke ich, ist das zuerst eine Erziehungsfrage, die die Eltern und alle anderen Erwachsenen nun einmal zu verantworten haben, weil sie die Vorbilder sind! Immer wird es solch „einfach Gestrickten“, deshalb auch unter den jetzigen Jungen geben. Wieso sollte sich das geändert haben?

Ja, der alte Mann (mit rosa Brille?) ist in eine sehr viel jüngere Frau verliebt, die aber selbst auch bereits zu alt dafür ist, eine Aktivistin zu sein und der es eventuell ebenfalls, ihr bisheriges junges Leben lang, viel zu gut erging. Beide verstehen anscheinend die aufmüpfige Jugend gerade nicht, weil sie innerhalb der Gesellschaft gut eingebunden und finanziell abgesichert, sogar Arbeitsplätze schaffen! Hier kann man momentan wohl nichts anderes erwarten. Zu viel negatives, positives Denken (!) … in die falsche Richtung … ich schätze Messners ruhige Art und seine Erfahrung, aber seine aktuellen Aussagen, die sind mir zu selbstgefällig und zu einfach gedacht.

Maren Simon (von August/September/Oktober)  

Redaktionsschluss heute, am 12. Oktober, 2022 

Mein LIEBLINGSBILD! von Maren GRÜNEMITTEN Simon, alle diese Bilder dürfen ohne meine Zustimmung nicht verwendet werden. Oktober 2022

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