Ein Parkbesuch mit orangefarbener Weste.
Unser ‚KLASSENAUSFLUG‘ am 24. August dieses Jahres.
Im grünen Welterbe SANSSOUCI gibt es zurzeit eine Ausstellung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg zu sehen, die unsere Potsdam-Berlin-Gruppe der Letzten Generation gemeinsam besuchte. In der Ankündigung auf der Webseite der SPSG zur Präsentation von 30 interessanten Ausstellungsaktionen im Park, wird der Besucher explizit aufgefordert, „sich Gedanken darüber zu machen, wie wir unsere Welt betrachten wollen, wie eine starke Daseinsvorsorge gelingt und ein gutes Zusammenleben aussieht.“
Weiter heißt es: „Der Menschengemachte Klimawandel ist ein Phänomen, das sich weltweit nicht nur in Überschwemmungen und anhaltenden Hitzeperioden äußert: Im Park Sanssouci, einem Teil unseres wertvollen UNESCO-Welterbes, sind bereits fast 80 Prozent der Bäume durch extreme Hitze, intensive Sonneneinstrahlung und anhaltende Trockenheit beeinträchtigt.“
Die Stiftung sieht sich in der Pflicht, diesen bedeutenden LEBENSRAUM „PARK“ für Tiere, Pflanzen und natürlich für die Menschen ( .-) Touristen) zu bewahren. Aber nur der Aufmerksame sieht es, denn der erste Eindruck ist durchaus positiv, alles ist wunderschön grün! Ein Schlauch, der sich entlang eines der Wege im trockenen Gras verräterisch schlängelt, gibt Auskunft über das Problem. Er kommt aus einem geöffneten Gullyschacht und verschwindet innerhalb einer Gruppe von jungen und deshalb noch recht niedrig gewachsenen Rhododendren. Eine kleine Esche steht daneben. Kein Zweifel – hier wird immer mal punktgenau Wasser zugeführt. Eine Maßnahme, die früher, also noch in den Achtzigern als die metergroßen Rhododendrengruppen den Park eindrucksvoll prägten, definitiv nicht notwendig gewesen wäre. Ich habe deren imposante Riesenhecken noch in aller Schönheit lila-violett-blühend, miterleben dürfen!
Die Eschen, die bei mir zu Hause die Straße säumen, geben ebenfalls ein trauriges Bild ab. In der Ausstellung werde ich informiert, dass meine Alleebäume Todgeweihte sind. Ihre immer lichter werdenden Kronen verraten, dass sie mit dem Leben bereits abgeschlossen haben und keine 10 Jahre mehr stehen werden. Glaubt man dem Generaldirektor von der Schlösserstiftung, dann steht in 10, 15 Jahren kein einziger dieser Bäume mehr am Straßenrand. Seiner Meinung nach, sollte also bereits jetzt nachgepflanzt und Ersatz geschaffen werden. Nicht unbedingt wieder Eschen, denn sie gelten als besonders anspruchsvoll – aber eventuell andere, resistentere Sorten, die besser mit der Hitze und der Trockenheit klar kommen und dadurch weniger Stress haben werden.
Bäume sind lebende Klimaanlagen!
Sie reinigen die Luft und sorgen für unser geistiges und körperliches Wohlempfinden, heißt es weiter im Ausstellungstext, was ich ausdrücklich bestätigen kann. Weshalb ich um meine Bäume trauere und auch im eigenen Garten jeden Verlust (Inzwischen sind es drei) beweine! Innerhalb dieses Textes, Sie ahnen es bereits, kommen wieder einmal sämtliche meiner bevorzugten Themen zusammen; Natur, Aktivismus und Klima, Kunst in Aktion und ja, auch ein wenig der allseits ungeliebten Politik. Denn obwohl wir alle aus eigener Erfahrung wissen, dass trockene Hitze unangenehm werden, ja, sogar tödlich sein kann, scheint es (zu) vielen von uns trotzdem noch relativ egal zu sein. Mensch findet sich gut damit ab, denn Mensch gewöhnt sich aus purer BEQUEMLICHKEIT einfach daran!
„Sich GEDANKEN machen“, so steht auf der Webseite der Stiftung zu lesen.
Im Zusammenhang mit den aktuellen Ausstellungs-Aktivitäten der SPSG, die also über die Notwendigkeit von Maßnahmen im Park versucht aufzuklären, haben Klimaaktive der Letzten Generation aus Potsdam und Umgebung, ihre Freunde aus Berlin zum „Klassenausflug“ eingeladen. Natürlich (!) hatten wir sogleich unsere eigenen Gedanken zur laufenden Ausstellung. Denn der Klimawandel, DAS Problem unserer Zeit, hier wird es dankenswerter Weise von der SPSG, allen zur Kenntnis, angestoßen. Es bleiben aber noch genügend offene Fragen …
Die beiden Haupt-Initiatoren mit Humor, die die Planung und Organisation unserer Antwort also der RE:AKTION auf die Ausstellung RE:GENERATION übernahmen, arbeiten sogar (!) und zwar als Lehrer. Daher die amüsante Namensgebung. Im Verlaufe des frühen Nachmittags waren denn auch Junge wie Alte, die das Thema „Verantwortung“ in ihren Genen fest verankert zu sitzen haben, extra zur Unterstützung dieses Vorhabens, angereist.
Klimaaktivisten-Reiseverkehr, wir sponsern auch die Bahn.
Dieses Mal nicht von Potsdam nach Berlin, sondern anders herum. Leider interessieren sich noch immer viel zu wenige Menschen dafür was aktuell und seit den letzten Jahren, immer häufiger und intensiver, mit der uns umgebenden Natur passiert. Die wenigsten werden es wissen, aber es gibt sogar einen Parkschadensbericht der TU Berlin, deren bundesweite Studie zu alarmierenden Ergebnissen führte. Es geht darin um Parks und Gärten, nicht etwa um Autos … zur genauen Analyse wurden die letzten vier Hitzejahre ausgewertet. Mehr als die Hälfte (59%) der Bäume aller (62) historischen Parkanlagen innerhalb der Bundesländer zusammen genommen, zeigen Beeinträchtigungen. So auch in Potsdam Sanssouci und vor allem jedoch, im Babelsberger Park.
Es hängt von der Beschaffenheit des Standortes ab. Sand z. B. kann das Wasser einfach nicht halten. Ich bin geborene Babelsbergerin. Ich kann diesen Sachverhalt nur bestätigen!
Fakt ist; wer sich im Urlaub befindet, möchte aber nicht mit unangenehmen Dingen, zu denen er zudem keine Beziehung hat, konfrontiert werden. Und wer nur einmal gucken kommt, sieht es darum auch nicht. Als hätten wir uns abgesprochen oder zumindest einen ‚Maulwurf‘ in der Redaktion dieses Blattes zu sitzen gehabt, brachte die Morgenpost just an jenem 24. August des Jahres, ein Interview heraus. Der Journalist Joachim Fahrun sprach anlässlich der Ausstellung RE:GENERATION mit dem Generaldirektor der Schlösserstiftung, Christoph Martin Vogtherr.
Titel: „In 20 Jahren könnten die Welterbe-Parks kahl sein“ – Preußens Kolonialerbe – und die Folgen des Klimawandels.
Ausgerechnet an unserem Besuchstag hatten wir dann den bis dato heißesten Tag dieses Jahres. Davon, wie und warum unsere kleine Gruppe von klimaaktiven Bürgern trotzdem Sanssouci besuchte und in seinem Park eine temporäre und als ‚amüsant‘ zu bezeichnende KUNSTAKTION der besonderen Art vollbrachte, wo uns doch nach Lachen, eben aus den oben genannten Gründen, so gar nicht zumute gewesen ist, – möchte ich berichten. Niemand störte sich an dem was wir taten. Ein völlig neues Gefühl (!) so stellten wir fest, dieses Mal so ganz ohne Platzverweis geblieben zu sein.
Dafür zuerst einmal, vielen Dank an die Schlösserstiftung!
Im gepflegten Ambiente des großen Potsdamer Gartens mit Schloss, empfand ich es gefühlt – als wir dort allesamt eintrafen – noch viel heißer als zu Hause. Ungefähr dreißig muntere Aktivisten waren trotz brütender Hitze erschienen und verteilten sich schließlich im Park. Der Himmel erfreute die Potsdam-Besucher mit italienisch anmutender Bläue, trotzdem war es manchen anscheinend zu heiß, die Zahl der Gäste blieb von daher an diesem Sonnabend auch relativ überschaubar. Sie trödelten teils ziellos vor sich hin als wir uns die orangefarbenen Warnwesten überzogen und begannen, unsere Bettlaken (die beschrifteten) auszubreiten … Richi schaltete das Megafon an … da wurden sie aufmerksam! Einige warteten ab, was passieren würde, manche wendeten sich sofort ab und steuerten parallel verlaufende Umgehungswege an, andere wunderten sich nur.
Die in der Nähe grasende Herde der ParkSchafe, hätte sich vielleicht als angenehmerer Zuhörer für unser ernstes Anliegen erwiesen. Es war dennoch schön, denn herrliches Licht fiel durch das grüne Blätterdach und beleuchtete geheimnisvoll unsere Aktion. Und unsere Westen glühten förmlich! Dazu erstrahlte ein intensives Blau am Himmel über dem Schloss, das direkt vor uns lag. Wenn andere Leute Wochenende, Urlaub oder Ferien haben, werden wir aktiv. Was für ein prachtvoller Tag … sagten daher die Touristen! Was für eine Affenhitze, sagte ich zu mir selber und schwitzte. Der Plan, den wir zuvor ausgearbeitet hatten bestand darin, sich im UNESCO-Welterbe-Park Sanssouci, der Länge nach in den Staub zu legen und den Hitzetod unter der erbarmungslos scheinenden Sonne, zu simulieren.
Wir rechneten wie eingangs erwähnt, mit Ordnungshütern als die erste Rede per Megafon erschallte, doch man ließ uns gewähren. Wir hätten die Aktion selbstverständlich sofort abgebrochen, wären wir aufgefordert worden, zu gehen. So blieben die Hauptakteure jedoch liegen und die Menschen gingen zwischen ihnen hindurch oder seitlich an ihnen vorbei: „Ach, jetzt also auch hier: Diese bescheuerten Klimaaktivisten!“ … Nur einige wenige die vorbeikamen, nahmen unsere Informationsblätter mit Anteilnahme entgegen. Die meisten wollten keine haben. Diese Leute empfanden es als einzige Zumutung was wir taten und gaben ihrer Empörung sehr deutlichen Ausdruck.
Was wollt ihr eigentlich damit erreichen?
Diese Frage stand förmlich als gefühlt gewaltiger, unsichtbarer „ELEFANT“ zwischen den Besuchern des Schlossparks von Sanssouci und uns als Aktivistengruppe, die da einfach nicht hingehörte. Die vielen alten Parkbäume sehen (anders als meine Straßenbäume es tun) immer noch sehr gut und intakt aus, man sieht ihnen den Hitzestress nicht unbedingt an, denn sie werden gut gepflegt. Daraus ist abzuleiten wie nötig es doch tatsächlich ist, darauf hinzuweisen, denn wir können uns eben nicht darauf verlassen, dass es GRÜN bleiben wird, nur, weil es jetzt noch GRÜN aussieht.
Wir sind darum als die LETZTEN unserer Generation bestrebt, (weil nur wir es noch können), ein ehrliches Umdenken zu erreichen, solange dies noch möglich ist.
Von daher ist unsere Gruppe auch nicht gegen die Ausstellungs-Aktion der Schlösserstiftung, sondern wir sind gekommen, um sie ausdrücklich zu unterstützen! Wir sind sozusagen in solidarischer Absicht hier – erklärte auch ich, und sagte beim Verteilen von Informationsmaterial: „Schauen sie sich das alles hier aufmerksam an!“. Vor allem müssen solch wichtige Themen wie ‚Klima‘ und sein ‚Wandel‘ von der Politik endlich mit mehr Aufmerksamkeit bedacht werden! Dafür setzen wir uns immer wieder in Bewegung. Wir möchten unsere Aktion als Unterstützung all jener verstanden wissen, die begriffen haben worum es geht: Um unser aller Existenz. Diesen wissenschaftlich untermauerten Fakt in aller Deutlichkeit auszusprechen, das kommt jedoch noch immer einem TABU gleich. Solche wie wir, die es trotzdem wagen, werden deshalb als störend und als „Spielverderber“ empfunden, die „mal lieber (am Samstag?) arbeiten gehen“ sollen, wie es auch diesmal wieder hieß. Da stellt sich die Frage: Fällt euch denn nichts Besseres ein, als immer nur wieder diese alte Leier vorzutragen? Das sind doch alles nur Ausweichargumente! … weil euch die echten Argumente fehlen.
Trotzdem haben u. a. aber diese vielen Menschen, die keinen Handlungsbedarf verspüren, es in der Hand ob und was passiert!
Klimaaktivisten werden stets verächtlich angesehen bei dem, was sie in ihrer Freizeit tun. Von jedem Bürger, der das möchte, beschimpft und verurteilt zu werden, gehört für uns zum Dasein dazu. Die eigentlichen „Störenfriede“, jene, die vollklimatisiert im Bundestag sitzen, werden NICHT zur Rechenschaft gezogen. Politiker, die sich der Zukunft nicht stellen WOLLEN und Veränderungen vermeidend, allem Notwendigen ausweichen, bleiben in den meisten Fällen ungeschoren, Stichwort Verkehrswende, die NICHT passiert.
Niemand stört sich an denen, keiner traut sich an sie heran! Und das ist für diese Gesellschaft schon sehr bezeichnend. Stattdessen ist GRÜN in welcher Verbindung auch immer, in unserem Land zu einem Reizwort geworden. Aber nicht nur das, denn die Parteien arbeiten ALLE ohne Ausnahme, eher gegen- als miteinander. Deren Interessen zum Erhalt unseres Planeten sind gering oder gar nicht vorhanden. Das ‚frisch‘ wirkende BSW – ansonsten in aller Munde – hat mit KW nichts am Hut und wirkt daher keineswegs so jung wie gewollt, sondern eher ‚altbacken‘, könnte man sagen. Mittels der geführten Diskussionen wird vom eigentlichen Problem eifrig abgelenkt, dann beleidigt einer den anderen und die Medien machen begeistert mit. Eine der antretenden Parteien lieferte mir heute, sozusagen im Vorbeifahren, ein Bild, das ich nun – ob ich will oder nicht – verwenden muss, sorry, denn es passt einfach zu gut in diesen Text.
Sehr schön spiegelt sich nämlich das eben von mir Vorgetragene in diesem kleinen ‚Obststilleben‘ des Jahres 2024, das nebenstehend zu sehen ist, wieder.
Soll wohl bedeuten, einheimisches (mickrig-faules) Parteien-Misch-Obst (Obstsalat?) hat schlechte Karten. ‚Exoten‘ gedeihen unter den Bedingungen des Klimawandels einfach viel besser und werden ordentlich fett, da muss angenommen werden, dass auch diese Partei zum Wandel des Klimas nichts beizutragen weiß. Diese Orangen – diese Profiteure, sie thronen ja direkt obendrüber über allen anderen Früchtchen! An dieser frechen Überheblichkeit, stört sich natürlich keiner. Da wird nur geschmunzelt. Schade, dass unser Letzte-Generation-Aktivsten-Orange, von denen so derart zweckentfremdet worden ist. Ein kleiner Trost: Unsere Orange-Nuance ist einen Ticken roter (weil feuriger!) in der Farbgebung, das sieht sicherlich jeder.
RE:GENERATION – und dann?
Heute, am 29. August, da ich meinen Text abschließen möchte, wurde soeben eine HITZEWARNUNG herausgegeben. Wir werden schon beim Frühstück im Garten sitzend, von der Stimme im Radio aufgefordert, die Sonne zu meiden und drinnen zu bleiben. Es werden 35°C erwartet. Kein Regen in Sicht. In Griechenland hatten sie vor Wochen schon, bereits die 40°C – Marke überschritten. Mein Garten stöhnt, mir scheint, der hält all das nicht mehr lange aus. Ich schlief in der vorangegangenen Nacht schlecht, denn ich finde diese Wetterlage furchtbar und sie bereitet mir große Sorgen – weil, wir haben diese Hitze nicht erst seit heute. Ich weiß nicht was ich tun kann, ihm – dem Garten, ausreichend zu helfen. Wir haben keine Grundwasserzapfmöglichkeit. Deshalb bin ich heute, im Gegensatz zu früher, eher dankbar dafür keine riesige Grundstücksfläche zu besitzen, die meiner Obhut bedarf. Geschotterte oder mit viel Aufwand gepflegte Gärten kontrastieren mehr und mehr mit den Bäumen auf der Straße, direkt vorm Grundstück, die dort verdursten. Ich fühle mich im Park irgendwie daran erinnert und denke bei mir, das WÜSTE wird neben dem SCHÖNEN zunehmen, alles Dazwischenliegende, fällt aber irgendwann raus.
Denn der PRIVATE KLIMA-EGOISMUS fordert ebenfalls seinen Preis.
Die ganze Situation, die immer schlimmer wird, ist zum Heulen. Das ständige Nehmen ist zur Gewohnheit geworden. Daran, der Natur etwas ZURÜCKGEBEN, denkt niemand mehr.
Sicherlich ist es aktuell besser, ehe man gar nichts tut, die Samen jener Sorten, die sich als resistent erwiesen haben, einzusammeln und auszubringen, damit neue, junge und starke Bäume, aus ihnen werden. Genau darüber wird auch im Park in Potsdam mittels einer der Stationen informiert. Im Jahre 2022 sind wir bei einem Spaziergang mit Hund im Lehniner Buchenwald, auf grüne und dichtmaschige Netze gestoßen, die den Waldboden wie ein riesiger Teppich, bekleideten und wunderten uns darüber. War hier der Verpackungskünstler Christo am Werk gewesen? Die Antwort: Nein, denn er hätte alles noch viel ordentlicher verschnürt …
Mittels solcher Netze werden die herabfallenden Baumfrüchte – in unserem Fall also die Bucheckern – aufgefangen und eingesammelt.
Mir gehen zwangsläufig Gedanken wie dieser durch den Kopf; haben wir denn die Möglichkeiten allerorts solch enormen Aufwand zu betreiben, um die vielen kleinen herangezogenen Bäumchen, auch wirklich ordentlich vorzubereiten und zu päppeln? Oder wird es nicht vielmehr so kommen, dass in manchen eher jetzt schon trostlos erscheinenden Gegenden -, die weniger wert, weil vom Tourismus verschont – STAUBWÜSTEN in kauf genommen werden? Nach dem Motto; Och nee, die viele Mühe lohnt sich nicht! Vergessen wird doch schlicht, dass die alten Baumriesen, wenn sie allmählich aus unserem Blickfeld verschwinden, ihrer bisherigen Aufgabe als schützende Schattenspender für die nachwachsenden Generationen, eben leider NICHT mehr nachkommen können. Deshalb müsste ja auch spätestens jetzt nachgerüstet werden. Der militärische Wortlaut sei mir verziehen, aber ich sehe doch überall ist ein einziger Kampf gegen Windmühlen im Gange, der einfach nach mehr ‚Rüstung‘ von Seiten der Naturfreunde, verlangt!
Ist es denn so schwer sich vorzustellen, wie furchtbar dieser Zustand – einer Wüstenlandschaft vergleichbar – tatsächlich ist? Da stellt sich doch die Frage, wie das wenige Wasser im Boden gehalten werden soll, um Trockenheit und Hitze unter praller Sonne auszugleichen? Wassersäcke sind nett gemeint … daran die Bäumchen, die Glück haben, dann wie am ‚Tropf‘ hängen werden.
WAS WIR ERREICHEN WOLLEN:
Ich möchte an dieser Stelle Horst zitieren, einen unserer LG-Mitglieder: „Unsere Kritik ist ja, dass die Schlösserstiftung mit ihrer Ausstellung „zu kurz“ springt und wir fordern, dass sie eindeutig und kompromisslos die Ursachen benennt und ihrerseits klar und öffentlich die Landes- und Bundesregierung auffordert, beim Ausstieg aus den Fossilen (Brennstoffen) TEMPO zu machen.“
Thema KLIMAGERECHTIGKEIT!
Es ist schön mitzuerleben, wenn es immer auch Menschen gibt, die bei all dem Unangenehmen, dass sie von uns zu hören bekommen, freundlich bleiben. Es gibt tatsächlich immer wieder auch Zuhörer, die sich für unseren Einsatz fürs Klima und unser Engagement in Sachen Mensch und Natur, bedanken. Wer mir gegenüber zu erkennen gibt ein Informationsblatt haben zu wollen, der bekommt eines. Andere wurden gefragt, aber nicht weiter bedrängt, wenn sie dankend ablehnten. Mitunter gibt es unangenehme Diskussionen, dann gilt es Ruhe zu bewahren. Denn bereits deutlich ältere Herren mit Hut – das erfahre ich des Öfteren – erklären mir besonders gern ihre heile Welt! Immerhin sind sie gesprächsbereit – und das ist viel, wenn man auch nicht jeden sofort überzeugen kann. Anhand solcher Unterhaltungen lässt sich bestens analysieren, dass die Menschen, obwohl sie sich über meinen und den Auftritt meiner Mitstreiter mokieren, schon sehr genau wissen worum es uns geht! Die wissen um das Problem! Doch sie verdrängen dieses Wissen natürlich.
Und dann resignieren sie.
Wohin auch mit all den negativen Emotionen? Es schimpft sich leicht über die Fehler aller anderen und man könnte meinen, dass es für einige Bevölkerungsgruppen zu einem Hobby geworden ist, nach den Haaren in unserer KLIMAKLEBER-SUPPE zu fischen. Nach Ansicht dieser Kritiker müssten wir eigentlich wie die Steinzeitmenschen leben und in Höhlen wohnen. Selbst, wenn wir übers Wasser gehen könnten, sagt Aktivist Matthias und beruft sich dabei auf Berti Vogts‘ legendären Ausspruch, würde uns vorgeworfen werden, dass wir dies nur deshalb tun, weil wir alle nicht schwimmen können!
Wie gut das tut, denke ich, dass wir gemeinsam darüber lachen können!
Wir als Vertreter der letzten Generation, das heißt, all jener Menschen unterschiedlichsten Alters, die noch etwas hin zum Guten bewegen können, sind der Auffassung, dass RE:GENERATION zwar ein Ansatz ist, es jedoch ohne beherztes Umdenken und Eingreifen in Form von VERZICHT, nicht mehr weiter wie bisher – gehen darf und gehen kann. Wir denken, dass die vielen lobenswerten Aktionen rund um die Ausstellung im Park zwar gut gedacht aber auf lange Sicht leider trotzdem nur als halbherzig zu bezeichnen sind.
Wir befinden uns nicht innerhalb einer geschützten Filter-Blase, wir sind Freiwild. Freiwild, dass abgeschossen werden darf. In Berlin ist jetzt unser LG-Mitstreiter, der 65-jährige Winfried Lorenz, für seine Teilnahme an mehreren SITZBLOCKADEN zu einer Haftstrafe von einem Jahr und 10 Monaten ohne Bewährung verurteilt worden. Soweit ist die Justiz bereit zu gehen, um unseren friedlichen Protest, zu unterdrücken.
Wir bekommen die Wut und die Aggressivität der Bürger stellvertretend von allen Seiten zu spüren. Wenn LG-Klimaaktivisten die Abläufe auf Flughäfen stören, Straßen blockieren, oder Bilder hinter Glas mit vitaminarmer TütenSuppe bewerfen, um zu signalisieren, dass Kunst nicht für sich allein (ohne das Vorbild Natur!) stehen kann, gilt das als Ausdruck von ‚Besserwisserei‘. Wenn aber junge Menschen uralte Wälder besetzen, um deren Rodung für den Straßenbau zu verhindern, dann ist das mutig und revolutionär, denn immer noch mehr Straßen in der Landschaft, die haben keine Zukunft mehr. Jene, die wir bereits haben, sollten doch allmählich ausreichen. Darum an dieser Stelle mal ein kleiner Spruch von mir als Kontra: Liebe Straßenbauer, liebe Polizisten, liebe Justizbeamte und ihr anderen, ach so FLEIßIGEN Bürger dieses Landes, macht doch endlich auch einmal etwas Vernünftiges, vor allem, am Wochenende! Wir helfen euch dabei!
Die Frage, warum wir uns dies alles antun, wird nicht zugelassen. Weil die Antwort NICHT gefällt!
Es macht mich persönlich betroffen, dass immer versprochen und geredet wird, auch von Seiten der Grünen. Sehr geehrte Frau Roth, Sie sind Schirmherrin dieser SPSG-Ausstellung. Alles in Allem ist das sicherlich nett gemeint und es passt zur bisherigen Politik – ist jedoch – so denken wir, nicht in aller Gründlichkeit zu Ende gedacht! Kompromisse, wie sie derzeit immer wieder eingegangen werden, bringen uns nicht weiter. Wir machen unsere Lebensgrundlage kaputt und zerstören diesen kostbaren Planeten, den einzigen, den wir haben. Indem wir lediglich die Auswirkungen des Klimawandels begrenzen und gegenzusteuern versuchen, indem wir uns mit ihm arrangieren, akzeptieren wir lediglich das Alte, anstatt daran etwas zu ändern. Es gilt aber die Ursachen zu bekämpfen, diese allseits bekannten Versäumnisse. An die Ursache der Klimakatastrophe muss herangegangen werden, die Ursache, die wir selber sind. Die Ärmsten auf dieser Welt werden es ansonsten ausbaden müssen.
Arme, Alte und Kranke haben kaum eine Chance.
Während Menschen in der Regel nicht mit Schädlingsbefall zu kämpfen haben, kommt bei Tieren und Pflanzen zu ihrem Dilemma noch hinzu, dass sie ohne Stimme sind! Deshalb befinden Naturfreunde sich in der Pflicht, die ihre für sie zu erheben. Achtung und Respekt der Natur und den Menschen gegenüber! Darum geht es, das ist Ziel unseres Protests.
WIR FRAGEN: Reicht es aus, sich den Folgen des Klimawandels zu widmen, indem man sich mit ihm arrangiert? Das Unausweichliche ausgesprochen und das Möglichste dagegen getan zu haben, ist das Mindeste, was wir tun können, wenn alte Bäume sterben, die Tiere sterben – und es von daher nur eine Frage der Zeit ist, da auch die Menschheit aussterben wird. Trotz unserer – auf Dauerbetrieb geschalteten, effektiven Klimaanlagen – sind wir bereits ganz dicht am Limit angekommen (!) … allein aufgrund eines stetigen, wachstumsbedingten SELBSTBETRUGS.
DAS BESTE ZUM SCHLUSS.
Im französischen Figurenrondell des Park Sanssouci befindet sich unter anderem auch der illustre Götterbote Hermes. Fantastisch wie er sich an diesem freundlich sonnigen Tage besonders schön vor der intensiven Bläue des Himmels abhob – seine Marmorhaut erstrahlte in einem solch leuchtenden Weiß, dass es uns eine Freude war, ihn mit einer unserer Westen in Orange, die wir ihm überzogen, zu bekleiden. Dieser witzige Auftritt stellte denn auch den krönenden Abschluss unseres gemeinsamen Nachmittages in Potsdam dar.
Er war das Ergebnis einer Reihe guter Ideen, die letztendlich von vielen kamen. Jetzt legen wir unsere Geschicke in Hermes‘ Hände. Denn Götterbote Hermes hat in der griechischen Mythologie sehr viele Facetten. Besonders gefällt mir, schreibt unser Mitstreiter Horst, den ich nochmals zitieren möchte, dass er den Menschen nicht nur die Beschlüsse der Götter verkündet, sondern auch zwischen den Welten vermittelt, um Konflikte zu lösen. Unter diesem Aspekt betrachtet, ist es doch ein fantastischer Move, dass er sich am Samstag, wie auf den Bildern zu sehen, bereitwillig auf die Seite der LG gestellt hat, um seinen Park Sanssouci gegen die unausweichliche Zerstörung zu schützen!
Hermes überbringt nun also stellvertretend unsere Botschaft und unsere Träume für eine gesicherte Zukunft auch mithilfe dieses Textes, so will ich doch hoffen. Unsere Aktion fand zum Abschluss sogar besonderen Nachhall. Und das ist wirklich ein ERFOLG! Dieselben Menschen, die zuvor mit Scham behaftet an uns vorbeigeschlichen sind und zur Seite schauten, stellten sich plötzlich daneben auf, um sich mit KLIMAAKTIVIST HERMES in unserer Weste, der Fontäne davor und dem Schloss dahinter – fotografieren zu lassen.
PERFEKT!
Der Witz unserer Aktion stellte – uns zur Freude – eine einzige Werbeveranstaltung für die SPSG und ihre wertvolle Ausstellung dar. Kaum waren wir weg, posteten die vielen Facebooker, aktiven Instagram-Benutzer und auch die Touristen, ihre Bilder und lächelten, weil wir ihnen ermöglicht hatten, Teil einer spektakulären Fotosession mit Warnweste, geworden zu sein. Was für eine Freude! Wir amüsieren die Menschen wirklich gern, hoffen jedoch in erster Linie darauf, etwas angestoßen zu haben. Einen Aufschrei zum Beispiel, ein sich Bewusstwerden, mehr Nachdenklichkeit und vor allem, der Wille zum gemeinsamen Handeln.
Aufbruch mit Veränderung statt Lethargie!
Mutter Erde, einzigartiges KLEINOD innerhalb unseres unendlich weit reichenden SonnenSystems, macht keine Unterschiede und hat alle ihre Kinder gleich lieb. Auch das kleine orangeblühende, aktivistische Unkraut im überhitzten Schotter-Garten der Nation, es sollte darum hoch (!) leben dürfen, anstatt immer nur getreten zu werden. Acker-Gauchheil (auch als Faules Lieschen bekannt) ist anspruchslos, gilt jedoch 😉 als leicht giftig.
(Quelle: Dr. Ludwig Klein, „UNSERE UNKRÄUTER“ aus der Sammlung naturwissenschaftlicher Taschenbücher, Band VII, Heidelberg 1926)
Maren Simon am 26. August 2024
Informationen zur Ausstellung im Park Sanssouci über:
https://www.spsg.de/aktuelles/ausstellung/regeneration