Mit „Maushund“ wäre das nicht passiert

Frauen und Technik – schwierige Schreibarbeiten

Hallo ich bin’s mal wieder, Euer Pünktchen.

Heute haben sie mich eingesperrt. Weil ich gekläfft habe. Meine Schnauze mitsamt Bart ist mit einem dicken Zopfgummi zugebunden worden. Nun sitze ich bei schönstem Sonnenschein drinnen und bin ziemlich sauer, aber was soll ich machen? Frauchen kann sehr böse werden, denn sie mag das Kläffen leider gar nicht und Herrchen, der mag ein böses Frauchen nicht.

Da setze ich mich doch jetzt gleich mal an ihren PC!

Denn sie hat Reparaturarbeiten zu tätigen an ihrer frisch aufgestellten Scherbenprachttante. Das komische Teil steht wieder, aber es gab dennoch Probleme, weil der Neuaufbau wuchtiger geworden ist als das vorherige, zerschlagene Original. Herrchen hatte emsig zu tun und schimpfte, weil, er musste mit dem Trennschleifer ran. Zuvor holte er sich vom Schrottplatz eine metallene Platte, auf die schraubte er eine Stütze, beides zusammen wurde dann das neue „Rückgrat“ für die Tante. „Du immer mit Deiner Scheißkunst“ … entfleuchte es ihm grinsend. Ja, es gibt neuerdings Wortgebilde zwischen den beiden, die ich nicht verstehe. Sie nennen es Sarkasmus – und sie machen spontan lustige Videos, in denen sie sich die „Bälle“, wie sie sagen, gegenseitig zuwerfen. Aber ich habe leider keinen blassen Schimmer von sogenannter „Ironie“, die dabei angeblich immer mitschwingt. Ich bin zwar ein Hund mit Humor, ich lache auch gern, aber satirisch gemeinte Worte werden mir immer ein Rätsel bleiben.

Nun, da ich ohne Aufsicht allein im Hause bin, unbeobachtet und frei, weil sie beide draußen sind, will ich mir meinen Frust über ihre Merkwürdigkeiten von der Seele schreiben! Sie sind ja oft so ungelehrig und wenig einfühlsam, was meine kleine Hundeseele betrifft. Ich habe doch als IHR Hund auch gewisse Pflichten zu erfüllen, doch sie wollen es manchmal einfach nicht wahrhaben, das dem so ist. Sie ignorieren meine Warnungen, obwohl ich es ihnen wieder und wieder geduldig versuche zu erklären! Und wer ist am Ende Schuld? Der kleine Hund natürlich. Anstatt mir zuzuhören, sperren die mir einfach mein Maul mit diesem Gummi zu.

Angeblich sei mein Gehör zu empfindlich und ich zu schreckhaft veranlagt, weshalb ich „Meldung“ machte (sprich bellen würde), obwohl ich es gar nicht müsste. So sagen sie. Und da kommt mein einfacher Hundeverstand leider nicht hinterher.

Aber Menschen sind auch laut. Meine zum Beispiel, die scharren zwar unabsichtlich, das aber zu oft, mit den Füßen ihrer leichtmetallenen Gartenstühle herum, was meinen sensiblen Ohren gar nicht gefällt. Damit suchen sie Beachtung zu finden nach außen hin, denn hinter ihrer dichten Hecke sind sie ja fast unsichtbar – und wer will schon unsichtbar sein? Und sie Laubbläsern gern. Aber das war auch notwendig gewesen. Dazu im Nachhinein mehr. Andere Menschen rattern unermüdlich mit ihren Mähmaschinen und haben in andauernder Weise an ihrem Garten etwas auszusetzen, was stetig korrigiert werden muss. Einer mäht immer! Warum machen die das? Ist das nicht extrem langweilig? Haben sie nichts Besseres zu tun? Auf mich wirkt das jedenfalls sehr unentspannt.

Tiere „arbeiten“ nicht, außer, wenn sie es müssen, weil Menschen sie antreiben. Ansonsten tun sie es, um etwas zu Fressen zu haben. Sie jagen, fressen und ruhen dann. Tiere sparen sich nämlich ihre kostbaren Energiereserven auf für die schönen Dinge des Lebens, um schön faul zu sein zum Beispiel.

Es geht den Menschen wohl um die gesellschaftliche Akzeptanz und allgemeine Anerkennung, sie trachten danach, alles richtig machen zu wollen, genau wie alle anderen! Der Garten als Visitenkarte sozusagen, denn Ordnung muss sein. Menschen wissen nämlich ganz genau, wie es aussehen muss, um diesem Standard zu entsprechen. Oft ist es aber ganz banal, was zur Lärmbelästigung meiner empfindsamen Ohren führt; ich sage nur Mülltonnendeckel! Weil im Haus kein Mülleimer existiert. Oder eine klappernde Rassel, damit die Katze heimfindet! Menno. Und ich soll mich nicht darüber aufregen? Aber auch hier verstehe ich die Ansage dahinter und mache diesen Leuten deshalb gern die Freude – ich belle, weil sie leider nur eine Katze und keinen Hund haben, den sie ärgern könnten.

Und Katzen, so viel habe ich bereits gelernt, sind schlechter aus der Reserve zu locken, als Hunde. Katzen sind fast immer tiefenentspannt. Die wollen nur sitzen. Meine beiden Menschen, die hätten jetzt sogar gern ihren alten Katz zurück, wie sie in letzter Zeit nicht müde wurden, zu betonen. Mich kränkt dies offen zugegeben, sehr. Denn ihre ständige Jammerei nach ihrem „geliebten“ schwarzen Kater Micio, der wohl ein recht guter Mäusefänger gewesen ist, kratzt an meinem Ego.

So gut kann doch keine Katze nicht sein!

Manchmal denke ich bei mir, sie hätten es verdient, dass sie dieses Gerangel um ihren Garten, nicht gewonnen hätten. Der wurde nämlich bereits im letzten Jahr, zur Kampfzone erklärt und meine Rolle dabei war die eines Unterstützers gewesen, damit sie in ihrem Kampf gegen einen raffinierten Feind, auch bestehen sollten. Die Rede ist von Säugetierchen, die sich zu wichtig nahmen. Allein mir und meiner Hartnäckigkeit ist nämlich zu verdanken, dass das Gelände von den Bodentruppen der braun-grauen Gesellen nicht vereinnahmt worden ist! Und was sagen mir meine Menschen ins Gesicht? Mit Katze wär das alles erst gar nicht passiert! Frag nicht, wie lange es brauchte, ehe meine dauer-dumm-dödelig-Begriffsstutzigen (- es macht mir gerade große Freude, ihrer beider Unfähigkeit so ausführlich zu beschreiben), die unterirdisch lauernde, drohende Gefahr, überhaupt bemerkten.

Klärung eines Sachverhaltes!

Mir fehlen angesichts ihrer gelebten, sorglosen Renitenz, die Worte!

Ich versuche trotzdem für Euch eine kleine Story draus zu basteln:

Konsequenz als Mangelwahre oder, wie du mir, so ich dir und Auge um Auge, Zahn um Zahn.

Herbst im vergangenen Jahr: Es gab reichliche Ernte bei Hundepfläumchen und Walnüssen. Herrchen war zu faul gewesen, die Pfläumchen und vor allem, die vielen Nüsse aufzusammeln. Etliche blieben darum liegen und erfreuten die Tierwelt des Gartens, die sich an ihnen labte: Eichhörnchen, Elstern und letztendlich auch die übergriffigen Übeltäter; eine Wanderrattenfamilie. Besonders diese fiesen Ratten verhielten sich wie im Rausch und fraßen sich so richtig satt. Die trugen die Nüsse einzeln, Nuss für Nuss, vorsichtig im Maul in ihre unterirdischen Kellerbauten. Dabei wurden sie fett und fetter (denn sie betreiben erfolgreich Fetternwirtschaft), und sie wurden dreister. Im Winter konnte man ein Rattenexemplar dabei beobachten, wie es sich sogar an den zwischen Frauchens Weihnachtskugeln aufgehängten Meisenknödeln, versuchte.

Auch Frauchen hatte das bemerkt. Sie lachte sich jedoch über die dicken „Meerschweinchen“ auf den dünnen Ästen inmitten der weihnachtlichen Deko nur kaputt und hängte die Knödel um, an vermeintlich schlecht erreichbare Stellen. So doof kann wirklich nur Frauchen sein! Denn die dicken Mäuse wanderten natürlich auch auf dünneren Zweigen überaus gelenkig herum und reichten sogar kopfüber kletternd, selbst an die verrücktesten Orte heran. Ich schimpfte sie lauthals bellend aus, doch sie amüsierte das nur. „Beruhige dich“, sagte sie zu mir mit besonders sanfter Stimme. Irgendwann störte sie sich aber dann doch auch an der Frechheit dieser Truppe, denn inzwischen waren sie auf ihren Beutezügen schon zu Dritt unterwegs. Daraufhin band das naive Frauchen einfach einen Rosenzweig zurück – abschneiden kam für sie nicht infrage – der der Rattenbande zuvor als „Brücke“ direkt an das Futterhäuschen heran, gedient hatte. Das sah sie allein deshalb, weil ich sie zuvor darauf aufmerksam gemacht hatte!

„Beutel-Ratte“

Aber es half nichts. Die Rattenbande fand andere Wege, um an Nahrung zu gelangen und sie wurden immer mehr. Ich hielt es kaum noch aus! Ich wurde fast verrückt. Meiner beiden Menschen große „Tierliebe“ allen Geschöpfen gegenüber, wie sie nicht müde wurden zu betonen und ihrer beider – für meine Belange nicht nachvollziehbares, überbordendes Verständnis allen Gästen des Gartens gegenüber – ohne Ausnahmen zu machen – das ging mir gehörig  auf die Nerven.

Und so nahm das Unheil seinen Lauf.

Zuerst blieb die kleine Brandmaus weg. Dann, nach der Winterruhe, wo er hätte auftauchen müssen, auch der Igel. Dabei stöberte ich gerade ihn zu gern im dichten Immergrün sitzend, in den späteren Abendstunden, da er sich im Garten offen herumtrieb, auf. Ich belle auch nicht mehr, wenn ich einen finde, ich weiß inzwischen, dass Igel zum Garten als Freunde dazu gehören, auch wenn sie sich mit unzählig vielen Stacheln bestückt, stets „bewaffnet“ geben. Mit der kleinen Maus mit dem Strich auf dem Rücken, habe ich immer „Fangen“ gespielt. Waren beide einfach verschwunden, nicht mehr da. Sie sind regelrecht rausgeekelt worden. Sogar Frauchen wunderte sich, fraß ihr doch der Igel sonst sogar die Rosinen aus der Hand! Dabei hätte ich ihr sagen können, dass Igel und Maus nur keine Lust mehr darauf hatten, sich von der Übermacht der Eroberer, die es sich gut gehen ließen und dabei waren, ihre Herrschaft immer weiter auszubauen, terrorisieren zu lassen.

Ich musste meinen Status im kleinen Gartenreich manifestieren, unbedingt, das stand für mich fest.

Und ich trainierte verstärkt meine Muskulatur. Ich lief und schwamm bereits an den noch recht kühlen Tagen im März, was das Zeug hielt und ich übte mich im Zehnkampf mit angeschlossener Alpinistik, immer mit Herrchen im Schlepptau. Manchmal kam er kaum hinterher!! Sein Gewicht, dass ich zusätzlich hinter mir herzerren musste, weil er die Leine feste in seinen Händen behielt, verhalf mir dabei zu besten Ergebnissen.

So wurde ich fit und fitter.

Während meine Leute noch überlegten, um was für Tiere es sich eigentlich genau handelte, ob um „Riesenmäuse“ oder um „Kleinratten“, bastelte ich mir bereits einen detaillierten Plan, denn ich wollte sie weghaben, sofort. Darum schüttelte ich nur den Kopf, als Frauchen auf die blöde Idee kam, die Biotauglichkeit von Weintrauben mithilfe dieser Tiere zu testen. Durch Zufall hatte sie festgestellt, dass die ganz verrückt auf Trauben sind. Fraßen sie sie nicht, wusste Frauchen, dass mit ihnen etwas nicht stimmte und sie aß diese eine, bestimmte Sorte, dann auch nicht mehr.

Die Weinbeeren waren nicht mehr so frisch und sollten damals für die Amsel ein Geschenk sein. Meine Leute werfen ja nix weg. Deshalb lag ein verkümmerter Rest von einem Ast mit Beeren daran, am Boden. Frauchen saß und las und sah aus dem Augenwinkel, dass die ganze Traube plötzlich zu wandern begann, hin zu einem Loch im Erdreich, gleich neben der Terrasse. Hier rutschte das Traubenensemble – flutsch – hinein und ward nicht mehr gesehen.

Die Ratten in Laboren sind die Verwandten der wilden Stammform. Diese weiter gezüchteten „Haustierformen“ gehen dort einer geregelten Arbeit als tätige „Mitarbeiter“ nach und testen als die sogenannten „Laborratten“ alles Mögliche, was Menschen an sich nicht getestet haben wollten! Medikamente, zum Beispiel, auch solche gegen Krebs. Man züchtet einigen Rattentieren sogar einen „SuperAppetit“ und damit zusätzliche Fettzellen an, um dann die Wirkung von Fettsenkern an ihnen erproben zu können. Wieder andere testen Shampoos, Kosmetika und sogar Psychopharmaka. Kein Wunder, dass die Ratten irgendwann zurückschlagen würden, wenn sie nur die Gelegenheit dazu bekämen.

Frauchens „Lieblinge“ mochten sogar Joghurt. Sie machten „Männchen“ um in den Genuss eines Löffelchens davon, zu gelangen. Meine Güte, dachte ich, muss ich mir jetzt etwa Sorgen machen?

Immer noch zu Dritt, stellten sie sich in einer Schlange an, um abfassen zu können, was möglich wär. Sie wollten gesehen werden, erstaunlich. Wahrscheinlich hätte Frauchen sie sogar zähmen und eine Zirkusnummer mit ihnen einstudieren können! Ich sah es vom Fenster aus, weil man mich natürlich wieder weggesperrt hatte. Mich plagte die reinste Eifersucht! Die gaben sich ihr gegenüber sehr gelehrig und ja, man muss schon sagen, beinahe freundlich. Kein Wunder, wenn die farblich „bunten“ Varianten dieser Spezies (wie ich bei Google nachlas), bevorzugt von jungen Mädchen aus der großen Stadt, in Zoohandlungen erworben werden, um ihnen dann daheim zu therapeutischen- und zu Schmusezwecken, zur Verfügung zu stehen. Das will ich, angesichts der Zutraulichkeit, die die Kerlchen aufbrachten, um sich auf Kosten von Frauchen und Herrchen bevorraten zu können, gern glauben.

Doch wer ist und bleibt die beste Freundin des Menschen? Natürlich die Hündin!

Nun wurden aber die Löcher im Garten immer mehr. Ihre Größe erschreckte dann auch meine Menschen. Löcher so groß, dass der Igel da locker hinein gepasst hätte. Aha, dachte ich bei mir, na endlich aufgewacht! Sie begannen deshalb nun ihren Garten aufzuräumen, in der Absicht, da Ordnung hinein bringen zu wollen. Jetzt war ich es, die lachen musste! Aber sie versuchten sich tatsächlich in Konsequenz! Zuerst kam der Komposthaufen mitsamt seiner Plastekiste auf ein steinernes Podest. Herrchen sorgte sich zwar um die notwendige „Durchlüftung“ desselben, die nun „gestört“ sei, wie er betrübt feststellte, aber sie beruhigte ihn. Sie stellten schwere Steine vor die lose Klappe, die der Kompostentnahme diente, so dass kein Unbefugter mehr hinein schlüpfen konnte und wendeten sich dann, dem Glashaus zu.

3 Walnüsse von Rattenbrödel

Dort warf es sie beide fast um. Und schon wieder konnte ich mich kaum halten vor Lachen.

Ich musste die Situation einer sofortigen Kontrolle unterziehen; dieser Duft! Im Glashaus bewahren sie all das auf, was momentan nicht gebraucht wird. Frauchens Rakubehältnisse und auch das Material, welches sie zum Räuchern ihrer Keramiken benötigt: Holzwolle, Heu und Walnusslaub – und auch Herrchens Holz und seine geliebten Nüsse, die er mit den Vögeln teilt. Sie staunte nicht schlecht, als sie feststellte, dass sich in den Spänen fürs Räuchern, ganz offensichtlich gut leben ließ – denn das Essen (die Nüsse) befand sich praktischer Weise, ja gleich in direkter Nähe zu ihrer Kinderstube und dem Schlaf- und Wohnquartier. Sie förderten jedenfalls Unmengen von leergefutterten Nussschalen zutage. Herrchen hatte einen Teil seiner aufgesammelten Nüsse, in übereinander gestapelten Kisten aufbewahrt. Das reinste Festessen, den ganzen langen Winter über! Diese pfenniggroßen, förmlich „hineingefrästen“ Löcher darin, waren dann auch der deutliche Hinweis darauf, wer sie alle leergefuttert haben musste.

Jetzt waren beide alarmiert!

Ich lehnte mich mit verschränkten Vorderpfoten zurück und hoffte inständig, dass sie endlich den Ernst der Lage begriffen haben würden. Aber es reichte nicht aus, dass die Ratten sich nahmen, was die Vögel am Frühstückstisch fallen ließen! Es musste Schlimmer kommen.

Meine lieben Menschen füttern die Vögel ja auch im Sommer, ich weiß noch, ich dachte Anfangs: was soll das? Aber es ist tatsächlich nicht ganz ohne Sinn, was sie tun. Sie halten sich die Vögel als nützliche „Helferlein“ bei Laune, damit die nämlich ihre Buchsbäume von den lästigen Zünslerraupen frei halten. Und schau, sie futtern selbst die winzigen, allseits gefürchteten, grünen Blattläuse von den hübschen Rosen herunter. Sogar diese ollen, dicken schwarzen Läuse vom Holunder, mögen sie. Alles in schönster Balance möchte man meinen!

Alles im biologischen Gleichgewicht …

Wenn nur die Ratten nicht gekommen wären. Als diese, nun derart frech geworden, sich in dreister Weise an Herrchens Nussvorräten bedienten, war das zu viel Biodiversität für Herrchens Geschmack!

Genau, wie die übergriffige Anwesenheit der gemeinen Ameisenbande im letzten Sommer!

Auch diese vielen kleinen schwarzen Tierchen, arbeiteten nach einem geheimen Plan: ihnen reichte nämlich ihre Tanne im Garten nicht mehr aus. Vielleicht handelte es sich auch um obdachlos gewordene Ameisen vom Nachbarn, wir wissen es nicht genau zu sagen. Aber Fakt ist, gleich, nachdem dieser jedenfalls seine Tannenbäume reihenweise reduziert hatte, traf eine regelrechte Ameiseninvasion bei uns ein. Und sie überfielen unseren Garten in einer Weise, die Übles befürchten ließ. Überall waren sie zu finden. Dabei sind Ameisen eigentlich keine Schattenfreunde … doch nach und nach, errichteten sie verschiedene „Außenstellen“, zum Beispiel in Frauchens tönernen Figuren. Dort hätten sie mal lieber bleiben sollen. Frauchen hatte nichts dagegen, im Gegenteil, sie fand den Gedanken, dass ihre Plastiken zu „Wohnzwecken“ Verwendung fanden, sogar sehr charmant.

Doch die Ameisen blieben nicht dort, sie wollten woanders hin und strömten aus. Eine Population interessierte sich für den Inhalt der Mülltonne, die wegen Herrchens und Frauchens geringem Müllaufkommen, nur sehr selten bewegt wird, sie betreiben ja Mülltrennung. Hausmüll, Biomüll und Plastik. Alles fein voneinander getrennt. Doch immer rutscht auch mal was in die falsche Abteilung – und sei es nur ein Stück Melonenschale oder nicht ordentlich abgepopelte Wurstpelle, oder auch was Süßes, dessen papierne Umhüllung nicht restlos leergefuttert worden ist. Für solche Sachen interessierten sie sich. Leider, leider wurden jedoch bei einem der Abholtermine, dann alle Tonnenameisen auf den nächst gelegenen Müllplatz kutschiert.

„Ameisen-Luftschloss“, leider zerstört (Juni 2021)

Ein weiterer Trupp nahm sich den Keller vor.

Die Dichtung eines der Fenster ermöglichte den Einstieg. Offensichtlich hatte diese, nach 30 Jahren Tätigkeit, ihren Dienst nicht mehr ernst genug genommen. Durch Zufall wurde das imposante Nest, dass förmlich an der Kellerdecke, direkt über dem Fenster, zu schweben schien – denn so federleicht war der luftige Bau konstruiert – entdeckt. Total spannend! Die Ameisen waren bereits im Anmarsch, hin zu den entsprechenden Regalen im Keller, wo die Vorräte lagern, auch meine! Sie mussten unter anderem die gute Schweizer Schokolade gerochen haben, die ich natürlich nicht fressen darf. Herrchen und Frauchen waren total aus dem Häuschen! Sie entschieden sich dafür, diese praktisch veranlagten Ameisen samt ihrer Burg umzusiedeln, indem sie sie auf unterster Stufe einsaugten und den Behälter des Saugers, mit dem sie dies taten, zusammen – mit dem durcheinander gewirbelten Inhalt – dann an den Waldrand verfrachteten, um ihn dort auszukippen. Die Ameisen organisierten sich in der neuen Umgebung erstaunlich schnell, die freuten sich einfach, alle noch gesund und am Leben zu sein.

Toll, dass Frauchen solch einen smarten Industriesauger überhaupt zur Verfügung hat, der ansonsten in ihrer Werkstatt steht und den sie dort mit „Herr R-II-D-II“ anspricht, wo er sich „hauptberuflich“ um Tonstaub zu kümmern hat.

So derart viel Tierliebe muss sich herum gesprochen haben! Das umweltfreundliche Haus wuchs mit den Jahren ziemlich zu und ist – in die es umgebende Natur – regelrecht eingewachsen. Es lädt daher nun förmlich alle dazu ein, dort ebenfalls gemütlich wohnen zu wollen. Anfangs waren es nur Wespen und Hornissen, aber die lieben die Sonne und Sonne ist jetzt Mangelware im Garten. Wir haben aber Spatzen unter‘ m Dach und auch im wilden Wein an der Hauswand zu sitzen. Stahlblaue Holzbienen wohnen im Totholz und Hummeln in den alten Nestern der Vögel – in den tönernen Tanten. Türkentauben im Walnuss- und Ringeltauben im Kirschbaum, Spitzmäuse und andere gemeinsam mit dem Igel, unter den vielen Büschen und Sträuchern, in denen auch gern die Nachtigall sang, den ganzen Frühling über. Jetzt singt die Mönchsgrasmücke dort und etwas später kommt das drollige Rotkehlchen dazu. Auch die großen, grünen Heupferde, sind endlich wieder eingetroffen! Und überall krabbeln Spinnen, Ohrkneifer, Schnaken und Kröten. Meine Menschen mögen das, wovor sich andere grausen. Alles so schön naturnah und ökologisch wertvoll – ja, was haben die denn anderes erwartet, als dass die lieben Tiere, nun auch aktiv Gebrauch machen würden davon?

Genauso wollten sie es doch haben!

Wie wir wissen, favorisieren fast alle tierischen Spezialisten, das Material Holz. Allein die berühmt berüchtigte, gemeine „Steinlaus“, die wagt sich an Beton heran. Ich weiß das so genau, weil wir ein Buch von einem gewissen Herrn „Loriot“ im Hause haben, wo es beschrieben steht. Dieser Mann kennt sich übrigens auch sehr gut mit Hunden aus … „Auf den Hund gekommen“ heißt ein anders Büchlein von ihm, das mein persönlicher „Bestseller“ ist.

Ich habe die komische Steinlaus hier für Euch mal aufgemalt, denn ich weiß nicht, wie ich sie in den Computer hinein bekomme. Und ich dachte beim Zeichnen, es könne ja auch nicht schaden, gleich ein zweites, nämlich ein weibliches Exemplar, dazu zu malen! Weil – immer geht es nur um die Männchen, dabei müssen wir doch aber lernen, mehr zu gendern. Also! Es machte mir deshalb auch so viel Freude, mir darüber hinaus, noch ganz viele andere, unterschiedlichste Typen von Läuschen auszudenken. Hier eine kleine Auswahl:

Maren Simon, „Steinläuse“ (frei nach Loriot)

Und nun also auch noch die Wanderratten und -Rättinnen.

Im Gegensatz zu den friedlichen Ameisen, zeigten die sich weniger einsichtig. Dafür versuchten sie es mittels Manipulation. Leute, ich weiß, wovon ich hier rede, denn ich habe „Machiavelli“ (als Hörbuch zusammen mit Frauchen) mit anhören müssen!! Und natürlich, wie sollte es anders sein, war es trotz wider besseren Wissens, das liebe Frauchen, das wieder einmal weich geworden ist: nämlich als sie mit den jungen, putzigen Rattenkindern konfrontiert wurde, was die Alten natürlich extra für sie, extraklug eingefädelt hatten. Mit ihren schwarzen Knopfaugen und den kleinen Barthärchen um ihre rosigen Näschen, sahen die ja auch wirklich zu niedlich aus und sie amüsierten sich so lustig an der Wasserstelle, wo ihr Spiel gut zu beobachten war. Ihr soziales Miteinander, die Führsorge und die Umsicht der Alttiere, die ihre Jungen vorsichtig in die Welt des Gartens einführten, beeindruckten das Frauchen total. Für mich war das eher „Dog-TV live“, wenn ich gemütlich an meinem Beobachtungsplatze lag, von wo aus ich ihnen stundenlang zusehen konnte.

Wären es nicht so viele geworden, hätten sie wohl bleiben dürfen.

Doch weil die Größe des Klans mit den Interessen der Menschen kollidierte, kamen meine Leute denn doch nicht mehr umhin, etwas unternehmen zu müssen. Na endlich dachte ich nur. Lang hat’s gedauert! Und nun brauchten sie meine Hilfe, denn nun brauchten sie einen mutigen Jagdterrier, einen aufopferungsvollen Kämpfer! Endlich gaben sie es zu! Ich zog meine Tarnweste über und buddelte, was das Zeug hielt – und das, ganz ohne jede Schimpfe – denn ich hatte nun endlich die ersehnte Lizenz zum Graben! Dabei hätten sie eher schon Ruhe im Bau haben können! Wer weiß, vielleicht hätte ich alle Ratten gnadenlos ausgebuddelt und zur Strecke gebracht.

Ich bei der Arbeit

Was, die greifen sogar Hunde an, wenn sie sich von diesen bedrängt fühlen? Glaub ich nicht …

Doch muss ich zugeben, dass sich die Ratten völlig unbeeindruckt zeigten, und sich derart wohl zu fühlen schienen, trotz meiner Eskapaden, weil ich ja nicht überall gleichzeitig sein konnte. So blieb leider die erhoffte Wirkung aus. Und im Gegenteil; jetzt machten auch die Ratten mobil und sie rüsteten auf, denn so ohne weiteres, wollten sie ihren „Garten Eden“ nicht aufgeben. Sie veranstalteten ein ziemliches Chaos und gruben sich überall hin. Andauerndes Baugeschehen! Und jeden Tag neue fette Löcher überall! Die ließen ihre Abfälle offen umher liegen, nagten hier und kratzten dort – die waren also ständig irgendwie anwesend und immer überall präsent. Furchtbar.

Klar, die trachteten nach der Alleinherrschaft. Jedoch Gift zum Einsatz zu bringen, das kam für meine Leute nicht infrage. Sie wählten Schlimmeres.

Frauchen schaute immer wieder nach den neu entstandenen Löchern im Garten und verteilte dann alle meine „Geschäftchen“ – jeden Tag ein frisches  Häufchen – in den unterirdischen Behausungen unserer Besatzer. Es muss ihnen echt gestunken haben, denn sie verzogen sich doch tatsächlich! Große Freude … denn plötzlich waren sie sowas von unsichtbar! Diese Ruhe kam mir jedoch verdächtig vor und sie irritierte mich eher. Ich traute dem nicht, denn ich konnte sie noch immer riechen. Es wäre ja auch wirklich, ansonsten viel zu einfach gewesen.

Also blieb ich wachsam. Zu Recht, wie sich herausstellen sollte.

Der Garten im Juni 2022

Mit dem Frühjahr kamen nach der Frühblüherblüte von Christrosen und Tulpen, die Kletterrosen.

Mutter Türkentaube baute sich diesmal ein schickes Nest hoch oben auf einem Walnussast inmitten der vielen aparten Rosenblüten und saß dort, wie im Duftrausch, friedlich gurrend. Die Nachtigall sang und die Kinder der Meisen schlüpften aus ihrer tönernen Tante im Rhododendron, deren Unterteil durch die Grabungstätigkeiten der Ratten, nach unten abgerutscht ist und sich daher ein Spalt zwischen oben und unten ergab, in den die findigen Meisen, dann flugs eingezogen sind.

Spatzenkinder tummelten sich wie Federbällchen so dick geplustert, auf unserem Schuppendach … die reinste Idylle, könnte man meinen. Doch unterm Schuppen, zwischen Fundament und Holzdielen, saßen sie geschützt noch immer, und sie spionierten uns aus, indem sie unser Treiben beobachteten. Am Tage waren sie nicht mehr zu sehen, gewisse Spuren verrieten mir jedoch nach wie vor, ihre ständige Anwesenheit. Mein erster Gang vor dem Frühstück, führte daher tagtäglich hin zu diesem Schuppen, wo ich ausgiebig herum schnupperte, meine Visitenkarte hinterließ und den Stand der Dinge erkundete. Auch Frauchen wusste dadurch, wo sie sich bevorzugt aufhielten und spritzte mit dem Schlauch gezielt in diesen Zwischenraum, immer wieder einen Strahl von Wasser hinein.

Besuch kam. Obstwein und Erdbeerkuchen schmeckten und auch ich bekam einen Schlag Sahne auf einem Tellerchen gereicht. Als „Dankeschön“, wie sie sagten.

Die Nächte wurden immer wärmer und meine Leute verbrachten immer öfter den Abend auf ihrer Terrasse. Sie trinkt besonders gern nach getaner Arbeit dort ein Gläschen guten Weins. Mit Wasser gemixt, mag sie sogar den süßen und auf diese Weise sehr frisch schmeckenden Obstwein, den Herrchen in großen Ballons (extra für sie?) ansetzt. Ihm ist das Machen viel wichtiger als der Genuss, trinken muss sie ihn deshalb allein, denn er mag lieber ein kühles Bier. Es ist darum schön, wenn Gäste kommen und sich erbarmen, ein Glas mitzutrinken.

Der Gast wunderte sich, weil über der Wasserschale aus Stein ein großer Kranz Stacheldraht liegt. Als meine Beiden diesen im Wald fanden, sagte Frauchen zu ihm: „Den nehmen wir natürlich mit, denn Stacheldrahtkranzrollen kann man doch immer gut gebrauchen“ … und sie sollte Recht behalten, denn nun hielt er die Ratten von der Vogeltränke ab. Die können nicht nur hervorragend klettern, sie springen auch sehr gut. Alle Wasserstellen mussten also gesichert und auf ein entsprechendes Niveau angehoben werden. Bei hitzigen Temperaturen ohne Wasser zu sein, das sollte bewirken, dass sich unsere Rattenkumpel nach einer anderen Saufgelegenheit umschauen und dann abwandern sollten. Sie heißen ja deshalb auch WANDER-Ratten, weil sie auf Wanderschaft gehen, wenn es ihnen Wo (ohne jeden Komfort) nicht mehr gefällt.

Gesichert!

Der Besuch nahm sich Zeit und blieb über Nacht.

Man redete lange draußen im Freien, denn es war mild und duftete süßlich nach Rosen. Und dann tippelten deutlich hörbar, über uns in der Dachrinne, kleine Füßchen umher. Und richtig, von oben schauten vier leuchtende Pünktchen auf uns herab, als würden sich deren Besitzer mit an den Tisch setzen wollen. Der Besucher zückte sein Handy und der Schnappschuss mit Blitz, der offenbarte dann auch sogleich das Schlimmste. Meine Güte, diese Plagegeister! Jetzt sind die uns doch tatsächlich aufs Dach gestiegen! Ungebetene, neue „Untermieter“, die zu so später Stunde vorhatten, auf Nahrungssuche zu gehen und hinab in den Garten wollten und diesen Plan aber leider nicht in die Tat umsetzen konnten. Sie waren hungrig und durstig; diesem Umstand war ihre Unruhe nämlich geschuldet. Allein, weil Herrchen und Frauchen und ihr Besuch, mal wieder einfach zu viel und zu ausgiebig über „Nichts“ miteinander zu quatschen hatten. Eine Unsitte! Alle Menschen machen das so.

Ich konnte die quengelnden Ratten ausnahmsweise und in diesem einen Punkt, wirklich sehr gut verstehen! Aber wieso saßen die überhaupt oben auf dem Dache? Einige von ihnen waren also umgezogen, soso. Und ja, die wollten ganz offensichtlich von „Hausbesetzern“ über „Hausbesatzer“ zu „Hausbesitzern“ werden. Ich durchschaute ihre Machenschaften genau.

„Menno, hört denn das nie auf“, fragte das Frauchen genervt, zog die Stirn in Falten und sorgte sich jetzt deutlicher als zuvor. Sie entwickelte sogleich entsprechende Phantasien und erinnerte sich an einen Werbespot, bei dem sich angeblich ein älterer Herr von Maulwürfen gemobbt fühlte. Dieser genervte Gärtner behob das Problem mittels einer Sprengladung, die er in einen der Maulwurfshügel einbrachte. (Bitte nicht nachmachen). Daraufhin schossen aus sämtlichen Löchern und Erdhügeln, die verteilt im Garten existierten, viele Maulwürfe auf einmal heraus, eine total effiziente Methode also, sie los zu werden!

Herrchen wollte es aus pazifistischer Sicht so nicht handhaben, er mag die nützlichen Maulwürfe. Außerdem sollte es schließlich keine „Verletzten“ und auch keine „Toten“ geben. Er versuchte es deshalb zuerst einmal mit dem Laubbläser unterm Schuppen. Und er hatte damit Erfolg. Das laute Gerät pustete sämtliche Rattentiere hervor und brachte Unruhe in ihre Bauten. Er störte sie auf diese Weise dabei, selbst die Terrasse, auf der meine Leute so gern sitzen, erfolgreich unterwandern zu wollen! In einem bereits gegrabenen Zwischenraum hielten die sich auf und immer, wenn ich abends vor dem Zubettgehen, noch `ne Runde drehte, hörte ich die Ratten, wie sie sich dort leise piepsend, unterhielten. Mein Kläffen zu so später Stunde, das missfiel natürlich Manchem.

Aber hallo, Entschuldigung! Ob Katze, ob Ratte oder Tonnendeckel, das ist für mich doch alles Eins, weil Störenfried! … und es ist mir deshalb auch total egal, was andere von mir denken! Ich bin ein selbstbewusster kleiner Terrier-Hund. Und ich bin der Ansicht als Rüdin, genau wie die Männchen, meine Ansagen machen zu dürfen. Habe aber noch immer, eine zugebundene Schnauze. Es tut ja nicht weh, aber es ist ihrerseits als „Ansage“ gemeint, weshalb ich mich so über ihren doofen Einfall mit diesem „Schnauzgummi“ ärgere. Ich habe, wie gesagt, meine Gründe, wenn ich kläffe.

Mein liebster Platz

Er kocht und kümmert sich nicht um mich. Gut! Sie ist jetzt mit einer langen, an die Dachrinne gelehnten Leiter draußen zugange.

Also weiter im Text.

Die Idee mit dem Laubbläser war nämlich gar nicht so schlecht. Die klugen Ratten wussten daraufhin aber sogleich, was zu tun sei. Man darf nicht vergessen; die sind handwerklich hochbegabt und dieser Umstand, der stellte Herrchen und Frauchen, dann vor ein neues Problem. Denn nun nisteten sie sich in einer der Wände des kleinen Fachwerkhauses ein. Dicht dran an den Menschen und daher in Nähe zur Terrasse. Unerreichbar selbst für den Bläser und doch ganz nah, nur zu hören, nicht zu sehen. Herrchen war total außer sich, so kenne ich ihn gar nicht, richtig wütend war der inzwischen geworden! „Was die jetzt wohl mit unserer Dämmung anstellen?“ … fragte er sich besorgt. Wenn das Bauwerk leidet, dann bekommen Männer – logisch – heftiges Muffensausen. „Wohin soll das bloß noch führen?“ … klagte er. Brauchen wir einen professionellen Kammerjäger?

Da grauste es auch ihr … denn vom „Kammerjäger“ hin zum „Tatortreiniger“, …  ist es dann nur noch ein ganz klitzekleiner Schritt.

Er wollte sich jedoch nicht lächerlich machen und sägte zuerst einmal, alle Zweige und Äste, die Kontakt zur Dachrinne des Hauses hatten, ab. So geläutert war er inzwischen. Nur einer blieb vorerst unversehrt und kam nach der jetzt, schlussendlich folgenden, letzten Maßnahme, dran. Damit auch alle Protagonisten genug Zeit und Gelegenheit bekämen, das Dach verlassen zu können. Auch der/die „Kapitän/In“, sprich, das/der/die Rattenoberhaupt/In.

Jaja, alles der Tierliebe wegen – nicht zu fassen, oder?

Sie stellten „Geräuschmacher“ auf, so kleine Kästen die piepen! Sie tun das andauernd und rund um die Uhr und im Hochfrequenzbereich. Nur die Nager vernehmen diese fiesen Töne und es muss furchtbar für sie sein, denn sogleich hörten wir sie hinter der Wand kratzen, schaben und rumpeln. Dann schoss eins der Tiere aus der Dachrinne hervor, dass es eine Freude war! Ruckzuck war es den rettenden Ast hinab geklettert und trollte sich. Nach zwei Tagen schnitt Herrchen auch diesen letzten verbliebenen Zugang ab – und nun ist endlich Ruhe. Die Kästen bleiben und piepen derweil weiter, denn der Hersteller rät, sie noch längere Zeit aktiviert zu lassen. Sicherheitshalber! Klar, die kleinen Ratten haben ja von den Alten gelernt, wie schön das Leben sein kann. Sie könnten, inzwischen erwachsen geworden, erneut eine Annexion des von ihnen favorisierten Gebietes, vornehmen wollen. Ich bin also nach wie vor wachsam und ständig auf der Hut.

Dass sie endgültig auf und davon sind, das merkte Frauchen unter anderem daran, dass die üble Wühlmausbande wieder zurück ist. Wanderratten und Wühlmäuse schließen einander aus, die mögen sich nicht. Die einen fressen sogar die Kinder der anderen Familie. Eigentlich komisch. Woanders schließen die Schurken Bündnisse miteinander ab, um gegenseitig voneinander zu partizipieren und ihre Kräfte zu bündeln, – hier vertun sie diese Chance. Dabei sagen doch die klugen Menschen: „Gleich und Gleich gesellt sich angeblich gern!“

Frauchen tut meine Häufchen jetzt in die Wühlmausgänge. Überall stecken im Boden gegen Nässe unempfindliche, neue Piepgeräte herum. Herrchen und Frauchen sind ja jetzt gut trainiert. Die werden sich schon noch zu helfen wissen, auch in diesem Fall. „Steter Tropfen höhlt den Stein“, das haben sie gelernt. Dranbleiben und bloß nicht aufgeben. Sie wurde bereits im Internet fündig und jubelte: „Schatzi, alles was wir benötigen, um sie rauszuekeln, haben wir im Hause!“

Und wofür? Um „Rauchgasbomben“ zu basteln!

Auch ich bin schon wieder feste am Buddeln, aber diese üblen Wühler, erweisen sich als ebenfalls sehr zäh. Auch sie lieben es, von Grün überwuchert, auch sie mögen Bodendecker lieber als Beton und Schotter. Sie sind wählerisch. Bei der Suche nach einem, für ihre Zwecke geeigneten Wohnraum und dessen Umfeld, gucken sie genauestens nach der allerbesten Lage! Wie es nach dem Bezug derselben dann oberirdisch aussieht, wo sie sich unten drunter wohl fühlen und wühlen, ist ihnen später jedoch herzlich egal. Da mangelt es ihnen an entsprechender Kultur, so eigennützig, wie sie drauf sind. Und wieder ist es die Anzahl an Tieren, die einer solchen Wühlerfamilie angehören, die unschön ins Gewicht fällt, denn dafür, dass „Masse“ nicht alles ist, haben sie leider einfach kein Gespür. Genauso wenig, wie für schlafende Tulpen; diese hübschen „Prinzessinnen“, die zwiebelnd in der Erde ruhen und dort das Jahr verschlafen. Bis zum nächsten Frühling, wenn sie wieder aufwachen!

Die Wühlmausratten fressen sie einfach auf – ohne Erbarmen.

Aber nicht viel anders verhält es sich doch auch mit den Menschen! … sagen wir zum Beispiel, in schützenswerter Natur! Die merken das dann sogar selber, wenn es zu viele von ihren Zeitgenossen gibt, denen jedes Verständnis dafür fehlt. Wenn überall Müll herumliegt und „Geheimplätze“ nicht lange geheim bleiben, dann haben die Menschen sogleich ein Wort parat, das dafür steht: „OVERTOURISM“.

Ich gäbe jedenfalls alles für meinen Garten. Und nicht nur für diesen. Ich liebe mein Brandenburger Land. Wo auch immer sich meine beiden naturliebenden Menschen aufhalten; es ist schön dort! Überall, wo mein Rudel sich wohl und zu Hause fühlt, ist mein Revier! Da achte ich schon drauf, dass es auch so schön bleibt. Jeder soll seine Freiheit ausleben dürfen und sich entfalten, das gilt aber nur insoweit, als das man nicht mit den Interessen anderer, in Kollision gerät. Ich hoffe inständig, unsere Plagegeister, die Wanderratten, haben das jetzt endlich auch begriffen. Und hoffen wir, dass sich auch die Wühler noch belehren lassen und sich trollen werden.

Hier bin ich Cheffchen, hier darf ich‘ s sein! … (mit oder ohne Schnauzgummi) … Euer Pünktchen!

Maren Simon (im Mai/Juni) und am 26. Juni 2022

Comments are closed.