Nach den regenreichen Tagen würde eine trockene und heiße Phase kommen – das war abzusehen und wir tätigten aus diesem Grunde einen überfälligen RAKU-Brand, wobei die noch im Garten steckende Feuchtigkeit, für unsere Entscheidung eine entscheidende Rolle spielte.
Ich experimentierte diesmal für eine Ausstellung unter anderem auch mit Vasen. Dieses „Gefäßprojekt“, bei dem ich Malerei und Zeichnung auf meinen Objekten feiere, befindet sich noch im Versuchsstadium, denn ich bin kein gelernter Keramiker. Einige meiner antik anmutenden Gefäße hielten ihr Versprechen – eine Vase zu sein – einfach nicht und gaben nach der Befüllung mit Wasser, dieses apart wieder nach unten hin ab. Die nächste Serie muss dahingehend dringend verbessert werden, wenn es auch immer machbar ist, kleinere Poren im Nachhinein zu verschließen. Die Vasenobjekte füllten sehr schön die vielen Zwischenräume, der im Ofen stehenden Portraitplastiken. Eine solcherart dicht und sorgfältig gestaltete Aufstellung, sorgt für gute „Brennklimatik“.
Ausgangspunkt für den Themenbereich „Vase“ war der Aufbau eines „sperrigen Blumenbouquets“, wieder entstanden unter Verwendung von Scherben; ein Objekt, dass man aufgrund der kaputten und damit unbrauchbaren, schrägen „Vasenkonstruktion“, die den „Blütenstrauß“ hält, gar nicht anders als „nicht intakt“ interpretieren kann. Ich entschied spontan diese Arbeit ohne RAKU-Effekte zu belassen. Weniger ist manchmal mehr. Obwohl ich es zuerst anders vorgehabt hatte, kamen mir gewisse Bedenken. Das raue und pastellfarbene, hellere Erscheinungsbild wirkte auf mich plötzlich so fragil und bei aller Strenge auch zart, als ich es im Garten und somit im neuen Kontext stehend, anschaute. Das Ensemble wirkt, wie aus „Eis“ aufgebaut, was zu der Hintergrundthematik ganz wunderbar passt.
Ganz anders behaupten sich die eher schwer wirkenden, dunkleren Rakuobjekte. Ich halte meinen Blick bewusst „offen“ für solche gegensätzlichen Kontraste und diese Unterschiedlichkeit meiner vielgestaltigen, plastischen Werke fasziniert den gewogenen Betrachter dann immer wieder.
Auch FLORA bekam nun endlich ihre extravagante Patina eingebrannt und das rosige Blumendekor, das ich im Anschluss an meinen RAKU-Brand an ihrem Kragen befestigte, hebt sich jetzt wunderschön vom Rest dieser, ebenfalls ausgesprochen dunkel gehaltenen Plastik, ab. Im Gesicht brachte ich gezielt etwas mehr Glasur auf, sodass sich hier nun die typischen Linien und Sprünge zeigen, anderswo aber nicht. Nur ein Hauch Glasur sorgte dafür, dass zwar viel Grün erhalten blieb, aber das Rauchig-Dunkle trotzdem überwiegt und die Plastik ohne jeden Glanz geblieben ist. Die wenigen Krakelees auf den rosigen Wangen lenken jetzt jedoch alle Aufmerksamkeit genau in ihr warmherziges Gesicht, obwohl die bunten Rosen selbstverständlich versuchen, diesen ersten Blick für sich zu beanspruchen. Die künstlichen, knallig leuchtenden Farben buhlen förmlich um die Gunst des Betrachters. Dass ihnen das nicht gelingen will, freut mich und macht in meinen Augen das Besondere von FLORA aus.
Ich gewähre nur wenigen Interessierten einen Einblick in dieses RAKU-Brand-Prozedere in unserem Garten. Es ist mir lieber, wenn wir unter uns bleiben. RAKU-Routine, über die meine Kollegen im Allgemeinen verfügen, wenn sie das aufwändige Freibrandverfahren gern vor Publikum vorführen, stellt sich bei mir nicht ein. Die Herstellung kleinerer Gebrauchskeramik ist nicht nur überschaubarer, sie ist auch weniger kraftaufwendig und leichter zu händeln. Das ist etwas völlig anderes, als wenn wir diese schweren, erdigen Objekte durch den Garten bugsieren und die Hitze uns hierbei zu schaffen macht. Ich habe dann kein Auge für Eitelkeiten übrig und versuche bewusst möglichst unbeeindruckt und frei von allen Effekten zu bleiben und Gewohnheiten gar nicht erst zu kultivieren. Jeder Brand gestaltet sich daher anders und ist damit ein einmaliges Ereignis. Dazu will jeglicher Publikumsverkehr einfach nicht passen. Auch ein gemeinsames Arbeiten mit Kollegen möchte ich deshalb nicht provozieren, denn ich kann nicht dafür garantieren, dass das Ergebnis nachher auch gefällt! Meine Vorstellung von dem, was schön ist, unterscheidet sich von dem Schönheitsbegriff anderer Menschen. Die Fähigkeit anzunehmen, was der Zufall uns schenkt, teilen mit mir nur sehr wenige. Die meisten möchten Kontrolle ausüben, sie favorisieren dann ein festes Ergebnis, welches sie vom RAKU erwarten. Da kann ich mit meinem Herangehen, großzügig und uneitel wie ich bin, nur enttäuschen.
Es sollten dieses Mal auch zwei Besucher dabei sein dürfen. Sie arbeitet selbst gern mit Ton und ihr Mann, der tüftelt gern! Deshalb erhoffte ich mir von ihm auch einen guten Rat.
Wenn ich RAKU mache, geht es mir nicht in erster Linie um die effektvollen Krakelees und schon gar nicht um glänzende Farben, sondern um den vermittelnden Charakter der eher matt gehaltenen Farbe Schwarz. Die eingebrannten, rauchig-dunklen Schatten, die viele meiner Figuren überziehen, wirken zusammenführend. Mitunter bin ich selbst überrascht von dem Ergebnis. Die größte Überraschung für uns beide diesmal war mitzuerleben, wie sich Pünktchen in unseren RAKU-Betrieb eingliedern würde. Wie würde sie es verkraften, an diesem Tage einmal nicht die erste Geige zu spielen? Unsere beiden Gäste, Regina und Paule, hielten das junge, quirlige Kerlchen natürlich in gewisser Weise bei Laune, was ein schöner Nebeneffekt dieses Besuchs war. Doch in erster Linie kam Paulchen wegen des Ofens, um uns bei der Arbeit daran zuzusehen. Er wollte etwas genauer wissen was da eigentlich konkret geschieht. Denn wir werden einiges verändern müssen, damit es in Zukunft für Jörn und mich leichter wird. Paule hat sogar schon eine Idee! Eine abnehmbare Tür könnte unser Problem lösen helfen.
Wir gehen dieses Problem aber ganz langsam an, denn noch ist der Hund wichtiger, als mein Ofen.
Pünktchen befindet sich in der Ausbildungsphase und sie braucht gerade viel Zeit und bedarf geduldiger Aufmerksamkeit unsererseits. Ich nehme das kleine Hündchen aber dennoch öfter mal mit in die Werkstatt, denn hier ist der beste Ort für ein „Anti-Frust-Training“. Darauf zu warten, bis ich mit meiner Arbeit fertig bin, ist nicht lustig für unser agiles Hundchen, das gern bestimmen würde, was passiert. Deshalb muss es gezielt geübt werden!
Auf dem Hundeschulgelände wird daher, neben lustigem Welpen- und Junghundespiel, immer auch der ernsten Seiten des Hundehalterlebens gedacht. Manch einer ohne Hund amüsiert sich ja allein schon über das Wort „Hundeschule“. Im Stadtbild geben Hundebesitzer mitunter tatsächlich ein eher lustiges Bild ab, wenn der Mensch vom Hund ausgeführt wird! Als Hundehalter muss man schon allein aus diesem Grund die eine oder andere brüske Bemerkung tolerieren können, wenn man über einen Kamm mit anderen geschoren wird. Deshalb wird des Hundeliebhabers Horizont während der Lehr- und Übungsstunden mit und am Hund auch in dem Sinne geweitet, nicht nur den Hund, sondern auch seine Mitmenschen besser einzuschätzen und ihre Sorgen ernst zu nehmen. Wobei es vorkommen kann, dass der Hund lernfähiger und einsichtiger ist, als so mancher Mensch.
Einfühlungsvermögen ist das Wort, welches für alle gelten sollte. Auf dem Hundeplatz der Hunde-halter-Schule (denn zuerst muss der Halter lernen den Hund zu führen) stehen für knifflige Situationen die zwei erfahrenen Hündinnen der Trainerin bereit, die ein Auge auf Störenfriede haben und eingreifen, sobald sich einer daneben benimmt. Vielleicht sind Menschen mit Hund darum, nicht immer, aber doch sehr oft sehr viel entspannter, weil sie auf diese Weise erleben, wie einfach es sein kann! Nur durch Gesten, Körpersprache und Blicke teilen sich die beiden Australian Kelpies den Raufbolden, die sie auf dem Kieker haben, mit. Selten hört man ein grollen aus ihren Kehlen, wachsam behalten die agilen Hütehunde alle Junghunde (mitunter mehr als 15) im Blick, auch unser Pünktchen gehört dazu. Die ist jedes Mal, wie ein „Flummi“ und rennt wie der ausgestopfte Hase an der Strippe beim Windhundrennen, in einer Tour übers Gelände, um die anderen, größeren Hunde zum Spiel zu animieren.
Allen Hitzköpfen hilft im Anschluss an diese Toberei in jedem Fall aber, eine schöne Abkühlung! Doch wer jetzt keinen Pool hat, baut sich keinen mehr. Wer jetzt in der prallen Sonne sitzen muss, wird schlicht verdorren, wird sich quälen, sich nach Kühle sehnen … Ist es besonders heiß, so wie in diesen Tagen, suchen wir Abkühlung in den nah gelegenen Wassern und erfrischen uns dort. Bei dieser Gelegenheit bemerkte Pünktchen, dass es ohne Hilfe und von ganz allein schwimmen kann! Waldgewässer haben ja ihren eigenen Charme. Ich sitze deshalb gerne und zeichne dort auch mit Hund. Dabei ist mir wieder sehr schmerzlich ins Bewusstsein gerückt, wie sich diese, von der letzten Eiszeit geformte Wald- und Seenlandschaft inzwischen verändert hat. An der Badestelle des Colpinsees schwimmt momentan dicke und unappetitliche Algensuppe umher und der ehemals helle Strandbereich ist jetzt schwarz verfärbt. Auch als fachunkundiger Mensch kann man den Notstand, in dem sich das einzigartige Kleinod befinden muss, erkennen. Der Wasserstand ist niedriger als sonst. Die kleinen Bachläufe, die die unterschiedlich großen Gewässer des Lehniner Waldareals miteinander verbinden, sind schon seit einiger Zeit versiegt und ihr angrenzender, ehemals morastiger Untergrund, liegt nun leider trocken; die Flora ändert sich und mit ihr auch das Leben der Tiere.
Einen kleinen moorastigen Flecken, geheimnisvoll und bezaubernd, aber ohne Zugang für den zerstörerisch auftretenden Menschen, entdeckten wir bei einem unserer Spaziergänge rein zufällig. Nur das Einhorn fehlte, sonst wäre es hier so schön, wie im Märchen. Hier kann man den Eindruck bekommen, dass die Welt noch in Ordnung ist; Libellen gleiten fast lautlos über Seerosenteppiche hinweg, das seidige Wasser lockt hellgrünlich, aber klar, darin die Blätter und Stängel einer verschlungenen Seerosenunterwasserwelt, zwischen denen sich kleine Fische tummeln. Sogar eine lange Schlange glitt sachte über die glatte Wasseroberfläche von einem Uferbereich in den nächsten, dicht an uns vorbei. Offenbar reichlich vorhanden auch viele Vögel, nicht zu sehen, aber ständig und laut im dicht wuchernden Schilfgürtel zu hören! Diese wild gewachsene Ordnung ist für den Menschen – bloß gut – absolut unattraktiv, besonders deswegen, weil es sich um ein bevorzugtes Revier sämtlicher Mückenarten handelt.
Nur die nah gelegene Autobahn stört diese Idylle. Der von ihr ausgehende Lärm ist im gesamten Lehniner Waldgebiet mehr oder weniger präsent. Einher mit der Autobahn gehen Abfall, Schmutz und Dreck. Wer keine Lust hat Abgetakeltes aufwendig zu entsorgen, setzt seinen Unrat an stillen und abgelegenen Orten gern aus. Bei unseren Wanderungen finden wir deswegen immer wieder Merkwürdiges; herrenlose halbe Autos zum Beispiel, auch Autositze ohne Auto, Malereimer mit Farbresten darin, Renovierungsabfall sowieso und sogenannte „weiße Wahre“. Auch ein unbrauchbar gewordenes Schlauchboot in Knallgelb liegt mitten im Wald und da es aus Plastik ist, wird es wohl sehr lange dort verbleiben. In seinen Dellen sammeln sich Nadeln und bei Regen auch Wasser, in dem Mückenlarven gedeihen.
Die Wirtschaft findet für schlechtes Benehmen und Mangelverhalten immer eine Ausrede. Es heißt dann gern, es ginge nicht anders, da könne man leider nichts machen, die „Menschen müsse man da abholen, wo sie nun einmal gerade stehen“. Bis es jemand vormacht und Verbündete findet, werden Probleme kleingeredet und jene, die sich darüber aufregen, werden als „Spinner“ bezeichnet. Dabei weiß jeder, dass gern mit dem Kopf durch die Wand dem Weg des geringsten Widerstands gefolgt wird. Das ist nicht nur im Großen so, sondern auch der sogenannte „kleine Mann“ versucht natürlich pfiffiger als der andere, neben ihm agierende zu sein und lebt seinen puren Egoismus selbstverständlich auch aus, wenn er kann. Aber im Laufe der Jahre wird sich das alte Denken in ein vernunftbetontes wandeln müssen. Wenn der Protest zu groß wird und der Gegner an Kraft gewinnt, wenn immer mehr Menschen Partei ergreifen und sich anstecken lassen, kann die Chose kippen! In Sachen Kohle und der ewigen Diskussion um die Arbeitsplätze in der Lausitz, wendet sich ja gerade das Blatt, doch der Weg dorthin war weit!
Wenn der Planet am Verdursten ist, verdursten auch wir, darum sind endlich Alternativen und nicht die ewig gestrigen Argumente gefragt. Immer wieder finde ich Artikel in der Presse, die davon berichten. In diesem Zusammenhang freut es mich zu erwähnen, dass unser Sohn Carsten in Jena am Max-Planck-Institut für Biogeochemie kürzlich seine Doktorarbeit eingereicht hat und wir hoffen mit ihm und drücken ihm die Daumen. Der Erfolg – so sagt das Sprichwort – hat viele Väter und ich füge hinzu: er hat auch viele Mütter! Unser Sohn verdankt unter anderem auch seinen sehr engagierten Lehrerinnen von früher, dort angekommen zu sein, wo er heute steht. Man darf nicht unterschätzen, dass bereits in der Grundschule Persönlichkeiten geformt werden.
Ich schreibe über diesen Sachverhalt etwas detaillierter, weil viele Leute glauben, man bekäme nur in der Stadt die beste Ausbildung. Sie glauben, man müsse seine Kinder auf „bessere“ oder in sogenannte „Freie Schulen“ schicken und die Nähe der Städte suchen, um dem Nachwuchs in entsprechenden Netzwerken der gleichgesinnten, elitären Elternschaft, die passenden Verbindungen zu ermöglichen, die ein zügiges Vorankommen sichern helfen. Dafür zahlen sie dann auch bereitwillig und gern, so, als handelte es sich bei der „richtigen“ Schulwahl um einen Freibrief zum Erfolg. Ich denke, dass das ziemlicher Humbug ist. Auf die inneren Werte kommt es doch zuerst einmal an, das alleinige Setzen auf begünstigende, äußere Umstände ist Selbstbetrug. Was nützen all die oberflächlichen Verbindungen, wenn die einfachste Verknüpfung zur wahrhaftigen Bildung, der des Herzens, abgerissen ist?
Unser Sohn Carsten Simon beschäftigt sich am MPI mit den Ressourcen „Boden“ und „Wasser“, einem immer wichtiger werdenden Themenbereich, denn unsere Anwesenheit lässt sich überallhin, selbst bis in kleinste, mit dem menschlichen Auge nicht mehr sichtbare Räume, nachverfolgen. Überall ist der „Fußabdruck“ des Menschen präsent: in den dunklen Gefilden der Tiefsee und an den Poolkappen, im All und auf dem Mond genauso, wie in den tieferen Schichten des Erdmantels. Alles Regenwasser muss auf seiner Reise zu den Grundwasserspeicherseen zuerst durch sandige Strukturen mit ihren organischen Bestandteilen aus Blättern, Nadeln und Bodentieren, der sogenannten „Streuschicht“ hindurch, um dann im „Oberboden“ von Zersetzern, wie Bakterien und Pilzen, empfangen zu werden. Schließlich wandert die Feuchtigkeit im günstigsten Fall weiter nach unten zum „Unterboden“, wo sich das Grundwasser normalerweise ansammelt. Darunter befindet sich das verwitterte Ausgangsgestein. Carsten analysiert diese Prozesse, findet allerkleinste, vom Regenwasser gelöste Bestandteile, auch jene, die von menschlicher Aktivität berichten, er filtert sie mit beeindruckender Technik heraus, bewertet und dokumentiert sie.
Wer durch Wald und Flur wandelt, der spürt, dass der Boden immer trockener wird. Moose und Flechten knistern unter unseren Füßen und können eventuell abregnende Feuchtigkeit kaum noch halten. Wissenschaftler betonen immer wieder, wie wichtig gerade jetzt die alten, erwachsenen und entsprechend starken Bäume sind, dennoch, wir haben in sorgloser Weise unsere Umwelt lang anhaltend und entscheidend verändert. Wissenschaftler sprechen inzwischen von einer neuen, geochronologischen Epoche, dem sogenannten „Anthropozän“. Nun liegt es an ihnen herauszufinden, wie krank unser schöner, blauer, „fiebernder“ Planet (Zitat H. J. Schellnhuber) tatsächlich ist und ob man ihm noch helfen kann.
Wälder sollen wieder aufgeforstet werden und die neuen Erkenntnisse, dabei auf Monokulturen zu verzichten, werden immer lauter vorgetragen. Aber die jungen Bäume bedürfen einer umfangreichen Pflege und sie müssen vor der zunehmenden Hitze und damit einhergehendem Stress, in Schutz genommen werden. Ehe sie nämlich stark genug sind, um für sich selbst zu sorgen, brauchen sie menschliche Hilfe in größerem Ausmaß, als dies damals noch ihre „Baum-Großeltern“ nötig hatten.
„Herr, der Sommer war sehr groß“, dichtete Rilke. Doch heute macht uns die Aussicht auf solche „großen“ Naturereignisse einfach nur noch Angst. Wenn ich im Hundebadesee-Paradies bei den wunderbar filigranen Seerosen sitze und direkt daneben die donnernden Laster auf der Autobahn höre, frage ich mich, ob es nicht früher schon Alternativen zu immer mehr ausuferndem, menschengemachtem Wachstum gegeben hätte. Solange aber die „Entwickler und Gestalter“ nur den eigenen Tellerrand im Blick behalten und Futterneid eine lobenswerte Eigenschaft darstellt, genau wie „Punkte sammeln“ beim Discounter, wird sich nicht viel verändern – denn es ist der schnöde Eigennutz, der uns engherzige Entscheidungen treffen lässt.
Maren Simon am 30. Juni 2019