Dies ist die Fortsetzung des Erfahrungsberichtes, den ich mit dem Blog HUNDELEBEN zuvor, bereits im August begonnen habe. Unsere Hündin leidet seit ihrer Geburt an einer vererbten Knieproblematik, genauer gesagt, an Patellaluxation beider Knie. Mit Wahrscheinlichkeit litt unser Hund bereits als Teenager unter Schmerzen. Jetzt sind die Bänder, die an sich dafür sorgen, dass die beiden Kniescheiben da bleiben, wo sie bleiben sollen, zuerst einmal an einem ihrer Beine versetzt und mit Schrauben fixiert worden. Auch die Furche, in der die Patella sich bei Beugung des Knies bewegt, wurde vertieft. Nun muss alles gut verheilen, was alles in allem, ca. 3 – 4 Monate Lebenszeit in Anspruch nimmt.
Die Operation erfolgte am 14. September, dazu gaben wir Amira in der Frühe als noch dynamischen Junghund (in den besten Jahren) in der Klinik schweren Herzens ab und bekamen am Abend ein winziges, nur noch hundeähnliches „Bündel“ zurück, das an einem dicken blauen Verband hing. Amira hatte ihre Motorik noch nicht gänzlich wiedererlangt und torkelte, freute sich aber dennoch uns zu sehen. Mein Herz krampfte, denn sie winselte und gab ein jämmerliches Bild ab.
Sie schien zu sagen; warum nur ließet ihr zu, was sie mir angetan haben?
Auch darum, nämlich zu bewirken, dass Vereine, Züchter und Händler sich dieser Problematik bewusster werden, also nicht nur zahlenmäßig viele Hündchen produzieren, um sie zu verkaufen, sondern vor allem gesunde Welpen aufziehen, geht es mir in meinen Texten zum Thema Hund. Ich möchte hier als betroffene Besitzerin dazu aufrufen, der HUNDEGESUNDHEIT im Allgemeinen mehr Bedeutung zuzugestehen. Dies also nicht nur mittels Einsatzes von Gentests, die vorsorglich bei der Verpaarung herangezogen werden, um die Verbindung zweier nicht kompatibel einzustufender, sogenannter „Anlageträger“ zu vermeiden – sondern vor allem auch das jeweilige „Gebäude“ unserer Hunde betreffend. Dazu gehört ein gesunder, kräftiger Körperbau mit gesunden Gelenken und Bändern, der es dem Hund ermöglicht ohne gravierende Beschwerden alt zu werden. Diese, seit Generationen weiter gereichten Krankheiten und Defekte der Gelenke, sind per Gentest nicht vorab nachweisbar. Man kann also im Welpenalter nicht erkennen, ob der Hund Probleme entwickeln wird oder ob nicht. Ergeben sich jedoch bereits früh ungesunde Krankheitsbilder, heißt das nach unserer Erfahrung, die wir jetzt leider machen mussten, dass es NICHT besser wird, sondern aus Patellaluxation Grad I schnell Grad II und III werden kann oder es noch sehr viel schlimmer kommt.
Deshalb dürfen konsequenter Weise, tatsächlich nur kerngesunde Hunde zur Paarung zugelassen werden.
Rassehundezuchtvereine und Züchter sollten eigentlich genau dies tun, müsste man meinen. Defekte Gelenke nehmen aber absurder Weise eher zu, anstatt weniger zu werden. Weil der Mensch mehr und mehr nur darauf bedacht ist, effizient zu arbeiten – dies leider auch mit lebenden Organismen – wie Pflanzen und Tieren. In meinem, diesem Blog vorhergehenden Erfahrungsbericht „Hundeleben“, schrieb ich ausführlicher darüber.
Nun begleite ich Amira dabei – mithilfe der Chirurgie – wieder gesund zu werden und ihr Patella-Problem aus der Welt zu schaffen, für das sowohl sie als auch wir, nichts können.
Erster TAG – Heimkommen.
Wir bekamen nach der erfolgreichen Operation eine fachliche Anleitung – die kommenden Tage betreffend, in die Hand gedrückt. Dazu einen großen Trichter aus Plastikmaterial, der dem armen Hundi nach Abnahme des Verbandes später, bei Bedarf über den Kopf gezogen und am Hals festgeschnallt werden sollte. Auch das Klinikpersonal schien erleichtert darüber zu sein, dass alles gut gegangen war und wir unsere Amira wieder hatten. Amira wird also nicht nur Angst gehabt, sondern auch Probleme gemacht haben. Die Prognose steht jedoch gut; Hundis Lebensqualität (auch mit Arthrose) gut in den Griff zu bekommen. Ihre Aussicht auf eine artgerechte Beweglichkeit ihrer beider Knie, selbst im höheren Alter, wurde auch nach dem Eingriff wieder als „gut“ eingeschätzt. Allein aus diesem Grunde ließen wir die Operation ja auch durchführen! Denn unsere Hündin ist kein Hund mit Sitzfleisch, sie muss sich bewegen dürfen und können, sonst fehlt ihr etwas zum Hundeglück.
Mit Wundpflastern versorgt und mit dem Briefchen mit schmerzstillenden Medikamenten in der Tasche, wendeten wir uns – den kleinen Hund auf dem Arm – dem Ausgang zu. Im Auto saß sie verwirrt schauend und dennoch irgendwie erleichtert in ihrer Box und war offensichtlich froh darüber, nach Hause gefahren zu werden.
Zu Hause angekommen, jammerte Amira leise vor sich hin, als würde sie ihre Lage beweinen, in der sie sich nicht wissend wieso – befand. Alle Vitalfunktionen waren auf „gedimmt“ gestellt. Sie fraß nicht und sie trank nicht und sie pieselte auch nicht. Das sorgte uns dann doch ziemlich. Die Nacht über blieb natürlich auch ich ohne viel Schlaf, denn ich hatte immer ein Ohr beim Hundekorb. Nein, pieseln wollte sie partout auch in der Nacht nicht, seufzte und winselte nur immer mal wieder ganz leise in Abständen, was eine Folge der Narkose sei, so jedenfalls hatte man uns zuvor vorsorglich darauf vorbereitet. Am Folgetag sollte ihre gefühlte „Wehleidigkeit“ dann allerdings abgeklungen sein und der kleine Hund sich „wie vorher“ verhalten.
„Wie vorher“ sieht anders aus, dachten wir nur.
Die Schmerzen kompensierte sie zwar gut – doch sahen wir ihr diese, trotzdem an.
Aber tatsächlich erholte sich Amira recht schnell und sie gab sich vor allem, nicht nachtragend. Ein Problem war, dass sie auch am Morgen danach noch immer nicht pieseln wollte. Auch trinken mochte sie nicht … also flößten wir ihr nochmals, wie bereits am Abend zuvor, vorsichtig etwas Wasser ein. Auch das bereit gestellte Futter sah sie sich zwar an und schnupperte daran, dies, um sich dann aber doch wieder nur abzuwenden und hinzulegen. Sie suchte (immer in unserer Nähe bleibend) Ruhe in ihren jeweiligen Körbchen und weich gepolsterten Nestern. Davon hat sie auf der Wohnzimmerebene vier. Offensichtlich benötigte der kleine Hund Schlaf … also warteten wir erst einmal ab.
Im Verlauf einer Woche hatte unser – an sich schlank veranlagter Hund -, dann eineinhalb Kilo an Gewicht verloren. Zwar fraß sie am dritten Tag beinahe wieder wie gewohnt, was uns glücklich machte und auch trinken mochte sie jetzt endlich, dies jedoch nur aus der kleinen, von mir angefertigten Gartenvase, die rein zufällig am Boden auf der Terrasse herum stand, voll mit Regenwasser und einigen Blättern, die darin schwammen. Die Vase wird seitdem immer wieder mit Leitungswasser nur nachgefüllt und auch die Blätter bleiben natürlich drinnen! Die beiden Wasserschüsseln im Haus ließ unser Hund anfangs unberührt.
Als der Verband zwei Tage später abkam und das vormals dick eingepackte Bein (mit dem Hundchen daran) ohne Versteifung wieder beweglicher war, hatte sie es drauf, geschickt auf drei Beinen durchs Haus zu trippeln. Und auch draußen, beim ersten Spaziergang im Freien, dachte unser Hund erfreut, wie immer umherhüpfen zu können. Gründlich wollte die Umgebung nach Neuigkeiten abgesucht werden!
Natürlich, während der Abwesenheit des kleinen Hundes ist ja manches geschehen, von dem wir nicht das Geringste ahnten!
Der „Halsschmuck“ störte den Hund jedoch bei seinen Aktivitäten ungemein! Der Umgang damit musste erst gelernt werden, denn nur durch Erfahrung werden auch Hunde klug. Natürlich stieß sie anfangs überall gegen, denn mit dieser steifen Tüte rund ums Gesicht, kann weder ordentlich gefressen noch gesoffen werden. Zwar ist das Trinken aus höheren, schlanken Gefäßen gut möglich, aber der Rand des Trichters musste vom Hund regelrecht über den Rand der Vase mit dem Wasser darin, drüber navigiert werden! … alles nicht so einfach, jedenfalls anfangs nicht. Und auch beim Gang durch den Garten schien es unmöglich gleichzeitig links und rechts im Blicke zu haben! Schauen konnte Amira deshalb nur geradeaus und also durch die Mitte! Folglich wanderten ihre Augen und damit der ganze Kopf, ständig hin und her; links, rechts, links, rechts, links … was lustig aussah, besonders, wenn sie die Nase hierbei auch noch schnuppernd auf den Untergrund gerichtet hielt.
Das hatte eine Anmutung als würde sie mit diesem Trichter ihre Umgebung – wie Menschen es mit Metall-Detektoren tun, eifrig abscannen wollen.
Diese erste Zeit wurde durch die Gabe der Medikamente und viel Zuwendung unsererseits bestimmt. Die wenigen Meter, die wir uns vom Hause gleich am ersten Tage nach der Abnahme des Verbandes entfernt hatten, trug ich Amira auf meinem Arm wieder zurück. Ihre Erschöpfung versuchte sie zwar gut vor uns zu verbergen, doch ich ließ mich nicht täuschen. Es war schon sehr traurig mit ansehen zu müssen, wie sehr sie litt. Zu gern hätte sie ihre Nase (endlich mal wieder!) im duftenden Gras schnüffeln lassen wollen, denn überall lockten Mäuselöcher und die Düfte ihrer Kollegen nach des Hundchens Aufmerksamkeit. Aber dann sollte es mit jedem Tag besser werden! Ich ließ meine Arbeit ruhen und kümmerte mich ausgiebig um unseren Hund. Jörn und ich gingen aber immer gemeinsam die zuerst ganz wenigen Schritte mit ihr, bis diese Spaziergänge dann jeden Tag wieder, ein bisschen länger werden durften.
Ihre wiedergewonnene Lebensfreude machte uns Hoffnung.
Und dann erbrach sie sich nach 6 Tagen und wollte wieder nichts fressen. Wir warteten ab, wussten nicht, was ihr fehlte. Mitten in der Nacht weckte sie mich und drängte nach draußen. Im Garten suchte sie sich einen Platz und blieb eine Weile im Dunkeln verschwunden. Denn der Garten hat dichte, grün vollgepackte Nischen, da kommt die Taschenlampe kaum hin. In der Frühe weckte sie mich erneut, jetzt sah ich, dass sie blutig wirkenden Durchfall hatte. Das war dem kleinen, an sich äußerst reinlichen Hund, sichtlich unangenehm. Trotzdem gab sie sich ansonsten munter. Wir hatten per Telefon die Auflage von der Tierärztin im Nachbarort erhalten, es zu beobachten und erst einmal leichte Schonkost zu füttern. Die Lage schien sich daraufhin wieder zu normalisieren. Noch immer bekam sie schmerzstillende Medikamente, aber anscheinend waren gerade sie das Problem, deshalb konnte es nicht besser werden! Wir litten mit Amira und mussten doch Zuversicht walten lassen, denn unsere Anspannung durfte sich nicht auf ihren Gemütszustand übertragen!
Siebenter TAG – Amira muss erneut zum Arzt.
Zu Vieles war da in der letzten Zeit und den Tagen rund um die Operation, anscheinend zusammen gekommen: Zuerst die „unheimlichen“ und für den Hund nicht nachvollziehbaren Vorbereitungen dafür: Fell am linken Bein und rechter Vorderpfote abscheren, Katheder setzen und schließlich die Narkose einleiten. Auch, wenn der kleine Hund alles Kommende nicht mehr mitbekam, so muss davon ausgegangen werden, dass der Körper es doch wahrnimmt, was passiert; es folgten die künstliche Beatmung und anschließendes Röntgen – alles wie beim Menschen auch!
Die fremde Umgebung innerhalb dieser Vorgänge mit Personen, die sich sicherlich viel Mühe mit ihr gaben, die sie aber nicht kannte – und wir beide nicht da! … das muss, das wussten wir vorher, der reinste Stress für Amira gewesen sein! Am liebsten wäre es mir deshalb auch gewesen, sie bis zum OP-Tisch zu begleiten, was natürlich nicht möglich war. Man hatte mir in diesem Zusammenhang erklärt, dass die Erfahrung besagt, dass es den Hunden während der Wartezeit ohne ihre Besitzer (und deren emotionale Gefühligkeit?) deutlich besser ginge. Für viele Hunde mag das ja vielleicht sogar zutreffen, aber ich kenne doch unseren Hund! Amira wird sicherlich kein leicht zu händelnder Patient gewesen sein … sie wird nicht nur Stress gehabt, sondern dem Klinikpersonal auch welchen gemacht haben!
Dieser hinderlich dicke und das Bein versteifende Verband und die Schmerzen taten hinterher das Übrige dazu, dass aus dem einstigen Energiebündel ein armes, kleines Hündchen wurde. Amira war – als wir sie abholten, mit der Situation total überfordert, genau wie ich, die ich voller Mitleid für sie war. Später kam dann noch der doofe Trichter obenauf. Und als wäre das noch immer nicht genug, gesellte sich zum zwar entzündungshemmenden, jedoch magenunfreundlichen Medikament, dann auch noch eine Allergie auf das Wundpflaster, welches rote Stellen verursachte, die nässten und juckten, hinzu.
Armes Hundi!
Dieser viele Stress also, der hatte u. a. dafür gesorgt, dass sich die Schleimhaut des Dünndarms gelöst hatte und in Form des blutigen Durchfalls verlustig gegangen war. Darum musste sie schnellstens wieder aufgebaut werden. Von solch einem Krankheitsbild, der Ablösung von Schleimhaut im Darm, hörte ich das erste Mal und wunderte mich, denn dem Hund waren die, damit im Zusammenhang stehenden Schmerzen, die sie sicherlich hatte, nicht anzusehen!
Das arme Hundi brauchte jetzt jedenfalls andere Medikamente, die teilweise sehr bitter schmeckten: Diese verabreichen zu müssen, stellte nun wieder eine neue Herausforderung für uns dar. Dazu erhielt Amira noch immer extra zubereitete, feinste Schonkost und Hühnersuppe – allen Hühnern sei dafür gedankt! Mithilfe der darmwandaufbauenden Mittel und solchen, die einen Schutzfilm an der Darmwand bildeten, bekamen wir das Problem tatsächlich wieder in den Griff. Dabei möchte ich nicht weiter in die Tiefe dringen wie schwer es sich gestaltet, seinen Hund davon überzeugen zu müssen, dass die bittere Arznei hilft und deshalb gefressen werden muss! Doch als dann die Verdauung wieder funktionierte freuten wir uns – und auch der kleine Hund – das war unschwer festzustellen, freute sich! Zur Sicherheit verzichteten wir jetzt natürlich auf die Hilfe der Entzündungshemmer was bedeutete, ich musste Amiras Knie ständig kühlen. Sie empfand diese Form der Zuwendung mittels eines in Eiswasser getauchten Waschlappens – im steten Wechsel mit den kleinen blauen Kissen der Gel-Kühlkompressen, jedoch als recht angenehm, so schien es mir.
Schön, dass Frauchen sich kümmert!
Inzwischen verging auch die erste Hälfte der zweiten Woche recht schnell und bei immer besserer Gesundheit. Während dieser Tage, die ich zu Hause bei unserer Hündin verbrachte, bekamen wir endlich unsere Solaranlage aufs Dach gesetzt, das passte. Wir sahen alle beide vom Sofa aus dabei zu, wie junge Männerbeine mit interessanten Tattoos, die Leiter am Hausdach wiederholt hinauf und wieder herunter gestiegen kamen. Unsere Hündin liebt Jungmännerbeine, das muss ich dazu sagen. Es kam schon vor, dass ihre Marotte als „Kontaktversuch der Alten“ (also meinerseits und mithilfe des Hundchens), gewertet worden ist, was sich aber schnell als Missverständnis aufklären ließ. Wenn Amira nackte Männerbeine erwischen kann, zum Beispiel beim Spaziergang in der Stadt, dann muss i m m e r beim Vorbeigehen an der jeweiligen Person, mit der Nase gestupst werden, es geht einfach nicht ohne Stupser!
Klar, dass die auf diese Weise Gestupsten, sich jedes Mal darüber wundern. Irgendwann machten wir uns einen Spaß daraus und warteten dann förmlich schon darauf, dass es passiert! Die Reaktionen sind, bloß gut, bisher immer nett ausgefallen, denn unseren Hund nimmt ja niemand ernst, im Gegenteil! Amiras Zielgruppe verfügt anscheinend außerdem über ausreichend Humor. Nun hoffen wir aufs nächste Jahr, wenn sie erst wieder fit genug sein wird, ihren Charme erneut spielen zu lassen! Bis dahin bleibt allerdings noch allerhand zu tun. Hundi muss schließlich auch nach der anderen OP erst wieder vollumfänglich gesunden.
Die Männer mit den sportlich kurzen Hosen, die ihre Arbeit sehr ordentlich machten und dabei auf unserem Dach akrobatische Höchstleistungen vollführten, bekamen indes ihren morgendlichen Begrüßungskaffee und anderes. Zwischendurch kühlte ich immer wieder Amiras Knie, so nackt und abgeschoren wie es zur Zeit ist, sieht es aus wie ein Hühnerbeinchen.
Beides war mir deutlich wichtiger als in der Werkstatt zu sein.
Zweite Woche – wieder mehr Lebensfreude!
Die Spaziergänge mit dem Hundi bei schönstem Wetter und Sonnenschein, forderten bald unsere Strenge heraus, denn allzu übermütig wurde unsere Amira, die natürlich ihre verbliebenen drei gesunden Beine, sehr schnell zu nutzen gelernt hatte. Folglich mussten wir sie bremsen! Und das gefiel ihr gar nicht, denn sie meinte; es sei doch alles wieder gut! Der Verband ist ab und auch den Trichter, den doofen, den brauchen wir nicht mehr. Das Bein ist noch dran, (wird sie gedacht haben) und das Knie tut auch nicht mehr so sehr weh. Und sollte es doch einmal wehtun, na dann kühlt Frauchen es eben mit Eisbeuteln – und gut ist!
Die heilende Wirkung von Eisbeuteln weiß der kleine Hund inzwischen sehr zu schätzen. Noch immer, wenn das Knie etwas überlastet wirkt, gelangen sie zum Einsatz. Und auch als die Fäden zwölf Tage nach der Operation gezogen worden waren, tat die Zuwendung, die Herrchen und Frauchen dem kleinen Hund immer wieder zuteilwerden ließen, echt gut. Leider wurde der blöde Trichter dann aber zum Schutze der frischen Narbe, nochmals gebraucht. In dieser Phase des wiederholt leichten Abfallens der Glücksgefühle unseres Hundes, ergab es sich, dass Hundi Besuch bekam. Und zwar von unserem Familien-Experten für rund ums Knie – unserem Sohn, der sich damit bestens auskennt. Er weiß um die Schmerzen aus eigener Erfahrung und kennt diese Gefühle der Ohnmacht genau. Als Mensch hat man ja in solchen Fällen lediglich nur ein Bein zur Verfügung, da ist Hundi mit seinen dreien, deutlich besser aufgestellt. Sich auf zwei Krücken im Hause umher zu bewegen und mit ihnen den schweren Hintern Treppauf und Treppab zu bewegen, das musste Amira bloß gut, nicht. Ihr kleiner Hintern wackelte lustig vor uns her, wenn wir gemeinsam gingen, sie hatte sich mit der Situation voll und ganz – so hätte man glauben können – arrangiert. Unser Sohn ermahnte sie (und auch uns) deshalb, das vierte Bein bloß nicht zu vernachlässigen! Er bekam damals für sein krankes Knie sofort eine Bewegungsschiene mit Motor von der Krankenkasse zur Verfügung gestellt. Allein, was es bedeutet, einen plastenen Trichter übergestülpt zu bekommen, (um sich nicht ausgiebig kratzen und die Wunde betutteln zu können), diese Erfahrung blieb ihm erspart! Menschen erklärt man einfach worum es geht, bei Tieren und Kleinkindern funktioniert das nur bedingt.
Ende dritte Woche – Amira geht es schon deutlich besser.
Carstens Anwesenheit bewirkte einen regelrechten Aufschwung, wahrscheinlich aufgrund der Freude darüber, ihn zu sehen! Wenn unser Sohn zu Besuch kommt, ist Hundi normalerweise kaum zu halten. Auch der Sohn trägt zu gerne kurze Hosen! Diesmal durfte sie sich zwar nicht überschwänglich freuen wie sonst, sondern musste zurückgehalten werden – trotzdem gab sie alles! Ihre Verzweiflung mit ansehen zu müssen tat uns weh: Der Schwanz und des Hundchens Hinterteil wackelten in einem fort. Indem sich Amira nach vorn beugte und klein machte, den Hintern aber zusätzlich mit dem angehobenen Beinchen oben behielt, versuchte sie unseren Sohn auf diese Weise zum Spiel aufzufordern. Sie trippelte aufgeregt auf ihren drei berechenbaren Beinen herum und versuchte sogar, kurze Hopser auf diesen zu veranstalten. Lächelnd zeigte Hundi seine Zähnchen vor Begeisterung und schaute unseren Sohn, der inzwischen in die Hocke gegangen war und sie zu beruhigen versuchte, mit freudigem Blick selig an.
Nie war mir selbst so sehr bewusst geworden – wie an jenem Tag – wie wichtig Krankenbesuche doch sind!
Vierte Woche – jetzt muss das Bein gestärkt und allmählich wieder belastet werden.
Und auch die Physiotherapeutin, die danach kam, um uns zu beraten, zeigte Wirkung! Denn nun wusste Amira; jetzt wird’s allmählich ernst, jetzt ist die Schonung vorbei! Der Hund spürte die Autorität, die also förmlich in der Luft zu liegen schien. Seit ihrem Besuch versuchen wir nun unsererseits, die an uns herangetragenen Ansagen beherzt in die Tat umzusetzen und dabei die nötige Sorgfalt und Strenge walten zu lassen, beispielsweise, indem wir nun sehr bewusst und gaaaaanz laaaaaangsaaaaaam spazieren gehen, damit unser Hund mit uns im PITT-POTT-SCHRITT laufen und hierbei auch sein viertes Bein benutzen muss.
Neu Laufen lernen!
Wer hätte das gedacht? Es ist schon recht dramatisch dabei zuzusehen wie schnell die Muskulatur sich zurückbildet! Das ist beim Menschen nicht anders. Dabei waren wir in unserem Urlaub extra erpicht darauf gewesen, ihre Beine explizit zu stärken; weil wir ja wussten was auf Amira zukommen würde. Der kleine Hund schwamm sein tägliches Pensum und lief mit uns die Landschaft zu erkunden ohne auch nur einmal zu murren. Dennoch, die Muskeln bauen sehr viel schneller ab als sie wieder aufgebaut werden. Wir müssen also dranbleiben und unsere Hündin zur richtigen (vorsichtigen) Anwendung (sprich Benutzung ihres Knies) motivieren ohne ihr dies mit Worten erklären zu können. Mitunter führt das nun zu manch lustiger „Diskussion“ mit dem Hund, denn natürlich weiß Amira alles besser!
Umgerechnet in Menschenjahren, befindet sie sich jetzt etwa auf Augenhöhe unseres Sohnes, ist also eine junge Erwachsene, eine JungHündin, die sich nicht mehr alles vorschreiben lässt. Was sie will oder eben nicht will tut sie auf charmante Weise kund und „mauert“, was bedeutet, sie verhält sich manches Mal so, als verstünde sie uns nicht. Dann ist das eben so, wir reagieren entspannt. Gut, wenn auf einen eher anstrengenden Tag, Tags darauf einer folgt, an dem pausiert werden darf.
Fünfte Woche – das herrliche Wetter nutzen!
Deshalb waren wir alle drei gemeinsam auch schon wieder hier zu Hause im See schwimmen! Die warmen Temperaturen machten es möglich. Unsere Hündin ist eine Wasserratte oder vielleicht sogar ein Seehund? – genau wissen wir es nicht – sie liebt jedenfalls das Wasser und geht da auch von alleine rein. Und im nassen Element, das ist das Gute, lässt sich alle Fortbewegung viel geschmeidiger vollziehen. Unser Hundchen machte das super, sie schwamm immer zwischen uns beiden hin und her – und als es ihr zu viel wurde, ging sie von selber wieder raus. Inzwischen steht Amira, ganz Frau – sogar schon wieder in der Küche. Dazu muss vielleicht extra erwähnt werden, dass wir vom Facharzt, der Hundi operierte gesagt bekamen, dass all das was Hunde an Bewegung während dieser Zeit nach der OP von sich aus tun, in Ordnung sei. Gut zu wissen!
Es mangelt uns sicherlich trotzdem des Öfteren an der gebotenen Autorität, die wir leider nicht in dem Maße zu verzeichnen haben wie Arztpersonal und oder auch die Physiotherapeutin, die alle im Gegensatz zu uns, vom Hund ernst genommen werden. Doch wir haben andere Mittel zur Verfügung und werden unser Ziel trotzdem erreichen, denn fast jeder Hund ist mehr oder weniger bestechlich.
Liebe geht selbstverständlich auch bei Hunden durch den Magen.
Wir durchleben also eine angespannte Zeit, keine Frage. Wir sind jedoch in der positiven Lage unserer Amira mit der gebotenen Aufmerksamkeit, Zuwendung und Energie – sowohl die Zeit als auch die finanziellen Mittel betreffend – helfen zu können. Ein großes Glück für den kleinen Hund! Sie scheint sich dessen bewusst zu sein, was kein esoterisches Gequatsche ist, sondern Tatsache. Denn auch Tiere zeigen selbstverständlich ihre Gefühle, die sie natürlich – genau wie wir – haben! Im letzten Blog vor diesem, den Sie gerade lesen, da schrieb ich: Man wird immer nur durch das Leben selbst zum Experten, nie andersherum. Und deshalb nimmt auch unser Wissen rund um die Hundegesundheit und diesbezügliche Besonderheiten, immer umfangreichere Formen an. Wenn dann gleich zu Beginn des neuen Jahres das andere Beinchen dran kommt, dann können wir besser vorbereitet als bei Knie Nummer eins, allen Eventualitäten gezielter noch als dieses Mal, begegnen.
Gestern war sie mit mir mal wieder in der Werkstatt. Na so eine Freude! Alles wurde gründlichst abgeschnuffelt und kontrolliert. Sogar über den Rotgetigerten konnte sie sich schon wieder richtig doll aufregen, vergaß dabei sogar ihr Knie und stand laut bellend im Körbchen aufrecht, wie eine Siegerin! Ich nutzte diese Minute sogleich, um mit ihr eine Knie-Übung, die (von mir so genannte) Methode „Halbe Treppe“, durchzuführen. Sie bemerkte meine schiebende Hand an ihrer rechten Hüfte und ihrem Hinterteil kaum, so aufregend war die simple Tatsache, dass die freche Katze unter einem Auto vor der Türe saß und von dort aus provozierend zu Amira schaute.
Ende Oktober wird Amira dann zur abschließenden Kontrolle nochmals geröntgt.
Die Physio ist nun das Wichtigste, denn wir müssen die andauernde Schräglage des kleinen Hundes, die sich eingestellt hat, wieder wegbekommen. Es ist so mühsam und beansprucht Kraft, Ausdauer und Geduld! Kaum jemand fragt danach, wie wir es schaffen über die Runden zu kommen – finanziell und zeitlich gesehen. Ich werde diesen Erfahrungsbericht fortsetzen, weil es auch für uns wichtig ist, alles Wesentliche – sowohl die Fortschritte als auch die Niederlagen -, zu notieren, um es später gegebenenfalls nachlesen zu können. Wir gehen davon aus, dass es gut werden wird. Auch später beim zweiten Knie. Bis jetzt jedenfalls scheint noch alles im grünen Bereich zu sein. Nur die Ausgaben für Leberwurst sind gerade sehr am Steigen …
Trotzdem kann und möchte ich meine Enttäuschung nicht verbergen.
Dass ein „Rassehund“ aus der Zucht an solch gravierenden Problemen leiden könnte, um die wir uns nun zu kümmern haben, weil der Hund diese sozusagen von Hause aus mitbrachte, das hatten wir nicht erwartet. Nicht in dieser Intensität! Und auch, wie mit dem Problem, dass wir gleich nach Auftreten desselben kommunizierten, umgegangen würde, nicht! Ja, es gibt Informationen, Texte und Foren, die sich mit der Gesundheit der Kromfohrländer ausführlich befassen. Sie suggerieren: Wir kümmern uns drum! … und dann interessieren im gegebenen Fall, wie dem unseren, doch nur die lobbyistischen Interessen, die im Vordergrund stehen. Weil Hunde „SACHEN“ sind, die nun einmal verkauft und gekauft werden – und deshalb im Sinne des Geschäftsgebarens als solche (mit abgelaufener Garantiefrist), … eben nicht verhandelt werden.
Das haben wir ja nun, rein akustisch, verstanden.
Und es ist sicherlich wichtig, der Gerechtigkeit halber nicht unerwähnt zu lassen, dass sowohl der Züchterhaushalt, aus dem Amira stammt und der an den Hundeliebhaber Friedrich II, den Großen anknüpfend, dessen amüsante Wortschöpfung (den märkischen Landstrich charakterisierend) im Zwingernamen trägt, als auch die beiden Vereine, Beileidsbekundungen für die „arme Amira“ abgaben indem sie ihr „baldigste“ Genesung wünschten. Natürlich tut es allen leid, was der kleine Hund da gerade durchmachen muss. Schließlich hat es keiner so gewollt …
Diese vielen guten Wünsche allein, um auch uns zu trösten! … keine Frage. Aber ich bleibe trotzdem nicht mehr Mitglied im PRO-Kromfohrländer-Verein.
Denn Trost alleine, der hilft uns natürlich auch nicht weiter.
Hätten wir uns angepasst und mitgemacht und wären wir Teil des Problems (siehe vorheriger BLOG Nr. 40) geworden, wären wir von Züchterseite zuvorkommender behandelt worden. Da wäre man bestrebt gewesen, die Balance wenigstens halbwegs wieder herzustellen! Das ist Fakt. So aber wurden wir und besonders mein Mann, zum Störfall innerhalb des ganzen, übrigen Vereins. Uns haftet jetzt ein Makel an, der weitreichend wirkt, weshalb wir wohl nie wieder einen Kromi erhalten werden. Und genau deshalb schreibe ich diesen BLOG! Während für mich zwangsläufig der Austritt zum Jahresende feststeht, tut er sich damit noch schwer. ER sieht es einfach nicht ein, der in den Arsch Gekniffene zu sein … Wir sind uneins was immer wieder dazu führt, dieses leidige Thema und die Frage danach, ob denn eine Mitgliedschaft überhaupt noch sinnvoll sei, auf dem Tisch liegen zu haben. Denn als Kritiker eines Sachverhaltes wird man natürlich rein gefühlstechnisch, auf Achterbahnfahrt geschickt, dies vor allem dann, wenn alle Vereinsmitglieder sozusagen in Sippenhaft genommen werden die – „mitgehangen, mitgefangen“ – dann sauer reagieren. Aber es gibt keine Alternative, wenn es besser werden soll. Das Leiden unserer Hündin ließ uns ja nicht unberührt! Ihr verzweifelter Zustand setzte uns ziemlich zu. Ich „Empfindsame“ verfüge sicherlich über ein Zuviel an Empathie, ich leide sicherlich stärker noch und werde von daher von meinen Mitmenschen belächelt, die mich wahrscheinlich auch nicht ohne Grund, genau deshalb als „übersensibel“ aburteilen … was allerdings ANSICHTSSACHE ist. Fakt ist jedoch, dass es uns beide (und nicht nur mich) bei Abholung des kleinen Hundes aus der Klinik, fast umwarf, so kleinlaut und zittrig wie Amira sich verhielt.
Menschenleid und Tierleid – so weit voneinander entfernt ist das nicht!
Deshalb bleibe ich nicht still und möchte mich bitteschön in Vertretung unseres Hundchens hier, auf meinen Seiten, äußern dürfen. Verantwortung zu verdrängen und es dabei mit der Wahrheit nicht so genau zu nehmen zum Nachteil desjenigen, der den Schaden sowieso schon an der Backe zu kleben hat, ist nicht neu, ist aber nach wie vor modern: ZEITGEIST nennt sich das. Es scheint zu einem neuen Trend geworden zu sein, nur noch respektlos die eigene Wahrheit als allein gültige anzusehen und traditionelle Werte wie ANSTAND und VERANTWORTUNG, einfach nicht mehr an sich heranzulassen. Kommt es aber andersherum, dann ist es sehr oft so, dass sich der zuvor Übergriffige überempfindlich und angepisst zeigt, weil andere sich seiner Meinung nach, „fehl“ verhalten würden.
So derart mental durchgeschüttelt, wie wir es waren, als wir mit dem frisch operierten Hund nach Hause fuhren, ging mir zudem noch allerlei anderes durch den Kopf, Gedanken, die mich mürbe und nachdenklich zurück ließen, vielen Leuten aber gar nicht erst kommen. Menschen, die darüber urteilen, dass wir uns ja auch anders hätten (angepasster?) verhalten können und sich über Dritte informieren ließen. Wer in den Sachverhalt aber gar nicht eingebunden war und uns persönlich nur vom Hörensagen kennt, wie soll der oder die beurteilen können, wie unsere Sicht der Dinge ist? Für uns war es denn darum auch weniger ein Problem gewesen, kritisiert zu werden als vielmehr die Tatsache, wie mit unserer Kritik umgegangen wurde. Denn solcherart Besserwisserei und Einmischung ohne genaue Kenntnis zu besitzen, sind sicherlich einem Gruppen-Zugehörigkeitsverhalten, das in Vereinen üblich ist, geschuldet. Sympathie spielt hierbei ebenso eine Rolle wie selbstverständlich auch gewisse Abhängigkeiten, die wahrscheinlich nicht wenige untereinander und miteinander pflegen.
Entschuldigen müssen wir das aber deswegen nicht.
Anstatt auf das Problem als solches einzugehen, wird jetzt nach den Haaren in unserer Suppe gefischt! Damit wird der Unmut, den ein Teil des Vorstands des Vereins uns gegenüber empfindet, gruppenkonform gerechtfertigt und vom Kern des Anstoßes, wird wirksam abgelenkt. Welcher darin besteht, sich an den moralischen Kodex, dem der Verein sich laut Internet verpflichtet fühlt, nicht gehalten, sondern diesen hintergangen zu haben. Denn unser Hund hat dieses Problem, weil es in der Familie (!) liegt und trotzdem gab es mit Amiras Mutter (vom RZV) beim PRO-Kromfohrländer-Verein einen weiteren Wurf.
Die Frage, die sich Leuten nicht stellt, denen das Geld dafür fehlt, um in einem solchen Fall – wie dem unseren – überhaupt tätig zu werden, die stellte sich uns: Muss das denn wirklich sein? Dieser Aufwand! Es handelt sich bei Amira doch nur um einen kleinen Hund! … der das erste Lebensdrittel hinter sich, also vielleicht und mit etwas Glück, noch gute 10 Jahre Lebenszeit vor sich hat. Ja, es handelt sich um unseren Hund. Und deshalb wichen wir diesen Fragen nicht aus. Wir verzichten auf anderes, zugunsten des kleinen Hundes, der uns so viel Freude bereitet. Natürlich wüssten auch wir, was man mit dieser Summe Geldes anderes anstellen könnte, erinnern uns zum Trost konkret aber auch daran, wie sich das anfühlte als Corona herrschte und keiner hinaus durfte oder Besuche nicht möglich waren, als also jeder isoliert zu Hause festsaß. Da hatten wir unseren lustigen Hund! Mit Amira war diese langweilige Zeit ohne jeden Kontakt, trotzdem zu ertragen! Denn mit dem Hundi muss der Mensch – komme was wolle – raus in die Natur, es ging auch mit Corona nicht anders.
Man traf sich unter freiem Himmel zum Beispiel beim Picknick mit Gleichgesinnten.
Jetzt sind die Viren wieder im Anmarsch. Zusätzlich werden wir aktuell an vielen Orten der Welt verstärkt mit Naturgewalten, Migration und vor allem auch mit dramatischem Kriegsgeschehen konfrontiert … die Erde bebt. Und wir haben nichts Besseres zu tun als uns um unseren versehrten Hund zu sorgen? … Nach dem FÜR UND WIDER, dem HIN UND HER, das Jörn und ich immer wieder in Gedanken durchgingen, bevor wir unsere Entscheidung natürlich FÜR Amira endgültig trafen, fragte uns aber bisher niemand! Diese Form von Belastung des Gefühlslebens aufgrund einer viel dünneren Haut, die wir offenbar haben und die durchlässiger ist als bei manch anderen Leuten, interessiert keinen. Den meisten Leuten geht es praktischer Weise nur ums GELD, deshalb reden sie nicht gern von ‚Gefühlen‘ und lassen diese lieber NICHT unter ihre Haut und schaffen sich stattdessen, ein dickes Fell an!
Natürlich bin auch ich in großer Sorge, was das derzeitige Weltgeschehen betrifft! … und werde mich in einem meiner nächsten Blogs dazu äußern.
Ich bin jedoch auch der Auffassung, dass es natürlich völlig gleichgültig ist wie lange der Lebenszyklus eines Lebewesens währt, wenn beurteilt werden soll, ob sich bestimmte Maßnahmen lohnen oder eher nicht. Weil auch Tiere ihr Leben (genau wie wir), in dem nur für sie gültigen Maßstab erleben, was Minute und Stunde, Raum und Zeit, Jugend und Alter und die vier Jahreszeiten betrifft. Weil sie keinen Vergleich zur Länge ihres Lebens in Bezug zu anderen Leben haben, die sie haben könnten, wären sie zufällig keine Hunde, sondern Wale oder Elefanten oder eben Menschen. Wichtig ist allein, dass sie die Fähigkeit besitzen innerhalb dieser, ihrer ureigenen Lebenszeit, Gefühle zu empfinden! Solche wie Glück, Freiheit, Freude und natürlich auch solche einhergehend mit Not und Leiden; Trauer beispielsweise oder Schmerz! Vor allem aber tragen Tiere nicht nur die Fähigkeit zur Fortpflanzung in sich, nein, auch sie sind fähig sich zu verlieben, um dann beieinander zu bleiben und füreinander zu sorgen. Nicht wenige Tiere machen das so. Genau wie wir, die wir auch nicht verglichen werden wollten – mit Schildkröten zum Beispiel, die deutlich älter werden können als wir. Wer möchte mit ihnen tauschen?
Allen Lebewesen ist gleich, ihre kostbare Lebenszeit, die sie auf Erden vergönnt bekommen haben, zur allgemeinen Zufriedenheit zu nutzen. Auch Mammutbäume werden sehr viel älter … trotzdem hacken wir sie um, wenn wir der Meinung sind, ihr Holz verwerten zu wollen, weil wir das können. Der Mensch als das Maß aller Dinge! Damit setzt er sich – faktisch als Vertreter des großen Schöpfers – selbstbewusst auf ein sehr hohes Podest.
Wahrscheinlich beschäftige ich mich mit solchen Gedankenspielen, weil es mein Beruf ständig mit sich bringt, hier weniger direkt – als vielmehr irgendwie schräg von der Seite kommend – an etwaige Probleme heranzutreten. Denn von mir (als Künstlerin) wird erwartet, dem schnöden Mammon abzusagen und stattdessen, mitfühlend und großzügig zu sein. Als sensible Person erahne ich naturgegeben, was mein Gegenüber gerade braucht und sollte ich damit noch hadern, kann es vorkommen, dass ich vorwurfsvoll genötigt werde, meine Begriffsstutzigkeit doch bitteschön abzulegen. Als Erwartungs-Erfüllungs-Gehilfin muss ich mich spätestens dann, in meiner Würde herabgesetzt fühlen, denn es wird erwartet – Fünfe gerade sein zu lassen, der höheren Werte wegen! … obwohl ich das gar nicht möchte und mir das auch nicht leisten kann. Inzwischen greift diese Taktik, mich auf solch erniedrigende Art und Weise klein halten zu wollen, nicht mehr, dann werde ich manchmal recht schroff – weil besonders die letzten fünf Jahre dahingehend, mich ändern zu müssen, sehr lehrreich waren.
Vergleicht man beispielsweise – HUND mit KUNST – ist es immer so, dass der Hundekäufer sich bewusst entschieden hat, einen Welpen abhaben zu wollen. Bei Kunstwerken sieht das mit der Beauftragung schon ganz anders aus; nicht jeder, der über Kunst spricht, verfügt auch über echtes Interesse. Für einige Menschen handelt es sich dann lediglich um einen Vorwand, ihre Potenz demonstrieren zu können. Entsprechend wenige Personen finden ‚echte‘ Freude daran sich tatsächlich mit Kunstwerken auseinander zu setzen, geschweige denn, sich für den Künstler und dessen Arbeit zu positionieren! … was insbesondere umso schwieriger scheint, je anspruchsvoller die Kunst ist.
Uns war von Anfang an klar, dass wir einen solchen Hund wie Amira nicht geschenkt bekommen würden. Wir hatten dies auch nicht erwartet. Und Hundi war dann am Ende sogar noch ein klein wenig teurer als zuvor angekündigt. Des Zusammenhaltes, vor allem aber der „Freundschaft“ wegen und auch unseres gemeinsamen Interesses an Hunden, hätten sie mir jedoch diese Möglichkeit – ihrer Zuchtstätte (für den Garten) ein Kunstwerk zu sponsern – schon ganz gern eingeräumt. So tat man jedenfalls. Aufgrund der vielen, diesbezüglichen „Kleinigkeiten“, die zwar angefragt, jedoch nie in einen Auftrag mündeten und deshalb zwar meine Zeit beansprucht, sich aber nie ausgezahlt haben oder hätten, kamen mir Zweifel. Ein kleiner „Abgrund“ tat sich zwischen uns auf, so kann man das vielleicht anschaulich umschreiben, denn mich verstimmte es immer wieder nur „spitz“ gemacht – jedoch nie abgeholt zu werden! Ich fragte mich – wieso tun sie das, was hat das denn nun wieder zu bedeuten? Die verschiedenen Ebenen am Rande des kleinen Abgrundes, auf denen wir uns noch einige Zeitlang begegneten, nachdem Amiras Problem offen zutage trat, verliefen sich irgendwann buchstäblich im Sande der märkischen Streusandbüchse, das war nach der plötzlich einsetzenden Stille, sicherlich zu erwarten gewesen; Und sie führte ein wenig später dann dazu, dass der Kontakt ganz zum Erliegen kam.
Deshalb gab es, als das Ende bereits in Sicht war, nur noch diese eine Möglichkeit uns nicht zu verlieren; indem wir zur eigenen Zucht animiert werden sollten. Allein Amiras Knie sorgten dafür, dass dieser Plan scheitern musste. Trotzdem fügte Ch. mich ungefragt ihrer Chatgruppe (Jules B-Wurf) hinzu, machte mich auf diese Weise zu einer Komplizin und arrangierte gleichzeitig den Kontakt zu einer Dame mit einem passenden Rüden für Amira, damit diese, trotz ihrer ungünstigen Patella-Diagnose und unter der Hand sozusagen, Welpen bekommen könne – sofern wir das gewollt hätten!
Mir bleibt eigentlich nun nichts weiter übrig als an dieser Stelle angekommen, müde festzustellen, dass es keine Möglichkeit für uns gab, dieser manipulativen Entwicklung zu entkommen.
PATELLA! / LUXATION? / IRRITATION / OPERATION:-) und OVER!
Oder: Wie wir zu einem Freiflug hin zu den unendlichen Weiten des Weltalls gelangten: Mit dem abrupten Ende der vielen Versuche uns einzubinden in diese vermaledeite Züchterei, versagte der Mechanismus leider total, der uns beide bis dato – einer mechanischen Feder gleich – bei der Stange gehalten hatte. Und mit einem Schlag flogen Jörn & ich, wie zwei ins Nirvana geschossene Labormäuse – frei und wieder völlig losgelöst – ins Offene hinaus! Auf und davon und aus den Augen, doch vor allem aber, aus dem Sinn! Dabei konnten wir am wenigsten dafür, dass es so kam wie es kam! Zudem sind ja auch unsere Erwartungen (an einen gesunden Hund!) völlig unter den Tisch gefallen. Trotzdem: Alle anderen geben sich jetzt beleidigt und maulen herum, denn wir sollen die Handlungsmaxime verstehen, die darin besteht, dass sich Menschen nur dann miteinander verbinden, wenn sie etwas gemeinsam haben. Und das muss nicht unbedingt ein Hund sein. Wir sollen deshalb bitteschön jetzt endlich Ruhe geben und einsehen, dass wir draußen zu bleiben haben.
Einen Elon Musk brauchten wir auf unserem Flug zum Mond nicht, auf den sie uns geschossen haben.
Beim Hund – anders als bei Kunstgegenständen – gibt es keine echte, sondern lediglich für den Halter, nur eine rein ideelle Wertsteigerung. Beim Hundi nimmt der Wert mit den Jahren sogar stetig ab und zwar gleich sofort nach dessen Verkauf, Abholung oder Lieferung. Wird Hundchen Retour geschickt, gibt es sogar weniger Geld als zuvor dafür. Der Wert eines Hundes nimmt mit den Jahren ab, weil nun einmal beim Leben, Verschleiß entsteht. Und das, selbst bei sachgerechter Lagerung und wenig Gebrauchsspuren am Artikel – weil ordentlichst erfolgter Benutzung! Trotzdem – der reinste WERTEVERLUST!
Und auch mit zwei äußerst teuren Schrauben in jedem Knie, steigt des kleinen Hundis Wert natürlich nicht. Was für ein Glück, dass wir unsere Amira nicht verkaufen wollen.
Moralisch ist diese Auseinandersetzung nun total verschlissen! Es wäre Sache der Züchter gewesen, sich unserem Anliegen gegenüber vertrauensvoll und von daher aufgeschlossen zu zeigen. Schließlich haben uns Ch. und R. gut kennenlernen dürfen … oder war gerade dieser Umstand womöglich der Grund dafür, davon auszugehen – ungeschoren zu bleiben? Wieder nur so ein vorhersehbares OST/WEST/DINGS/BUMS also? Die fehlende Bereitschaft sich herabzulassen und Kulanz auszuüben und also einen Teil der Kosten zu übernehmen, weil unsere Hündin Amira aus der Zuckersand-Blechbüxe nun einmal ihren Schaden nicht erworben, sondern von Geburt an zu sitzen hat, das brachte mich auf den Gedanken nachzuforschen, warum das wohl so sein könnte:
Ich vermute, die ANGST war einfach zu groß! Denn, wenn man erst einmal damit anfängt, mit dieser formidablen exorbitanten Großzügigkeit, könnte diese womöglich dazu neigen, ausufern zu wollen! Also wirklich, so dreist, wie wir beide (;-) der Jörn und ich veranlagt sind, wo käme man denn da hin? Vor allem, wenn das ALLE so machen würden!
Und das, so muss ich sagen, gibt mir nun doch sehr zu denken, wir sind und wir waren noch nie wie ALLE!
Meine Güte; wie wenig angstvoll und großzügig bin doch ich all die Jahre durch mein bisheriges Leben gekommen! Aber mein Zuvorkommen ist natürlich auch sehr oft nur sehr falsch verstanden worden, das will ich (muss ich) schon zugeben, etwa in der Art und Weise, es nötig zu haben. So reden sie jedenfalls … denn Menschen sind manchmal ausgesprochen uncharmant, wenn sie eine, an sich großzügige Geste, absichtlich anders bewerten … um dann aber ihren Hals trotzdem nicht voll zu bekommen! Solche Menschen sehen die Dinge dann nicht, wie sie sind, sondern sie sehen sie so, wie sie selber sind. Bloß gut: Es sind dann doch wieder NICHT ALLE so! In den dreißig Jahren deutscher Einheit musste ich mir trotzdem eingestehen, dass einem Zuviel an Freundlichkeit mit genauso viel Vorsicht begegnet werden will, wie Unhöflichkeit auch: Sowohl das Eine wie das Andere gehört zum System.
Mir sind darum noch immer diejenigen die Liebsten, die ohne etwaige Absichten zu verfolgen, durchs Leben gehen.
Maren Simon am 17. Oktober 2023
Fortsetzung folgt.