Eine sehr schöne Ausstellungseröffnung liegt hinter mir, voller Euphorie hätte ich gern mehr darüber berichten wollen, doch schob sich innerhalb der letzten Wochen manches an ungewöhnlichen Fakten aus Kultur und Politik dazwischen. Die Vermarktung von Kunst treibt immer dreistere Blüten und eine exorbitante Preispolitik nimmt Dimensionen an, die kaum jemand so richtig nachvollziehen kann. Hier nach Möglichkeiten zu suchen, die dumme Käuferschaft mit zu viel Geld, zu überrumpeln liegt nahe, zumal solche Menschen sich in vielen Fällen nur zu Spekulationszwecken für Kunst interessieren. Blöd für alle, die sich nicht auskennen, aber mitmischen wollen und sich – ohne jedes Gespür – allein auf die Expertise der Vermittler und Händler beim Kunstkauf verlassen.
Ich habe stets den Eindruck vermittelt bekommen, nicht zu genügen oder nur die zweite Wahl zu sein. Eine kleine, lustige Frau, die gern malt und ein bisschen in ihrer Freizeit (von Familie und Broterwerb), mit Tonerde herumwerkelt. Der erste, bei dem ich diesbezüglich einen anderen Eindruck gewonnen hatte, war nun ausgerechnet der Charlottenburger Galerist Michael Schultz gewesen, den man jetzt des Auftrags zur Kunstfälschung eines Gerhard-Richter-Gemäldes verdächtigt. Ich kann das kaum fassen und will es nicht glauben. Muss ich jetzt sogar froh darüber sein, dass ich mit seiner „rechten Hand“, einer Dame meines Alters, so gar nicht klar kam? Zuletzt war ich deshalb auch nicht mehr mit ihr, sondern mit ihm direkt per E-Mail in Kontakt und schickte Fotos meiner neuesten Werke auf seinen PC. Ich habe diesem Galeristen zu verdanken, einen gehörigen „Aufwind“ erhalten zu haben. Denn, dass er sich für meine Arbeit interessierte, sprach sich schnell herum. Eine Art Gütesiegel! Nun sind alle meine Hoffnungen erst einmal zerschlagen worden und ich frage mich, ob ich ein Leben lang ohne Galerist werde auskommen müssen.
Kommunale Galerien sind dem finanziellen Dauerdruck nicht in derselben Art und Weise ausgeliefert, wie ihn die privaten Galerien zu verzeichnen haben. Deshalb können sie sich leisten, entspannter zu agieren, backen aber auch nur die kleineren Brötchen. Als ausstellender Künstler hat man deshalb auch oft vermehrt Aufwand statt Nutzen zu verzeichnen, wenn man es rein finanziell betrachtet. Doch in meinem Fall ist die Ausstellung ein Genuss, denn sie wurde von kluger Hand geplant und ihre ca. siebzig Einzelteile wurden liebevoll drapiert und wirksam in Szene gesetzt. Bis zum 24. November kann sie noch besucht werden.
Mit unserem Hund im Gepäck gestalteten sich die nächsten Tage, auch im nahe gelegenen Hotel, überraschend unkompliziert. Das tat in der Tat gut, denn zuvor musste ich „Steine“ vor meiner Türe in Werder beiseite wälzen. Ich hätte mich nämlich vorab um einen sogenannten „Verkehrssicherer“ bemühen müssen, um gewährleisten zu können, mit dem Transporter zuverlässig bis dicht heran an meine Werkstattüre zu gelangen. Es gibt davor weder einen Fußweg noch eine richtige Straße – nur einen Parkplatz, dessen „regelnde“ Parkordnung per Verkehrsschild, jedoch gern umgangen wird.
Dann schaue ich aus meiner Ladentüre heraus auf die grinsenden Schnauzen der Autos davor. Warum zuvorkommend freundlich, wenn es auch umständlich geht? Gut, dass ich genug Zeit hatte, um meinen Verladeproblemen cool begegnen und eine Notfallstrategie entwickeln zu können.
Als Kunstbetrachter sieht man all das nicht, wenn man mit der Preisliste in der Hand seinen Ausstellungsrundgang tätigt. Wer über Preise nachsinnt, bedenkt nicht das Davor und Danach und auch nicht die Logistik dahinter. Allein die gewichtigen Plastiken zu heben, zwanzig an der Zahl, das kam in meinem Fall einem Kraftakt gleich. Zwei sensible Terrakotten, den „Papst“ und die „Pandora“, transportierten wir mit dem eigenen Auto und als diese beiden letzten Stücke dann endlich auf ihren bereitgestellten Sockeln standen, ohne Schaden genommen zu haben, war das ein erhebender Moment, nicht nur für mich.
Trotz herbstlich-kühler Temperaturen und Nieselregens mit Nebelschleiern blieben wir noch einige angehängte freie Tage in Suhl und fühlten uns gut aufgehoben. Unsere junge Hündin lag in der Hotelbar so gut wie nie unterm Tisch, sondern hatte immer nette Spielkontakte. Mal handelte es sich um eine ganze holländische, hundefreundlich gestimmte Reisegruppe, ein anderes Mal um einzelne Gäste, die selbst einen oder sogar mehrere Hunde dabei hatten. Erschöpft und selig schlief unser Hundchen darum jeden Abend zufrieden in seiner mitgebrachten Box ein. Eine gute Übung für den jungen Hund – auch im Urlaubsmodus zeigte sich unser Pünktchen liebenswürdig, zuverlässig, humorvoll, alltagstauglich und stressresistend.
Zurück fuhren wir über Jena. Unsere Freunde und unser Sohn haben hier ihren Lebensmittelpunkt. Ich wurde spontan eingeladen bei einer „herbstlich“ gestimmten, faszinierenden Tätigkeit „Ecoprint“ genannt, mitzumachen und erlernte bei dieser Gelegenheit das „Blätterauflegen“, indem ich zu meiner Verwunderung meinen eigenen, bereits vorbereiteten Schal, gestalten durfte.
„Ecoprinten“ geschieht unter Zuhilfenahme von gerbsäurehaltigem Blattwerk. Es kommen zuvor gefärbte Stoffe zum Einsatz, auf denen diese Blätter lose angeordnet werden. Ihre Konturen drucken sich später auf der Unterlage effektvoll ab. In Folie wickelt man zuvor alles ein, als würde man einen Strudel zu einem Paket binden wollen und lässt diese Rolle über Dampf längere Zeit garen, zum Beispiel in einem Einwecktopf, da passen mehrere Rollen gleichzeitig hinein. Anschließend erfolgt die Endbehandlung unter fließendem Wasser. Wenn die Blätter ihre färbenden Wirkstoffe mehr oder weniger erfolgreich abgegeben haben, lassen sich ihre Abdrücke deutlich erkennen, mitunter aber auch nur als ein Hauch erahnen. Einige Pflanzen, wie zum Beispiel die Walnuss oder der rotfärbende Eukalyptus, sind sehr präsent, so dass man anschließend sämtliche Blattrippen zählen kann, andere verhalten sich subtiler. So entsteht Spannung, die erstaunen lässt.
Eine überaus reizvolle Technik, die Zartes und Verletzliches passend zur derzeitigen herbstlichen Stimmung, ausdrucksvoll in Szene setzt. Dieser, von den wunderschönen Stoffen ausgehenden Faszination, kann man sich kaum entziehen. Ich spraye Blätter mit der Dose, hier aber sind es echte, lebendige Blätter! Die vielen Schritte, die es braucht, um zu einem erfreulichen Ergebnis zu gelangen, sieht der Laie natürlich auch hier nicht. Hinzu kommt der Aspekt der Nützlichkeit. Benutzertaugliches hat nun einmal nicht teuer zu sein. Doch diese kleinen Kunstwerke sind in meinen Augen ein Stück Luxus. Mitunter muss ein Stoff mehrmals „überprintet“ werden, weil der Zufall nicht immer so freundlich ist, wie erwartet. Auf den ersten Druck kommt in solchen Fällen ein zweiter, manchmal wird auch ein dritter gesetzt. Der verwendete Untergrund entscheidet, neben den unterschiedlichen verwendeten Sorten von Blättern ebenfalls darüber, wie das Ergebnis ausfällt. Wolle reagiert anders als seidene Stoffe, transparentes anders als derb geartetes Material.
Es sind am Ende Wissen und Erfahrung, die den Wert einer gelungenen Arbeit ausmachen.
Gestaltete sich unser Aufenthalt in Suhl eher feucht, so nahm uns bereits während der Rückfahrt über Jena eine wunderbar wärmende Sonne in ihren Bann. Der Rennsteig wirkte wie eine Wetterscheide. Gemütlich ließen wir im herbstlich blühenden Garten unserer Freunde, die letzten Tage und meine Ausstellung in Suhl, Revue passieren. Bevor wir endgültig unsere Rückfahrt antraten, führte uns ein letzter, gemeinsamer Spaziergang in einen beliebten Biergarten an der Saale und hier sollte auch Pünktchen nochmals auf ihre Kosten kommen. Überall Spielgefährten, so auch dort. Zum Erstaunen vieler Zuschauer, die auf der Brücke stehen blieben und belustigt zusahen, veranstalteten die übermütigen Hunde unten drunter eine wilde Verfolgungsjagd im Wasser. Unsere hakenschlagend vorneweg, etwas schwerfälliger die beiden größeren Hunde hinter ihr her.
Auf der Terrasse empfing uns an jenem Abend, als wir schließlich heim kamen, eine wundersam dunstige Stimmung, ganz so, wie im tropischen Regenwald! Feinste Wassertröpfchen hingen verteilt in der Luft und in den Zweigen der Tamariske. Am nächsten Tag konnten wir darum nicht anders, als in die Pilze zu gehen! Zahlreich zeigten sie sich und erfreuen auch jetzt noch, nach Einsetzen des ersten Frosts, den kundigen Sammler, der überall fündig wird. Wir gehen natürlich nicht allein, sondern mit unserem Hund, denn wir versuchen diesem beizubringen, Speisepilze für uns zu erschnüffeln. Der Prozess des Lernens ist jedoch langwierig. Noch findet Pünktchen leider sämtliche Pilzsorten, auch die psychedelischen, gleichermaßen interessant!
Moose und Flechten haben sich erholt, es ist jetzt im nebeligen Wald einfach wunderbar. Dennoch, für manchen Baum kam die erfreulich reichhaltige Feuchtigkeit der letzten Wochen leider zu spät. Wir standen kürzlich vor einer Fichte die sich vollkommen ihrer noch grünen Nadeln entledigt hatte. In Schichten lagen sie, wie ein weicher Teppich, unter dem Baum und um dessen Stamm herum verteilt. Durch diesen zog sich ein langer Spannungsriss von unten bis weit nach oben. Ich verfolgte seinen Verlauf und traute meinen Augen kaum: die letzten Äste des alten Baumes lebten noch! Wie eine Fahne erhob sich dieses „Restbäumchen“ oberhalb des toten Geästes und trotzte dem Wind, der über die danebenstehenden, ebenfalls langsam dahinsiechenden Gefährten strich. Ein Bild, das mir sämtliche Tränen in die Augen trieb. Mein Herz krampfte und die Kehle schnürte sich mir zu und so ließ ich sie laufen in dem Bewusstsein, hier nichts tun zu können.
Je weiter nördlich man kommt, umso anhaltend trockener und heißer scheint es zu werden. Im Land Brandenburg findet tatsächlich gerade eine dramatische Wandlung statt, genauso, wie es von der Wissenschaft vorausgesagt worden ist. Nicht so im Thüringer Wald, hier sehen die majestätischen Baumriesen noch intakt aus. Im dunstigen Nebel erschienen sie uns, wie hintereinander aufgestellte, sanfte Schatten und es roch wunderbar würzig. Wenn wir der Filmindustrie Glauben schenken, dann ist unser aller geheimnisvolle Waldwelt irgendwann Geschichte. „Regen“ wird dann ein Fremdwort für uns sein und wenn dann erst eine glühende „Dauersonne“ in aller Brutalität auf unseren Landstrich herniederscheint, werden wir uns nur noch – verhuscht wie Kellerasseln und Küchenschaben – vor dem gleißenden Licht und der sengenden Hitze überall, gesellig in kühlen und dunklen Schutzräumen verstecken können. Das klingt nach der Überlebensmaxime eines Grafen Dracula; auch der soll ja kein Sonnenlicht vertragen haben, weshalb er die hellen Stunden des Tages, in seiner muffigen Gruft verschlief.
„Schmutzende“ und verschattende Bäume, auch solche, die reichlich Früchte tragen oder Laub abwerfen, werden unseres Klimanotstandes zum Trotz, neuerdings leider sehr häufig wenig kulturvoll gestutzt. Ich meine nicht die Straßenbäume, die „gesundgeschnitten“ wurden und deshalb manchmal wie verstümmelt wirken, sondern ich wundere mich über diese aufkommende „Mode“, dem Wachstum von Douglasien, Fichten oder Tannen, deren Erscheinungsbild anfangs sehr „knuffig“ später aber zu üppig ausfällt, Einhalt zu gebieten, weil sie ihr „Versprechen“, so gefällig wie in jungen Jahren zu bleiben, einfach nicht halten wollen! Sie wollen in zu dichter Ansammlung und in Reihe angepflanzt, bei zu starkem Wasserverbrauch viel zu hoch hinaus! Oben wird gekappt, aber die unteren Wedel bleiben dran. Manchmal steht nur noch der Stamm – nackt und ohne alles da, was ich ziemlich halbherzig finde. Grausam und brutal in jedem Fall. Beliebt ist auch die Methode bei sehr alten Obstbäumen durch rabiate „Verjüngung“ einer „Vergreisung“ entgegen zu wirken. Es sieht dann in der Dämmerung für mich so aus und beflügelt meine Phantasie, als wären das menschliche Kreaturen, die ohne ihr Haupt, dafür aber mit mehreren amputierten Armen und auf einem Fuße stehend, kläglich am Leben gehalten werden. In Würde altern dürfen diese versehrten Bäume jedenfalls nicht, denn der reiche Ertrag ist ihr Job.
Welches Grün hat in unserer Region noch eine Zukunft? Als ich Mitte der 90-iger Jahre darüber nachdachte, versuchte ich bereits damals schon, der zunehmenden Trockenheit mit entsprechendem Bewuchs rund ums Haus, zu begegnen. Das Ergebnis heute nun, ist ein üppiger, schattenspendender und ungewöhnlich vielseitiger „Waldgarten“. In ihm wachsen für unsere Tiere verschiedene vogelfreundliche, beerentragende Sträucher und kleinere Bäume, auch einige große, wie der Walnussbaum oder die beiden Lärchen. Hier tummelt sich neuerdings zu unserer Freude sogar eines der schützenswerten, rothaarigen Eichhörnchen herum. Im Nussbaum ranken Strauchrosen und am Haus der Blauregen. So dichtes Grün ist aber nicht jedermanns Sache. Wer die direkte Sonne liebt, muss andere Lösungen finden. Mir bleibt nur die Hoffnung, dass die Natur sich in jedem Fall zu helfen weiß.
Wir sollten sie hierbei vermehrt unterstützen. Manchmal denke ich voller Sarkasmus, wir vernunftbegabten Kreaturen müssen endlich die Option in Erwägung ziehen zahlenmäßig auf weniger, anstatt auf mehr Wachstum, zu setzen. Auf diesen Einfall kamen auch „Die Ärzte“, deren neuesten Song „Abschied“ ich kürzlich erst im Radio hörte. Parasiten werden immer und überall durch ihre Anzahl zum Problem! Bei allen vermeintlichen „Schädlingen“ und „Unkräutern“ ist das so, weshalb die meisten Menschen diesen erfolgreichen, tierischen Spezialisten und pflanzlichen Überlebenskünstlern, auch so feindlich gesonnen gegenüber stehen.
Ganz aktuell sei der gemeine Buchsbaumzünsler genannt, aus dem an sich ein schöner Falter wird, wenn er ausgewachsen ist. Zum Problem wird seit einigen Jahren sein klimabedingtes, massives Auftreten häufig auf beschnittenem Buchs, wobei die Raupen die wertvollen Buchsbaumbüsche leider in kürzester Zeit total kahl fressen. Dem umtriebigen Zünsler ist kaum beizukommen, denn er will nur Buchsbaumblättchen fressen, nichts anderes. Weniger Individuen des Buchsbaumzünslers bedeuteten eindeutig weniger Stress für den „Planeten Buchs“. Und weniger von uns, darauf wiesen die Grünen bereits 2002 hin, bedeuteten für unseren Planeten mehr Aussicht auf ein gesünderes Klima durch weniger Raubbau an der Natur. „Los komm, wir sterben aus, denn das ist besser für die Welt“, „alles ist besser, als ein weiterer Tag, an dem wir den Planeten ruinieren“…
Deutlich WENIGER brächte Entspannung.
Weniger Straßenverkehr, weniger Müll und weniger Klamotten (Kleidung die völlig intakt, weggeworfen wird), weniger benötigte Nahrungsmittel, weniger Futtermittel- und geringerer Wasserverbrauch, weniger schädliche Klima- und Kühlanlagen, weniger Schornsteine (und darum weniger dicke Luft), weniger Abwasser und Fäkalien, weniger Landwirtschaft, Chemie und Umweltgifte, weniger Lärm und weniger Lichtverschmutzung, weniger Versiegelung (mit Stein und Beton = weniger Hitzestau), weniger Schadstoffe im Boden und dafür wieder wahre, natürliche Schönheit! Wie im Paradiesgarten mit Insekten, Vögeln, wilden Pflanzen und überhaupt, wieder mehr Artenreichtum, zu Wasser zu Land und zur Luft. Es geht uns (in unseren Breiten) einfach viel zu gut, darum merken wir erst dann, wenn es bereits zu spät ist, was wir verloren haben!
Eine blühende Wiese ist eine einzige Freude für den, der Sehen gelernt hat!
Was ist doch der „böse“ Zünsler für ein harmloser Geselle, im Vergleich zu der sorglosen Spezies Mensch! Gibt man die Kombination „Zünsler“ und „Buchs“ bei Google ein, erfährt man einiges über ein erfolgreiches Insekt und über äußerst verärgerte Menschen, die sich anscheinend nur noch mit Chemie dagegen zu helfen wissen. Hat der Zünsler seine Buchsbaumwelt kahl gefressen, zieht er weiter. Aber der Buchs treibt mit etwas Glück wieder aus und kann sich regenerieren! Spatzen helfen ihm dabei, indem sie die Raupen gezielt absammeln und an ihre Jungen verfüttern. Vater Lups lässt grüßen! Die Natur bekommt es in den Griff, solange die Balance stimmt.
Wenn nun aber leider der Bezug zu den Ursprüngen verloren gegangen ist, wird kein einziger Gedanke an das erfolgreiche Wachstum eines kleinen, lästigen Unkrauts, das sich mit Freude zwischen Beton und Flusskieselaufschüttung im Vorgarten angesiedelt hat, verschwendet – schon gar nicht ein von Mitleid oder Achtung getragener. Solange der Rasen im stetigen Wechsel von Wässern und Mähen, teppichgleich und üppig gedeiht, ist alles gut. Sauberkeit, Ordnung und Übersichtlichkeit, sagt „Meister Propper“, das sind nämlich die drei wesentlich wichtigsten Aspekte im Leben des gewöhnlichen und „gemeinen“ Homo sapiens. Seinen keimfreien, möglichst sterilen Standard unter allen Umständen zu erreichen und vor allem auch zu halten, erklärt uns besonders gern im Vorabendprogramm die Putzmittelindustrie zur einzigen, minimalistischen Aufgabe im Leben desselben. Und nach uns dann, die Sintflut!
An jenem Tag im Belziger Forst, als wir die sterbenden Fichten in Lübnitz beweinten, wurde mir und meinem Mann schlagartig bewusst, dass der vorausgesagte „Tipping Point“ an manchen Stellen im Land Brandenburg bereits überschritten und eine Umkehr hier nicht mehr möglich ist.
Maren Simon am 23.Oktober/13. November 2019
Sehens-, Fühlens-, und Hörenswert:
„Es lebt!“, Film des Regisseurs Rene Daalder von 1997
Herbstblattdrucke auf Stoff aus der „textil WERK statt“. Kontakt über: http://www.katrinknape.de
„Silberfische in meinem Bett“, äußerst humorvoller Beitrag! Lied von „Fettes Brot“. Wunderbar genuschelter und eilig vorgetragener, hintersinniger Text. Deswegen einer meiner Favoriten in der Musikbox. Im dazugehörigen Video treibt zwar ein Insektenvernichterteam mit viel Sprühnebel sein Unwesen, aber sie bleiben ohne Erfolg. Die Kakerlake gewinnt.
„Die Ärzte“ sarkastisch zum Thema Klimawandel: „Abschied“, 2019.